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Rolf Torring 024 - Am Fudschijama

Rolf Torring 024 - Am Fudschijama

Titel: Rolf Torring 024 - Am Fudschijama
Autoren: Hans Warren
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halb verzweifelten Ausruf des Kommandanten zwar für etwas übertrieben, aber im nächsten Augenblick schwoll schon das leise Summen zu einem tobenden Gebrüll an, — und dann packte uns ein Stoß, der das Schiff in allen Fugen erzittern ließ.
    Brüllend gab Osaki ein Kommando durchs Sprachrohr — wir standen neben ihm an der niedrigen Kommandobrücke und hatten uns an ihren Stahlstäben angeklammert —, und das Boot schwenkte sofort herum, um dem Orkan den Bug zuzudrehen.
    Schon bei diesem Manöver wäre es beinahe um uns geschehen gewesen, denn bei der Drehung traf uns ein neuer Stoß des Taifuns gerade in der Breitseite und hätte beinahe den Zerstörer umgelegt. So wütende Windgewalt hatte ich allerdings noch nie erlebt, und jetzt verstand ich die Besorgnis Osakis vollkommen.
    Zum Glück kam das Boot wieder hoch und bot jetzt den scharfen Bug den heranjagenden gewaltigen Wellen. Nie hätte ich es für möglich gehalten, daß das ruhige Meer so plötzlich in einen kochenden Strudel verwandelt werden könnte, wie es jetzt der Fall war.
    Meterhoch kamen die gewaltigen Wogen herangejagt, hoben den Zerstörer hoch, um ihn dann in ein tiefes Tal zu schleudern. Und dabei überfluteten die brechenden Wellenkämme das Verdeck, so daß wir uns mit aller Kraft anklammern mußten, um nicht über Bord gespült zu werden.
    Aber es sollte noch schlimmer kommen, das Tosen und Brüllen des Sturms verstärkte sich mit jeder Sekunde, immer höher wurden die Wellen, und unser kleiner Zerstörer erschien in diesem Aufruhr wie ein kleiner Kork in einem kochenden Höllenkessel.
    Oft schossen wir derartig in ein mächtiges Wogental hinein, daß die beiden Schrauben rasend in der Luft heulten, stiegen aber im nächsten Augenblick gischtübersprüht wieder empor.
    Unwillkürlich kam mir der Gedanke, daß die Schwimmwesten doch ganz nutzlos wären, wenn der Zerstörer kenterte oder sank, denn in diesem tosenden Meer mußten wir ersticken, wenn unsere Körper nicht von den schweren Wassermengen zerschlagen wurden.
    Das brennend rote Loch in der schwarzen Wolkenwand hatte sich geschlossen. Ich atmete auf, denn jetzt glaubte ich, daß der Taifun bald nachlassen würde, aber statt dessen wurde sein Brüllen und Toben immer stärker.
    In dem gespenstigen Zwielicht, das jetzt herrschte, sah ich Kapitän Osakis Gesicht einen verzweifelten Ausdruck annehmen. Sollte es denn wirklich noch schlimmer werden?
    Plötzlich erhielt der Zerstörer einen gewaltigen Ruck, dann bog sein Bug scharf nach Steuerbord ab. Osaki brüllte ein Kommando ins Sprachrohr, das Boot schwenkte, allerdings unter scharfer Neigung, wieder in den Sturm hinein, doch hatte sich seine Geschwindigkeit bedeutend ermäßigt, fast konnte es sich kaum gegen die Gewalt des Taifuns halten.
    „Die Steuerbordschraube muß gebrochen sein," brüllte Rolf mir ins Ohr, „jetzt wird uns der Taifun in sein Zentrum ziehen. Dann sind wir verloren !"
    Ich erschrak heftig. Mit halber Kraft konnte sich das Boot unmöglich halten, und wie leicht konnte die Backbordschraube ebenfalls brechen, wenn sie so oft in der Luft herumwirbelte.
    Und kaum hatte ich das befürchtet, als die Katastrophe auch schon hereinbrach. Die Maschinen standen plötzlich still, nachdem der Bootskörper einen gewaltigen Ruck erlitten hatte. Kapitän Osaki warf uns einen verzweifelten Blick zu und zuckte nur die Achseln. Der unglückliche Vater mochte in diesem Augenblick wohl an sein gefährdetes Kind denken, dem wir nun keine Hilfe mehr bringen konnten.
    Der Zerstörer schwankte einige Augenblicke haltlos hin und her, dann wurde er in immer steigender Geschwindigkeit rückwärts gerissen. Jetzt vollbrachte Osaki eine blendende seemännische Leistung. Mitten im Toben der Elemente gab er ein Kommando, langsam drehte sich der Bug des Bootes quer zum Taifun, um dann, nachdem wir beinahe gekentert wären, schnell herumzuschwenken.
    Das Boot gehorchte jetzt wieder dem Steuer, denn durch die furchtbare Gewalt des Sturmes schoß es mit beträchtlicher Geschwindigkeit dahin. Vielleicht gelang es jetzt, aus der Peripherie des Taifuns zu kommen.
    Wir wurden nach Osten gerissen, und bald hatte ich das unangenehme Gefühl, daß wir uns jetzt dem Inselgewirr der „Van Diemen-Straße" näherten. Sollte es Osaki so tüchtig er als Kapitän sein mochte, möglich sein, den drohenden Klippen und Riffen auszuweichen?
    Der ganze Himmel war dunkel und phosphoreszierend leuchteten die Kämme der riesigen Wogen in dem Dämmerlicht. Wie sollte
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