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Rolf Torring 032 - In den Urwaeldern des Amazonas

Rolf Torring 032 - In den Urwaeldern des Amazonas

Titel: Rolf Torring 032 - In den Urwaeldern des Amazonas
Autoren: Hans Warren
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des Zuges bildete, schleuderte und hüpfte sehr bedenklich.
    Aber endlich mußte der Führer die Geschwindigkeit doch vermindern, denn am zweiten Tage mußten wir einen ziemlich hohen Gebirgszug überwinden. Immer langsamer schraubte sich der Zug hoch, und wir genossen einen wunderbaren Rundblick auf die weiten, dunklen Wälder unter uns, zwischen denen nur die zahlreichen Flüsse ihr Bett gegraben hatten.
    Endlich hatten wir den Grat überwunden, und jetzt ging es bergab.
    „Wir werden sogar schon bald in Tupicambas sein," meinte der Professor, „der Lokomotivführer ist bisher schon sehr schnell gefahren und scheint sich jetzt noch übertreffen zu wollen. Donnerwetter, er hat wirklich eine ganz tolle Geschwindigkeit."
    Das war aber auch wirklich der Fall. Unser Wagen schwankte wie ein Kahn im Sturm, und obwohl die Bremsen laut kreischten, flogen wir förmlich um scharfe Kurven herum. Einige kleine Flüsse passierten wir auf geländerlosen Hängebrücken, die so dünn waren, daß uns angst und bange wurde.
    Immer enger und tiefer wurde das Tal, in das wir hineinfuhren, hier begann schon wieder der dichte, dunkelgrüne Urwald im Zauber seines Orchideenschmucks.
    Wir schossen mit unheimlicher Geschwindigkeit durch dieses Tal. Wir glaubten, daß die eigentliche Gefahrenzone für den Zug, die schwierigen, scharfen Kurven dicht am tiefen Abgrund, vorbei seien, und freuten uns schon, da wir nach Ansicht des Professors bei diesem Tempo ungefähr in einer Stunde in Tupicambas sein mußten.
    Doch man soll nie den Tag vor dem Abend loben! Mit unheimlicher Geschwindigkeit fegte der Zug aus dem Tal heraus, links neben uns blinkte wieder der breite Spiegel des Madeira, der jetzt bald in den Amazonas einmünden würde.
    Da gab es aber noch eine sehr scharfe Kurve, die der Zugführer entweder nicht kannte, oder die er in ganz schneidiger Manier nehmen wollte. Das machte aber der Zug nicht mehr mit. Es gab einen gewaltigen Ruck, ein Springen über die Schwellen des Gleises, dann ein Schwanken, und ehe wir noch begriffen, was los sei, stürzte der Zug von der Böschung in den Fluß hinunter.
    Es war ein großes Glück für alle Mitfahrenden, daß neben dem Gleis sich ein sehr breiter Streifen Ablagerung des Flusses aus Sand und Schlamm befand. Dadurch wurde ein größeres Unglück verhindert, denn der Anprall war ziemlich weich, und die zähe Masse bremste auch die Geschwindigkeit des kippenden Zuges, so daß er nahe am Ufer zum Stehen kam. Das heißt, er stand nicht, sondern lag glatt auf der Seite.
    „Schnell hinaus," rief Rolf, als wir uns gefaßt und uns schnell aus dem Wasser aufgerafft hatten, das uns jetzt bis zu den Knien reichte, „schnell, denn die Lokomotive kann explodieren."
    Das hätte uns ja gerade noch gefehlt, und wir hörten schon deutlich das unheimliche Zischen der glühenden Kohlen, die durch das Wasser so plötzlich abgelöscht wurden.
    In rasender Eile fischten wir unser Gepäck und die Büchsen aus dem Wasser und kletterten schleunigst durch die Fensteröffnungen hinaus. Wir befanden uns ungefähr sechs Meter vom Ufer entfernt, kletterten schnell vom Waggon hinab und wateten an Land.
    Überall sahen wir die aufgeschreckten Passagiere aus den Fenstern kriechen, und ich mußte über ihre entsetzliche Eile unwillkürlich lachen; denn wir hörten kein Schreien oder Wimmern, das Verletzungen angezeigt hätte.
    Nur der Lokomotivführer machte mir Sorge, obwohl er allein ja das Unglück verschuldet hatte. Er mußte ja durch den Dampf verbrüht sein. Aber als ich nach vorn blickte, mußte ich laut auflachen, denn da stand der Mischling ganz gemütlich vollkommen trocken am Ufer, rauchte seine Zigarette und betrachtete gleichmütig seinen Zug, der da so gemütlich im Wasser lag.
    Nach einiger Zeit hatten auch die letzten Passagiere den Zug verlassen. Der uniformierte Zugbegleiter kletterte noch über sämtliche Wagen und guckte durch die Fenster, dann kam er auch an Land und erklärte zufrieden, daß niemand verunglückt sei.
    Der Professor fragte ihn, was jetzt zu tun sei, worauf der Mann sehr gleichmütig erklärte, daß alle hier warten würden, bis der nächste Zug in acht Stunden käme.
    Und wirklich machten es sich die Passagiere — meistens Mischlinge, auch Indianer und Neger — bereits bequem, um diese acht Stunden zu warten. Es schien hier nichts Seltenes zu sein, daß ein Zug ins Wasser rollte.
    Auch die Lokomotive hatte sich inzwischen besonnen und ihr Zischen aufgegeben. Darauf machte auch der
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