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Rolf Torring 041 - Vogelfrei

Rolf Torring 041 - Vogelfrei

Titel: Rolf Torring 041 - Vogelfrei
Autoren: Hans Warren
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darüber verständigt, und das erwies sich bald als sehr zweckmäßig.
    Während Rolf verhört wurde, mußten wir draußen warten, und die Zeit wurde uns recht lang, wußten wir doch nicht, ob unsere Vernehmung zu unseren Gunsten ausfallen würde.
    Eine Viertelstunde mochten Pongo und ich gewartet haben, als Mohammed Tip ebenfalls hereingeführt wurde. Er würdigte uns keines Blickes, sondern stellte sich mit untergeschlagenen Armen ans Fenster.
    Dann endlich wurde ich vorgelassen. Rolf konnte im Zimmer bleiben.
    Der Kommandant, der uns vernahm, stellte seine Fragen in kurzer Form, doch war er nicht unfreundlich.
    „Von wo kamen Sie, bevor Sie sich der Karawane Mohammed Tips anschlossen?"
    „Wir kamen von Belgisch-Kongo," entgegnete ich wahrheitsgemäß.
    „Von wo da?"
    „Wir haben das ganze Urwaldgebiet durchforscht. Über den Tanganjikasee kamen wir über die Grenze."
    „Dasselbe hat schon Ihr Freund ausgesagt. Und Ihre Papiere? Der Paß?"
    „Wir haben viele Abenteuer erlebt und sind wiederholt von Eingeborenen belästigt worden. Dabei sind uns unsere Ausweise abhanden gekommen."
    Der Offizier nickte.
    „Das ist möglich," entgegnete er. „Ihren Diener brauche ich nicht erst zu fragen, sicher wird er dasselbe sagen. Nun zu der Sache, die Mohammed Tip gegen Sie vorbringt. Sie sollen die Eingeborenen gegen seine Karawane aufgewiegelt und die Wanjamwesi veranlaßt haben, ihn zu überfallen. Tatsächlich ist dieser Überfall erfolgt, und zwar waren es größtenteils Leute aus Kawele. Ich habe eine strenge Untersuchung eingeleitet, denn wenn die englische Regierung ihm den Durchzug gestattet hat, so hat sie auch für seine Sicherheit zu sorgen. Streiten Sie ab, den Überfall inszeniert zu haben?"
    Ich blickte den Offizier an und erwiderte: „Ich hatte noch nie etwas von Mohammed Tip und seinen Leuten gehört. Aus welchem Grunde sollte ich ihm wohl feindlich gesinnt sein?
    übrigens bedarf es, um einen solchen Überfall zu organisieren, einer gewissen Zeit. Wie sollte uns das möglich gewesen sein, da wir doch erst am Tage vorher die Grenze überschritten hatten. Wir konnten unmöglich in dieser kurzen Zeit von der Übergangsstelle nach Udjidji marschieren und dann noch den weiten Weg zurücklegen, um die Karawane zu erreichen."
    „Das leuchtet mir ohne weiteres ein. Aber nun kommt der Schwerpunkt der ganzen Angelegenheit, mit der die Anklage steht oder fällt: wie wollen Sie beweisen, daß Sie erst vorgestern über den Tanganjikasee gekommen sind?" entgegnete der Offizier.
    Ich sah den Offizier verblüfft an, und meine Augen wanderten zu Rolf. Ja, wie sollten wir das beweisen?
    Scheinbar belustigt sah der Offizier von einem zum andern.
    „Ja, meine Herren, die Sache ist faul," sagte er mit gutmütigem Humor. „Nicht wahr, es fehlen Zeugen. Und es wird schwer halten, diese beizubringen."
    „Allerdings," ergriff Rolf das Wort, „aus dem einfachen Grunde, weil niemand bei unserer Landung zugegen war.
    Aber nach Lage der Sache ist es doch ganz ausgeschlossen, daß wir, selbst wenn wir schon längere Zeit auf englischem Gebiet gewesen wären, uns derartige Ungelegenheiten bereitet hätten!
    Vor allem wären wir doch nicht zu Mohammed Tip ins Lager gekommen, sondern hätten den Ausgang des Kampfes außerhalb der Gefahrenzone abgewartet!"
    „Sehr richtig. Das meine ich auch," stimmte der Offizier zu. „Aber auch ohne diesen logischen Schluß bin ich überzeugt, daß Sie an dem Überfall nicht beteiligt waren."
    Erleichtert atmete ich auf.
    „Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen, Herr Oberst," erwiderte ich mit einer leichten Verbeugung. Den Rang des Offiziers glaubte ich richtig gewählt zu haben, jedenfalls korrigierte er die Bezeichnung nicht.
    „Sprechen Sie nicht von Vertrauen," antwortete er, um einen Schein kühler. „Ich habe nämlich sehr reale Unterlagen für meine Vermutung.
    Mir ist da von der belgischen Regierung mitgeteilt worden, daß ein gewisser Mister Torring, Mister Hans Warren und ein riesenhafter Neger auf der Strecke zwischen dem Ugalla-Fluß und Udjidji den Tanganjikasee überschreiten würden. Wenn ich die Zeit nachrechne, die zwischen der Aufgabe der Meldung und Ihrer Ankunft liegt, so können Sie sich nicht mit den Sachen befaßt haben, die Ihnen der Araber zur Last legt." Der Mann hatte sehr langsam und bedächtig gesprochen und die Wirkung seiner Worte auf uns dauernd beobachtet. Es schien ihm ein Vergnügen zu bereiten, uns das zu sagen.
    Wortlos sah ich zu Rolf hinüber, und meine
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