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Rolf Torring 041 - Vogelfrei

Rolf Torring 041 - Vogelfrei

Titel: Rolf Torring 041 - Vogelfrei
Autoren: Hans Warren
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Er war für uns vollständig Luft.
    Die Soldaten hatten es sich ebenso bequem gemacht wie wir. Ihre Gewehre hatten sie in die Netze gelegt, und der Gedanke, daß sie diese vor Ankunft in Dar-es-Salam herausnehmen müßten, kam ihnen garnicht.
    Die Landschaft, die wir den ersten Tag durchfuhren, war Flachland. Gleich hinter Udjidji war allerdings ein Höhenzug, aber den Zug, kaum daß wir eingestiegen, schon wieder zu verlassen, das konnten wir unseren Begleitern nicht antun. Das wäre reichlich unhöflich gewesen, da sie alle doch sehr nett zu uns waren und sich mit uns unterhielten. Besonders mit dem Offizier, der den Auftrag hatte, uns ordnungsgemäß an unserem Ziel abzuliefern, ließ sich angenehm plaudern.
    Und hier, wo man die Gegend weithin übersehen konnte, hätte eine Flucht keinen Erfolg versprochen.
    So verging der erste Tag, und auch in der Nacht wagten wir nichts zu unternehmen, denn da saßen uns Soldaten mit entsicherten Pistolen gegenüber, und mit denen wollten wir es nicht verderben.
    Am zweiten Tag aber waren die Aussichten schon günstiger. Das Terrain war bergig und zerklüftet, und wir warfen uns manchmal verstohlene Blicke zu. Oftmals kamen wir durch Strecken, wo der Bahndamm zu beiden Seiten mit Buschwerk bewachsen war, und in der Nähe, wenige hundert Meter entfernt, begann das Felsengebirge.
    Aber wir konnten doch nicht einfach zur Tür eilen und abspringen! Es bedurfte einer Ablenkung der Soldaten durch irgendeinen Umstand, und vergeblich grübelten wir darüber nach, wie wir auf unauffällige Weise, ohne daß die Absicht bemerkt würde, eine solche Situation schaffen könnten.
    Darüber sprechen konnten wir ja nicht, und wir durften auch die Soldaten nicht merken lassen, daß wir uns geheime Zeichen gaben. Dann wären sie mißtrauisch geworden.
    Ja, unter Umständen mußten wir eben den Soldaten nach Dar-es-Salam folgen.--
    Da, plötzlich, ohne unser Zutun, kam die erhoffte Gelegenheit. Und zwar kam die Hilfe von einer Seite, von der wir sie am allerwenigsten erwartet hatten.
    Im Nebenabteil erscholl plötzlich lauter Lärm. Die Soldaten schrien durcheinander, und die Leute, die uns bewachen sollten, stürzten zur Verbindungstür.
    Ich warf einen Blick durchs Fenster: da lief Mohammed Tip quer über die schmale Lichtung dem rettenden
    Dickicht zu!--
    Es war, als ob der gleiche Gedanke auf uns alle übersprang: jetzt war der Augenblick gekommen, den wir ausnutzen mußten!
    Unser Wagen war der letzte der drei. Die Soldaten, die auf der hinteren Plattform gestanden hatten, drängten sich herein.
    Der Weg zur Flucht war frei!
    Ohne Besinnen waren wir mit wenigen Schritten draußen, sprangen in voller Fahrt ab — und fielen hart auf den sandigen Boden, wenigstens Rolf und ich.
    Pongo, der uns gefolgt war, verstand die Sache besser. Obwohl er das Experiment wohl zum ersten Mal in seinem Leben gemacht hatte, kam er auf seine Füße zu stehen und eilte im gestreckten Lauf zu uns zurück.
    Doch nur einen Augenblick lagen wir an der Erde. Dann sprangen wir empor und rannten, so schnell wir konnten.
    Wir hatten Glück. In geringer Entfernung standen einige Büsche, an die sich ein größerer Buschwald anschloß, und weiterhin war das zerklüftete Gebirge!
    Plötzlich, wir hatten die nächsten Büsche noch nicht erreicht, knallten Schüsse hinter uns her.
    Nun, darauf waren wir gefaßt. Aber wir rechneten damit, daß die Soldaten nicht genau zielen konnten, denn der Wagen schleuderte stark. Wir glaubten nicht, daß sie abspringen würden, bevor der Zug hielt. Auch nahmen wir uns nicht die Zeit, uns umzuschauen, konnten uns aber vorstellen, wie sie jetzt aus den Fenstern und von der Plattform aus hinter uns herfeuerten. Schon hatten wir den niederen Wald erreicht, der Schutz gegen Sicht bot. Es mußten Zufallstreffer sein, wenn eine Kugel den Weg zu uns fand.
    Aber wir waren keinesfalls gerettet! Jetzt mußte der Zug schon halten, die Soldaten würden wie eine losgelassene Koppel Jagdhunde unsere Spur aufnehmen, und es würde ein Wettlauf ums Leben werden.
    Sowie sie uns sahen, würden sie uns aufs Korn nehmen und wie ein Stück Wild abschießen. Jetzt waren wir vogelfrei! —
    Bei unserer Flucht blieb Pongo hinter uns, wahrscheinlich, um uns eine gewisse Sicherheit zu geben. Daß wir so schnell laufen würden, wie es uns irgendwie möglich war, wußte er.
    Würden wir wirklich die rettenden Felsschluchten erreichen, bevor unsere Verfolger heran waren? Fast bezweifelte ich es, denn sicher gab es
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