Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rolf Torring 001 - Das Gespenst

Rolf Torring 001 - Das Gespenst

Titel: Rolf Torring 001 - Das Gespenst
Autoren: Hans Warren
Vom Netzwerk:
aufgerissen, und Dierschs brüllende Stimme erklang:
    „Was ist hier los? Ich verbitte mir das Geschieße, hier ist ein anständiges Haus!"
    „Dirsch, Ihr Nachbar hat geschossen", rief Rolf zurück, „bringen Sie ihn zur Ruhe. Man wird doch wohl noch Spazierengehen können!"
    Nach wenigen Augenblicken wurde das Licht im Zimmer des Chinesen eingeschaltet, und wir konnten den Wirt sehen, der aufgeregt vor dem kleinen Gast stand und lebhaft gestikulierte.
    „Hallo, hallo", rief Rolf ins Gebüsch zurück, „bist du noch da?"
    Aber niemand antwortete.
    „Schade", bedauerte mein Freund, „nun hat ihn doch dieser Chinese vertrieben. Komm, jetzt ist die beste Gelegenheit, ins Haus zurückzukommen. Wir klettern einfach durch das Fenster in die Stube des Holländers." Kaum waren wir behutsam hineingeklettert, als auch schon nebenan die Tür energisch geschlossen wurde und Diersch auf der Schwelle erschien. Schnell winkte ihm Rolf zu und legte den Finger auf den Mund. Der Holländer nickte nur, warf einen wütenden Blick zum Nebenzimmer hin und deutete mit dem Finger an die Stirn. Dann schritt er uns voran und trat in das uns angewiesene Zimmer, das dem seinen schräg gegenüberlag. „Hat der Kerl auf Sie geschossen?" erkundigte er sich leise.

    „Ja, er hat wohl seinen Feind in uns vermutet, den riesigen Schwarzen. Der steckte aber hinter uns im Gebüsch und hat uns sogar gewarnt."
    „Dann meinst du auch, daß es der Schwarze war?" „Natürlich, das mußt du doch sofort an der Sprache gemerkt haben."
    „Was, Sie haben mit diesem unheimlichen Kerl gesprochen?" rief der Holländer verblüfft. „Ja, aber bitte, werden Sie nicht laut", warnte Rolf. „Er meinte, daß unser Platz nicht gut sei, und gleich darauf schoß dieser Fu Dan." „Hm, das ist— und was tat mein Pinh?" „Der ist fortgerannt", lachte ich. „Jetzt wird er wohl vor der Haustür stehen."
    „Ist so etwas möglich? Dann taugt der Hund doch gar nichts."
    „Der Hund ist vorzüglich", sagte Rolf bedächtig, „aber der Schwarze wird sich mit irgendeinem scharfriechenden Kraut oder irgendeiner anderen Substanz eingerieben haben, deren Geruch jeden Hund in die Flucht jagt." „Toll, ganz toll", murmelte der Wirt, „am liebsten würde ich den Chinesen sofort hinauswerfen. Wissen Sie, was er sagte? Er hätte geschossen, weil er glaubte, der Dieb käme wieder."
    „Er wird uns doch wohl erkannt oder vermutet haben", meinte Rolf bedächtig. „Da müssen wir uns jetzt etwas vorsehen. Am liebsten würde ich gleich das Haus verlassen und im Walde schlafen."
    „Und sich eine schöne Malaria zuziehen", entrüstete sich Diersch. „Glauben Sie denn wirklich, daß Ihnen der kleine Chinese hier unter meinem Dach gefährlich werden kann?"
    „Man sollte es nicht glauben, aber ich habe diese Gelben schon besser kennengelernt. Doch wir werden schon aufpassen, und morgen früh gehen wir in den Wald, denn ich muß den Schwarzen sprechen."
    „Meinetwegen", brummte Diersch, „aber jetzt werde ich Pinh hereinlassen und schlafen gehen. Gute Nacht, meine Herren."
    „Gute Nacht, lieber Diersch, schlafen Sie gut."

    4. Kapitel
    In den Urwäldern des Sejawa djanten

    Ich blickte dem Wirt lachend nach, als er wütend aus der Tür stampfte, wurde aber ernst, als Rolf leise sagte: „Wir wollen lieber abwechselnd wachen, Hans, ich traue diesem Chinesen absolut nicht."
    „Ich möchte nur wissen, weshalb wir uns wieder in diese Sache gemischt haben", meinte ich nachdenklich, „anstatt ruhig und zufrieden auf den Fang von Großwild auszugehen, auf das Filmen von Tieren in ihrer verschwiegenen Einsamkeit, was uns doch wirklich Vergnügen gemacht hätte; müssen wir unsere Nase wieder einmal in eine Sache stecken, bei der wir höchstens einen kräftigen Klaps drauf bekommen können?"
    „Ja, ja, ich weiß schon", lachte Rolf, „Detektiv spielen ist nichts für dich. Und dabei bist du doch Feuer und Flamme, wenn wir mal einen ,Fall' bekommen. Übrigens habe ich diesen Jagdzug nur unternommen, weil mir das junge Mädchen leid tut. Hast du ihre Photographie auf dem Schreibtisch des Gouverneurs gesehen? Nun denke sie dir in den Händen dieses Chinesen."
    „Du, den Kerl möchte ich zerreißen", sagte ich wütend. „Na, siehst du", lachte Rolf, „wir wollen aber lieber sehen, daß wir sie dem Vater zurückbringen können. Und dann interessiert mich außerordentlich dieser schwarze Riese."

    „Ja, ich halte ihn sogar für einen ganz guten Menschen, obwohl er das junge Mädchen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher