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Rolf Torring 032 - In den Urwaeldern des Amazonas

Rolf Torring 032 - In den Urwaeldern des Amazonas

Titel: Rolf Torring 032 - In den Urwaeldern des Amazonas
Autoren: Hans Warren
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Eisenbahn fänden.
    So beschlossen wir, auf dem Fluß weiter zu fahren, bis wir vielleicht direkt an eine Stadt kämen, oder aber auch einen Frachtdampfer fänden, der Edelhölzer oder andere, wertvolle Produkte des Urwaldes der Zivilisation entgegentrug.
    Der Professor hatte sich aber doch geirrt. Als wir gegen Abend am rechten Ufer anlegten, um ein Wild zu schießen, hörten wir plötzlich, ungefähr einen Kilometer entfernt — das helle Pfeifen einer Lokomotive.
    Im ersten Augenblick sahen wir uns erstaunt an, dann lachte Rolf:
    „Es scheint, als hätte Guajara Mixim doch eine Eisenbahn. Wo mag die aber hinführen?"
    „Dann bestimmt ins Innere des Landes, nach Balsamoa und weiter nach San Antonio," sagte der Professor. »Von letzterer Stadt ab heißt dieser Fluß der Madeira. Bis in den Amazonas sind es dann ungefähr noch siebenhundert Kilometer."
    »Nun, jetzt müssen wir uns aber wirklich einig werden, was wir beginnen wollen," sagte Rolf, »entweder mit unserem Floß weiterfahren, oder hier quer durch den Wald zur Stadt und von dort mit der Eisenbahn."
    „Ich bin für das letztere," sagte der Professor sofort, „denn die Flüsse in Brasilien, die selbst für größere Schiffe bis mitten ins Land hinein befahrbar sind, weisen einen regen Boots- und Dampferverkehr auf. Wir würden mit unserem Floß sehr auffallen und Mißtrauen erregen. Natürlich könnten wir ja unsere Flucht erzählen, aber großen Glauben würden wir bestimmt nicht finden. Es ist entschieden besser, wenn wir uns zu Fuß der Stadt nähern. Ich bin dann ein Professor, der Tiere fangen will. Sie, meine Begleiter. Das kommt hier öfter vor."
    „Ich möchte dem Vorschlag des Professors beistimmen," sagte ich, „denn wir gewinnen sehr viel Zeit dadurch. Und offen gestanden, habe ich persönlich die brasilianischen Urwälder völlig satt. Ich glaube, es gibt überall hier Indianer mit Giftbolzen."
    Rolf lachte:
    „Gut, ich stimme ebenfalls zu. Also durchqueren wir diesen Urwald hier und besteigen dann die Eisenbahn. Aber wir wollen uns beeilen, denn die Nacht bricht bald herein. Unser Floß wollen wir aber hier festbinden, vielleicht gebrauchen wir es noch."
    Schnell machten wir unser Gepäck fertig und schnallten es um. Dann betraten wir den Wald, um ihn nach der Richtung zu durchqueren, aus der die Lokomotive gepfiffen hatte.
    Pongo schritt wieder voraus und schuf rasch einen Pfad, galt es doch, vor Einbruch der Dunkelheit die Wildnis passiert zu haben. Zum Glück hatten wir ungefähr nur fünfhundert Meter Urwald, dann begannen plötzlich bebaute Felder, auf denen Tabak, Kaffee und Tee gezogen wurden, und in der Ferne tauchten schon die weißen, flachen Häuser einer Stadt auf, die wir nach einer halben Stunde, kurz vor Sonnenuntergang erreichten.
    Einige Aufmerksamkeit erregte unser Erscheinen doch, aber wir schritten unbekümmert die einzige Straße entlang und gelangten bald zu dem Bahnhof. Der Professor verhandelte mit einem Beamten und erklärteü uns dann freudestrahlend:
    „In einer halben Stunde fährt der Zug nach San Antonio ab. Morgen vormittag sind wir dort und können eine andere Bahn benutzen, die am Madeira entlang bis Tupicambas am Amazonas fährt. Zwei Tage benötigen wir für diese Fahrt. Ich werde jetzt die Karten lösen, inzwischen sorgen Sie vielleicht für Proviant. Dort in der Schänke bekommen Sie Brot, gebratene Hühner und Tee."
    Während Thomson den Schalter aufsuchte, kauften wir genügend Proviant ein, um bis zum nächsten Mittag keinen Mangel zu leiden. Und nach der angegebenen Zeit fuhren wir im Abteil erster Klasse ganz allein der Stadt San Antonio entgegen.
    Wir trafen auch tatsächlich am nächsten Mittag — mit nur drei Stunden Verspätung ein und erfuhren, daß der andere Zug nach Tupicambas in einer Stunde abführe. Diese Zeit benutzten wir, um unseren Proviant für zwei Tage zu kaufen, dann ging die Fahrt dicht am Ufer des Madeiras nach Nordosten.
    Es war doch ein ganz anderes Gefühl, in den weichen Polstern zu sitzen und in Ruhe und Sicherheit die schnell vorbeifliegende Landschaft zu betrachten. Der „Cariboca", das heißt Mischling, der das Amt des Lokomotivführers versah, schien es als große Ehre zu empfinden, daß er jetzt vier Passagiere erster Klasse in seinem Züglein hatte, denn anscheinend mußte seine Lokomotive ihr Äußerstes hergeben, obwohl sie wirklich nicht mehr so jung war.
    Auch die Schienen hätten wohl unbedingt einer Erneuerung bedurft, denn unser Waggon, der den Schluß
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