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Rolf Torring 001 - Das Gespenst

Rolf Torring 001 - Das Gespenst

Titel: Rolf Torring 001 - Das Gespenst
Autoren: Hans Warren
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mußte ihn Rolf gegen den Lichtstreifen auf meiner Seite sehen.

    Bald sollte es sich zeigen, wie gut der Ratschlag Rolfs war. Fu Dan hatte doch den zwar längeren, aber sichereren Weg gewählt und kam direkt uns gegenüber aus den Büschen gekrochen. Ich entdeckte ihn, als er ungefähr fünf Meter aus den schützenden Büschen vor gekrochen war, und faßte meine Pistole fester, denn jetzt mußte bald die Entscheidung kommen.
    Sie kam aber ganz anders, als ich mir vorgestellt hatte. Fu Dan hatte sich gerade halb aufgerichtet und starrte zu unserem Fenster hinüber, als plötzlich, wie aus der Erde gewachsen, eine riesige Gestalt hinter ihm stand. Ich hörte einen dumpfen Schlag, ein tiefes Aufstöhnen, dann war der Riese wieder verschwunden, und die Gestalt des Chinesen lag reglos auf dem Rasen.
    „Komm, Hans!" rief da Rolf, der aufgesprungen war und auf den stillen Körper zueilte.
    Nach wenigen Augenblicken standen wir neben dem Chinesen. Rolf beugte sich nieder und untersuchte ihn flüchtig.
    „Er lebt noch", flüsterte er dann etwas verwundert, „er hat einen tüchtigen Hieb über den Kopf bekommen; am Scheitel prangt eine sehr hübsche Beule. Komisch, daß der schwarze Riese ihn geschont hat, ich glaubte, er würde ihn erschlagen. Komm, Hans, wir tragen ihn jetzt einfach in seine Stube zurück und legen ihn ins Bett. Wenn er aus seiner Betäubung nach einigen Stunden aufwacht, wird er sich sehr wundern. Und ich hoffe auch, daß er durch die Nachwirkung des Hiebes so geschwächt sein wird, daß er uns nicht nachspionieren kann, wenn wir auf die Suche nach dem Schwarzen gehen."

    Wir hoben den schmächtigen Körper hoch und trugen ihn leise ums Haus herum. Rolf kletterte ins offene Fenster der Stube Fu Dans, und ich reichte ihm den Bewußtlosen hinein. Nach einigen Minuten kam Rolf wieder heraus, drückte leise den Fensterflügel zu und zog mich am Arm um das Haus herum unserem Fenster zu. „Ich möchte tatsächlich sein Gesicht sehen, wenn er morgen erwacht", lachte er dabei; „schade, wenn die Beule nicht wäre, könnte er meinen, er hätte nur geträumt. Nun können wir jetzt doch einige Stunden ruhig schlafen; wenn die Sonne aufgeht, wollen wir aber unbedingt den Garten schon verlassen haben. Ich habe dem Malaien Baik schon Bescheid gesagt, daß er uns Proviant zusammenpackt und zur rechten Zeit weckt."
    Als die Sonne den Garten mit rotem Gold überschüttete, hatten wir bereits gefrühstückt. Ich schnallte mir den Rucksack mit Proviant um, warf meine Büchse über die Schulter und folgte Rolf, der bereits auf den Flur getreten war, um den Wolfshund an die Leine zu nehmen. Rolf trug nur seine Büchse und im Gürtel ein breites Haumesser, das ihm einst ein brasilianischer Farmer geschenkt hatte. Er vermutete nämlich, daß wir uns oft einen Weg durch das Dickicht schlagen müßten, um der Spur des schwarzen Riesen zu folgen.
    Als wir das Haus verlassen wollten, trat Diersch aus dem Zimmer des Chinesen und rief uns leise an. „Was sagen Sie dazu, meine Herren", flüsterte er, „der Chinese liegt bewußtlos in seinem Bett. Am Kopf hat er eine riesige Beule, die durch einen Schlag hervorgerufen sein muß. Ich hörte sein Stöhnen und bin deshalb zu ihm hineingegangen. Was soll ich jetzt tun?" „Lassen Sie ihm von Ihrem Diener kalte Umschläge machen", riet Rolf, „und wenn er zu Bewußtsein gekommen ist, wird er Ihnen schon erzählen, was ihm zugestoßen ist. Sehr wahrscheinlich wird er gegen irgendeinen Schrank gelaufen sein."
    „Dann müßte der Schrank in Trümmer gegangen sein", meinte der Holländer mißtrauisch, „sonst könnte er nicht eine derartige Beule davongetragen haben. Ich glaube, meine Herren, Sie wissen mehr von der Sache, als Sie sagen wollen."
    „Passen Sie auf, lieber Diersch, Fu Dan wird Ihnen sicher erzählen, daß er irgendwo gegen etwas gelaufen ist. Jetzt müssen Sie uns aber entschuldigen, wir haben unter Umständen einen weiten Weg vor uns. Guten Morgen, lieber Diersch."
    Der Holländer rief uns noch einige Worte nach, die wir aber nicht mehr verstanden, denn wir hatten Eile, vom Hause fortzukommen. Es konnte ja leicht sein, daß Fu Dan doch nicht bewußtlos war, sondern es nur vortäuschte. Ich wußte zwar nicht, ob Rolf dadurch veranlaßt wurde, einen so schnellen Schritt einzuschlagen, aber mir kam dieser Gedanke so plötzlich, daß ich dicht am Gartentor stehenblieb und mich mit einem Ruck umdrehte. Und da glaubte ich am Fenster des Chinesen eine Gestalt zu sehen, die
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