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Rolf Torring 041 - Vogelfrei

Rolf Torring 041 - Vogelfrei

Titel: Rolf Torring 041 - Vogelfrei
Autoren: Hans Warren
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trocken wurde, aber unsere Augen wurden wieder klar.
    Natürlich hatten wir versucht, uns gegenseitig möglichst aufzuheitern, und Pongo entwickelte uns seine Pläne, wie wir weiter flüchten müßten.
    Vor allem nicht vorwärts, meinte er. Und damit hatte er vollkommen recht, denn dann kamen wir zwischen Tanganjika- und Viktoriasee wieder auf belgisches Gebiet. Ostwärts kamen wir an die Küste, und das durfte auch nicht sein, denn dort würden die Engländer natürlich auf uns warten, also südwärts, nach Mozambique zu. Das war portugiesischer Besitz. Dort winkte die Rettung!
    Aber so ganz ohne Waffen durch die Wüste? Das war doch auch gefährlich, denn wir waren ja schutzlos den wilden Tieren preisgegeben!
    Doch hatten wir die Flucht auf diese Gefahr hin einmal begonnen, so mußten wir schon sehen, wie wir uns weiter halfen.
    Unsere Lage war so, daß wir die Bodenwelle vor uns und das Buschwerk, durch das wir geflüchtet waren, übersehen konnten. Wir warteten fieberhaft, daß die suchenden Askaris auftauchen würden, bisher hatte sich jedoch niemand sehen lassen.
    Plötzlich durchdrang ein unheimlicher Ton die Stille.
    Wie fernes Donnergrollen durchzitterte er die Luft.
    Rolf und ich sahen uns in bangem Schreck in die Augen. Nur zu gut wußten wir ihn zu deuten.
    „Simba!" sagte Pongo betroffen, und an seiner Stimme merkte ich, auch er war unangenehm überrascht.
    Simba, der Herr der Wüste, der König der Tiere! Der Löwe brüllte!
    Mein erster Gedanke war, aufzuspringen und geradewegs der Bodenwelle zuzueilen, hinter der der Zug stand. Dort waren wir unseres Lebens sicher!
    Die Folgen unserer Flucht und alles andere, was uns in der Gefangenschaft erwartete, erschien mir plötzlich so lächerlich gering. Wenn wir hier verharrten, bestand die entsetzliche Gefahr, von dem Löwen gerissen zu werden.
    Pongo schien zu ahnen, was in meiner Seele vorging. „Massers ganz ruhig bleiben." sagte er ohne jegliche Aufregung. „Aufstehen und fortlaufen nicht gut. Simba Hunger!" Doch seine Worte waren absolut nicht dazu angetan, mich zu beruhigen.
    „Simba Hunger!" Pongo erkannte es zweifellos aus dem Klang der Stimme. Aber gerade dann war unsere Lage doch erst recht sehr gefährlich! Dann suchte die Bestie nach Nahrung und würde uns bald gewittert haben!
    Es schien, als ob Pongo meine Gedanken erriet.
    „Simba Nase nicht gut," sagte er, womit er meinte, daß der Löwe nicht das feine Witterungsvermögen habe wie zum Beispiel die Wolfsarten. „Aber gut sehen. Wenn Massers laufen, Simba hinterher und einholen!"
    Nette Aussichten waren das, die Pongo uns da eröffnete.
    „Ich würde entschieden vorziehen, zu den Engländern zurückzulaufen, wenn ich wüßte, daß wir noch bis dahin kommen würden," meinte Rolf. „Unsere Flucht war reichlich übereilt."
    „Recht hast du schon, Rolf," stimmte ich ihm zu. »Aber ob wir noch Zeit haben zur Flucht?"
    „Pongo," wandte ich mich an ihn, „der Löwe ist doch noch weit entfernt?"
    Wie zur Antwort, erscholl in dem gleichen Augenblick der unheimliche Ton abermals.
    „Man hört es, daß der Löwe noch weit ab ist. Vielleicht kommt er auch garnicht erst her!" meinte Rolf.
    Doch unser Pongo war anderer Meinung.
    „Simba nicht weit," belehrte er uns. „Wenn stehen, ganz laut. An Erde liegen, nicht hören!"
    Er dämpfte seine Stimme, als wenn er fürchtete, daß der Löwe ihn schon hören könne. Doch das war sicher übertriebene Vorsicht.
    Wenn wir uns wenigstens hätten umdrehen können! So aber war die Ungewißheit unerträglich.
    Ich hatte seit einiger Zeit beobachtet, daß Pongo unausgesetzt zu der Bodenwelle hinüberstarrte. Auch Rolf wurde aufmerksam.
    „Was siehst du?" fragte er leise.
    Pongo deutete mit den Augen voraus. „Askaris kommen. Ganz klein. Bald größer werden!"
    Pongo meinte, daß die Askaris erst wenig mit ihren Köpfen die Bodenwelle überragten, aber dann wurden sie zusehends größer. Zwei . . drei . . vier Mann wurden sichtbar. Jetzt sah man sie ganz, und sie blieben auf dem Kamm des Hügels stehen, Umschau haltend. Wir konnten erkennen, daß sie sich gestikulierend unterhielten. Würden sie weiter auf uns zukommen?
    Da plötzlich sahen wir, wie sie ihre Gewehre von der Schulter rissen. Hatten sie uns gesehen?
    Doch das war unmöglich. Der Abstand von uns bis zu ihnen betrug annähernd eintausend Meter. Wir waren nur winzige Flecke in der weiten Landschaft.
    Aber da wußten wir plötzlich, was die Ursache gewesen; seitwärts von uns erscholl ein
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