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Rolf Torring 030 - Im wirren Land

Rolf Torring 030 - Im wirren Land

Titel: Rolf Torring 030 - Im wirren Land
Autoren: Hans Warren
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Aststummel und Auswüchse des mächtigen Stammes gut erkennen und benutzen.
    Als wir erst in den Ästen angelangt waren, ging es natürlich schneller, und bald befanden wir uns in Höhe des Palastdaches.
    „Wo willst du denn eigentlich hin?" fragte ich meinen Freund.
    „Durch die Dachluke in den Palast," lachte er, „dort werden sie uns auf keinen Fall vermuten. Und morgen früh gehen wir einfach hinunter und suchen den General auf."
    Das war allerdings ein sehr kühner Plan, so recht würdig meines Freundes. Aber er versprach auch Erfolg, denn auf andere Weise wären wir wohl kaum zu Zacatecas gelangt. Seine Offiziere, vor allen Dingen dieser Cordova, hätten es mit allen Mitteln zu verhindern gesucht.
    Wir mußten uns jetzt still verhalten bis die Soldaten auf dieser Seite des Palastes wieder vorbei waren. Bald kamen sie auch herum und schlenderten stumpfsinnig vorbei. Sie konnten ja nicht ahnen, daß wir hier oben saßen.
    Jetzt nahm Rolf den aufgerollten Lasso, trat auf den starken Ast, auf dem wir uns befanden, vor, flüsterte Pongo zu, ihn festzuhalten und ließ die Schlinge herumwirbeln. Dann folgte der Wurf, und ich hätte beinahe einen Freudenruf ausgestoßen, denn Rolf hatte den nächsten Schornstein getroffen.
    Er zog die Schlinge fest, Pongo schlang das andere Ende um den Stamm, und wir turnten jetzt nacheinander schnell hinüber. Den Lasso lösten wir jetzt vom Schornstein und Warfen ihn in die Krone der Zeder zurück. Wir brauchten ihn nicht mehr, da wir uns ja am Ziele befanden, und das gespannte Seil sollte nicht im Morgengrauen vorzeitig die Aufmerksamkeit der Posten erregen.
    Vorsichtig schritten wir über das Dach und fanden bald die Dachklappe. Leise wurde sie geöffnet, dann lauschten wir ins Haus hinab. Nichts rührte sich, und Rolf ließ jetzt den Schein seiner Lampe hinabfallen. Zum Glück stand die Leiter angelehnt und wir stiegen schnell hinab. Die oberen Räume des Palastes waren völlig unbenutzt. Das merkten wir an der dicken Staublage, die auf sämtlichen alten Möbeln lag. Uns genierte es nicht weiter, wir mußten ja oft genug auf der Erde schlafen. Nach oberflächlicher Säuberung legten wir uns auf drei breite Diwane, die wir in den benachbarten Stuben fanden.
    Den Schlaf konnten wir nicht entbehren, wenn wir dem gefürchteten General in richtiger Form entgegentreten wollten.
    Pongo war als erster am nächsten Morgen wach. Als er uns weckte, hatte er schon einen Rekognoszierungsgang durch das ganze Obergeschoß unternommen.
    „Sehr gut, Massers," berichtete er, „Pongo leicht fliehen können. Hinten Baum ganz nahe, Pongo springen können"
    Mir war das eine große Erleichterung, denn ich hatte mir schon immer überlegt wie unser treuer Freund wohl entkommen sollte, wenn wir wirklich noch von den Rebellen gefangen genommen werden sollten.
    Auch Rolf war sehr zufrieden und klopfte Pongo anerkennend auf die Schulter. Dann meinte er nach einem Blick auf seine Uhr:
    „Es ist jetzt sechs Uhr. In einer Stunde wird der General erscheinen. Wenn wir solange warten, werden wir kaum in sein Zimmer gelangen denn die Offiziere und Ordonnanzen halten uns selbstverständlich auf. Also halte ich es für das Beste, wenn wir jetzt in sein Zimmer gehen und uns dort verstecken. Kommt er dann, können wir ihn sofort empfangen und ohne Zeugen sprechen."
    Das war allerdings der beste Ausweg. Wir verabschiedeten uns von Pongo, der nochmals versprach, daß wir uns auf ihn vollkommen verlassen könnten, dann gingen wir leise die breiten Marmortreppen hinunter.
    Es war kein Laut im Hause zu hören. Im ersten Stock schlug Rolf einen breiten Vorhang zur Seite, und wir blickten in einen großen Saal, der viele Sitzgelegenheiten an beiden Langseiten aufwies. Im Hintergrund wurde er durch eine hohe geschnitzte Eichentür abgeschlossen.
    „Dahinter wird Zacatecas Zimmer liegen," meinte Rolf, „komm schnell."
    Wir durchquerten den Saal, lauschten kurze Zeit an der Tür und öffneten sie dann. Sofort sahen wir, daß wir richtig gegangen waren. Die luxuriöse Ausstattung des Zimmers war so recht für einen Präsidenten des Landes geschaffen, und der riesige Mahagonischreibtisch mit Stößen von Papieren bewies, daß hier eifrig gearbeitet wurde.
    Wir suchten ein Versteck und fanden es hinter einem riesigen gestickten Seidenschirm, der den mächtigen Kamin verdeckte. Rolf holte zwei kleine Hocker herbei und meinte vergnügt:
    „Weshalb sollen wir lange stehen? So, jetzt ist es ganz gemütlich, jetzt bin ich nur
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