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Rolf Torring 057 ~ Im australischen Busch

Rolf Torring 057 ~ Im australischen Busch

Titel: Rolf Torring 057 ~ Im australischen Busch
Autoren: Hans Warren
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umklammerte ihn mit den Vorderbeinen.  
      Im ersten Augenblick hätteich beinahe gelacht, denn ich erkannte sofort, daß es ein Riesenkänguruh war. Es handelte sich wohl um einen sogenannten „old man", wie ihn die Australier bezeichnen, eins der älteren Männchen, die sich nach der Paarungszeit von der Herde zu trennen pflegen, um im Wald ein einsames Leben zu führen.  
      Dieser „old man" hätte wohl nie daran gedacht, Pongo so stürmisch anzugreifen, wenn er nicht durch das plötzliche Erscheinen unseres Gefährten überrascht worden wäre. Pongo ließ sich durch diesen plötzlichen Angreifer nicht verblüffen. Er umklammerte den Hals des Känguruhs, das beinahe ebenso groß war wie er, und suchte es zur Seite zu werfen. Dadurch bewahrte er sich vor einer großen Gefahr, die er selber wohl kaum ahnte. Die Känguruhs tragen nämlich am vierten Zeh ihrer kräftigen, langen Hinterbeine einen mächtigen, langen Nagel, mit dem sie einem Menschen leicht den Unterleib aufreißen können. Dieses Känguruh hatte bereits sein linkes Hinterbein erhoben, um seinen Gegner mit der gefährlichen Waffe unschädlich zu machen.  
      Durch Pongos plötzliche Bewegung zur Seite verlor es aber den Halt auf dem rechten Hinterbein und mußte das bereits zum Schlage erhobene wieder niedersetzen. Die Bewegungen der beiden Ringenden waren aber so schnell, daß wir unmöglich einen Schuß anbringen konnten, ohne dabei Pongo zu gefährden. Wieder fuhr das linke Hinterbein des Riesentieres hoch, schon wollte ich, trotz der Gefahr für Pongo, einen Schuß abgeben, da erklangen hinter dem Gebüsch, an dessen Rand der Kampf stattfand, dumpfe Hufschläge.  
      Ein bärtiger Reiter mit mächtigem Schlapphut tauchte auf, stutzte sekundenlang, als er dieses eigenartige Bild sah, dann griff er an den Bauch seines Pferdes, löste blitzschnell den einen schweren Steigbügel und brauste im Galopp auf die kämpfende Gruppe zu. Dabei schwang er den Steigbügel an dem kurzen Lederriemen um den Kopf. Ganz dicht hinter dem Känguruh raste er vorbei, beugte sich etwas aus dem Sattel und ließ seine eigenartige Waffe niedersausen.  
      Wie vom Blitz getroffen, rollte das Känguru auf die Erde. Ich hatte schon von dieser eigenartigen Waffe der Australier gehört, jetzt aber zum ersten Male Gelegenheit, sie in ihrer Wirksamkeit zu sehen.  
      Pongo starrte ganz verblüfft auf das gefällte Känguruh, dann auf den Reiter, der sein Pferd herumgerissen hatte und jetzt in leichten Trab auf uns zukam.  
      Dicht vor uns parierte er das prächtige Tier, schwang sich aus dem Sattel und trat auf uns zu.  
      "Guten. Tag, meine Herren," sagte eine uns wohlbekannte Stimme, „ich freue mich, Sie wiederzusehen. Noch mehr freut es mich aber, daß ich dem treuen Pongo einen kleinen Dienst erweisen konnte."  
      „Guten Tag, Herr Pearce," sagte Rolf nach einer Weile und schüttelte herzlich die dargebotene Hand. „Alles hätte ich vermutet, aber nicht, daß ich Sie hier treffen würde."  
      Lionel Pearce, jetzt fiel es mir auch wie Schuppen von den Augen. Nur der Bart, den er sich in den drei Wochen seit unserer Trennung hatte wachsen lassen hatte mich getäuscht. Wie kam nun dieser Mann, den wir in einer Felsenhöhle der Magelhans-Straße getroffen und bis Port Argentini mitgenommen hatten, hierher in den australischen Busch?  
      Gerade nach Australien dessen Polizeibehörden einen Preis auf seinen Kopf gesetzt hatten, weil er angeblich seinen Schwager ermordet haben sollte? Das hatte uns der Polizeichef von Buenos Aires erzählt,  
      Pearce war uns wohl von Anfang an geheimnisvoll vorgekommen, aber wir hatten nie daran geglaubt, daß er tatsächlich dieses Verbrechen verübt haben könnte. (Siehe Band 56.)  
      Ich begrüßte ihn jetzt ebenfalls herzlich, auch Pongo kam heran und streckte ihm bescheiden mit einigen Dankesworten die Hand entgegen, die Pearce kräftig schüttelte.  
      „Ich freue mich wirklich, meine Herren," sagte er nochmals, „ich hatte es mir direkt gewünscht, Ihnen wieder zu begegnen. Sie werden erstaunt sein, daß Sie mich gerade in Australien treffen, in Buenos Aires werden Sie doch sicher erfahren haben, daß ich hier wegen Mordes verfolgt werde. Nun, ich will den wahren Mörder suchen."  
      „Und dabei werden wir Ihnen gern helfen," rief Rolf sofort, „als es uns der Polizeichef drüben erzählte, war es für uns sofort klar, daß Sie fälschlich bezichtigt waren. Doch wie sind Sie so schnell
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