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Rolf Torring 001 - Das Gespenst

Rolf Torring 001 - Das Gespenst

Titel: Rolf Torring 001 - Das Gespenst
Autoren: Hans Warren
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aber jetzt ist der Gesuchte ja selbst wiedergekommen."
    „Ich wundere mich nur, daß Sie acht Tage verstreichen ließen, ohne nach ihm zu fragen", meinte der Wirt bedenklich, „ich hätte Ihnen doch sofort Auskunft gegeben." „Ich pflege die Menschen erst zu beobachten, ehe ich sie ins Vertrauen ziehe", sagte Rolf ernst; „außerdem interessierte mich im Augenblick die Jagd auf den schwarzen Panther sehr, und dann hatte ich noch ein Gefühl, das ich nicht näher beschreiben kann, das mir aber befahl, hierzubleiben - und, wie Sie sehen, hat dieses Gefühl recht behalten."
    „Glauben Sie nur nicht, daß mein Freund Rolf das zweite Gesicht hat", lachte ich jetzt, „wir haben uns nämlich schon bei unserer Ankunft beim hiesigen Stationsvorsteher erkundigt und erfahren, daß der Chinese mit Sack und Koffer gekommen, aber am nächsten Tage ohne Koffer zurückgefahren sei. Da war es wirklich nicht schwer zu ahnen, daß er vielleicht zurückkommen würde." „Na ja", lachte jetzt auch Rolf, „ich wußte aber wirklich nicht, daß er hier logiert hat, noch weniger sein Abenteuer mit dem schwarzen Riesen. So, und jetzt wollen wir in den Garten."
    Wir hatten uns schon während unseres achttägigen Aufenthaltes mit dem riesigen Wolfshund angefreundet, und jetzt schmiegte er sich eng an uns, als Diersch ihm befahl, uns als seine Herren zu betrachten. Der Holländer ließ uns aus dem Hause und gab uns flüsternd noch einige gute Ratschläge.
    „Die Haustür schließe ich wieder ab", sagte er zum Schluß; „wenn Sie wieder herein wollen, klopfen Sie bitte an mein Schlafzimmerfenster."
    Knirschend drehte sich der große Schlüssel im Schloß, und wir standen nun auf der Veranda und schauten über den Garten hinweg, der vom Mondlicht hell erleuchtet war. Tropennächte habe ich besonders gern. Wie viele hatte ich schon mit Rolf im Freien verbracht, und wie schön waren sie. Jetzt aber war mir die Nacht unheimlich. Der große Mondschein warf scharfe Schatten der Bäume und Gebüsche über die Rasenflächen und hellen Kieswege und ließ in jedem Schatten den geheimnisvollen Riesen vermuten. Und gerade in dieser Nacht schienen alle niederen Tiere und Insekten ihre Stimmen mit einer wahren Inbrunst ertönen zu lassen, so daß wir das Heranschleichen des Negers kaum hätten hören können. Ich war mißgestimmt und nervös, als Rolf an meinem Ärmel zupfte und langsam die kleine Treppe in den Garten hinunter schritt. Behutsam folgte ich ihm und fand bald meine Ruhe durch den Anblick des Hundes wieder, denn dieser treue Wächter würde niemanden unbemerkt nahen lassen. Rolf schritt neben dem Kiesweg bis dicht an das Gartentor, bog dann links ab und hielt sich ständig im Schatten der Büsche, die dem Schlafzimmerfenster des Wirtes gegenüberlagen. Wir wußten ja aus der Bitte des Chinesen, daß er das danebenliegende Zimmer erhalten hatte.
    Dieses Fenster war dunkel, aber es schien mir, als starre das bleiche Gesicht Fu Dans in den Garten hinaus. Leise machte ich Rolf darauf aufmerksam, und nach kurzem Hinblicken sagte er, fast unhörbar: „Du hast recht, Hans, er guckt heraus. Und wenn ich mich nicht irre, hält er eine Pistole in der Hand. Siehst du den bläulichen Schimmer?"
    Ja, Rolf hatte doch schärfere Augen, denn jetzt, bei ganz intensivem Hinschauen, sah ich es ebenfalls. Da zog der Wolfshund zwischen uns die Luft tief ein und stieß ein leises, drohendes Knurren aus. Gleichzeitig drängte er sich dicht an mich, als nahe eine Gefahr, die ihm unheimlich war. Und jetzt, instinktiv riß ich meine Pistole heraus, jetzt flüsterte leise hinter uns eine tiefe, gutturale Stimme in schauderhaftem Pidgin-Englisch:
    „Massers, fortgehen hier. Nicht gut sein. Chinamann böse sein."
    „Warte auf uns", flüsterte Rolf zurück, „wir meinen es gut mit dir."
    „Später, Massers, kann jetzt nicht. Aber ihr bald fortgehen!"
    Unsere Unterhaltung wurde durch den Hund unterbrochen, der jetzt mit aller Kraft von uns fort strebte. Natürlich gerieten dabei die Büsche in Bewegung, und im nächsten Augenblick fielen aus dem Zimmer des Chinesen mehrere Schüsse. Ganz dicht flogen die Kugeln pfeifend über uns hinweg.
    „Fort, fort, Massers!" rief jetzt die Stimme hinter uns lauter.
    Das hätten wir auch ohne diese Aufforderung getan; wir hatten uns sofort lang hingeworfen und waren so schnell wie möglich zur Seite gekrochen. Der Wolfshund aber hatte sich losgerissen und stürmte über den Rasen dem Hause zu.
    Da wurde schon ein Fenster
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