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Rolf Torring 025 - Der Herr der Riesen

Rolf Torring 025 - Der Herr der Riesen

Titel: Rolf Torring 025 - Der Herr der Riesen
Autoren: Hans Warren
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sich seine Hand langsam zur Pistole, die neben ihm lag.
    „Ich habe es gehört," sagte der Spieler ruhig, „aber ich möchte meinen Einsatz gern stehen lassen."
    „Nehmen Sie Ihren Einsatz zurück," rief der Bankhalter nochmals. Er hatte seine Stimme nur etwas erhoben, aber deutlich klang eine gefährliche Drohung aus ihr heraus, die nicht zu unterschätzen war.
    Diese Drohung wurde noch dadurch unterstützt, daß sich seine Hand der Pistole in nicht mißzuverstehender Weise noch mehr näherte.
    „Nein, ich lasse ihn stehen," sagte der Spieler nochmals ganz ruhig.
    Mit einer fast unmerklichen Bewegung ergriff der Bankhalter seine Pistole und hob sie zum Gesicht seines Gegners. Aber es folgte kein Schuß, denn aus der Hand des Gegners starrte ihm bereits eine Pistole entgegen. Der Spieler war schneller gewesen, als der Bankhalter.
    Offenbar wußte letzterer genau, wann er im Nachteil war. Ohne ein Wort zu sprechen, wie völlig unberührt von diesem Zwischenfall, legte er seine Waffe auf den Tisch zurück und warf seine Karte um, als wäre niemals eine Unterbrechung des Spieles erfolgt.
    Die Karte war für ihn ungünstig, und ruhig zahlte er seinen Verlust aus.
    „Eigenartig," flüsterte Rolf mir zu, „ich hätte nicht gedacht, daß dieser Zwischenfall so unblutig ablaufen würde."
    Der Wirt, der dicht neben uns stand, hatte diese Bemerkung gehört und entgegnete jetzt leise:
    „Der Bankhalter, ein gewisser William, hat in diesem Monat bereits einen Mann erschossen. Aber sein Gegenspieler ist auch als sehr guter und schneller Schütze bekannt. Ich hätte soeben nicht viel um Williams Leben gegeben. Es war sein Glück, daß er seine Waffe so schnell fortgelegt hat."
    „Und William ist nicht einmal verhaftet worden?" fragte Rolf erstaunt.
    Sykes lachte:
    „Polizei? Wer fragt hier nach Polizei? Wo ist hier eine Polizei? Wir haben noch keine hier, und die nächste Wache ist einige Meilen entfernt. Und was kann sie auch tun? Ein Spielhalter schießt stets in Selbstverteidigung, und in der Regel stimmt das ja auch. Und wenn es wirklich einmal nicht stimmen sollte, dann hat er unter den Spielern am Tisch stets einige Helfershelfer, die insgeheim die anderen Spieler zum Setzen reizen, auch auf sie aufpassen und im Notfall alles beschwören, was dem Bankhalter günstig ist."
    „Das sind ja reizende Zustände," meinte Rolf, „ich wundere mich, daß die Spieler den Mann hier dulden wenn ihnen das bekannt ist."
    „Wenn William es nicht ist kommt ein anderer," meinte Sykes gleichmütig, „und den Diggers ist das Spiel zu wichtig, als daß sie sich durch solche Kleinigkeiten abhalten ließen."
    Rolf wollte gerade etwas entgegnen, als ein Schuß am Spieltisch dröhnte. Ein Spieler, der dem Bankhalter gegenüber stand, brach aufstöhnend zusammen. Wir hatten im Augenblick nicht auf die Ereignisse am Tisch geachtet jetzt fragte der Wirt den nächsten Spieler, was geschehen sei, und dieser sagte ruhig:
    „Er wollte einen Einsatz fortnehmen, den der Bankhalter gewonnen hatte. Und gleichzeitig griff er nach seiner Pistole. Na, William war etwas schneller. Das ist nun schon der Zweite in diesem Monat, mit dem er aufräumt, und der Monat hat gerade angefangen.
    Zwei Männer hatten den Niedergeschossenen aufgerichtet, nahmen ihn zwischen sich und führten ihn aus dem Raum heraus. Er hatte einen Brustschuß erhalten, und Sykes meinte:
    „Wird wohl nicht durchkommen, William weiß, wohin er zielen muß."
    „Und Sie, als Wirt, unternehmen auch gar nichts, um die Angelegenheit zu klären?" wunderte sich Rolf.
    „Sie ist ja schon geklärt," meinte Sykes ruhig, „Sie haben ja selbst gehört, daß der Spieler nach seiner Waffe griff. William hat also in glatter Selbstverteidigung geschossen, das werden Ihnen sämtliche Mitspieler am Tisch bezeugen."
    „Wenn der Mann nun wirklich stirbt," erkundigte sich Rolf weiter, „unternehmen Sie dann auch nichts gegen den Bankhalter?"
    „Was soll ich da machen?" fragte Sykes verwundert dagegen, „das war doch soeben eine reine Privatsache zwischen den beiden Männern, die mich absolut nichts angeht. Oder glauben Sie, daß ich selbst gern einen Schuß bekommen will?"
    Achselzuckend wandten wir uns ab. Wenn hier so eigenartige Ansichten über Ordnung herrschten, konnten wir auch nichts weiter machen, als schweigen. Aber wir hatten durch diese Szene einen kleinen Einblick in das wilde Goldgräberleben gewonnen.
    Offenbar galt hier ein Menschenleben weniger als ein Beutel Goldstaub. Und wenn
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