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ROD - Die Autobiografie

ROD - Die Autobiografie

Titel: ROD - Die Autobiografie
Autoren: Rod Stewart
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ich ein Haus aus, in dessen Einfahrt mehrere Autos standen, blieb plötzlich stehen und gab vor, bestürzt zu sein, weil Dad geschäftlichen Besuch hatte, sodass wir auf gar keinen Fall reingehen konnten. Und dann kehrten wir um und gingen zurück, und wenn ich Glück hatte, war das Mädchen so beeindruckt von meinem Grundstücksbesitz, dass es mir in der U-Bahn-Station die Hand in die Hose steckte. Ich schwöre, dieser Trick hat öfter funktioniert, als man vielleicht denken würde.

    Mit sechzehn verbrachte ich die meisten Abende zu Hause – bis auf mittwochs beim Fußballtraining. Sonst war ich eigentlich immer drinnen und sparte Geld und Energie fürs Wochenende, das ich im West End verbrachte – im Duke of York in Rathbone oder dem Porcupine am Leicester Square. Manchmal wussten meine alten Schulkameraden – Kenneth Pearson, Clive Amore, Kevin Cronnin und Brian Boreham, die mein aufkeimendes Interesse an Musik, Klamotten und Mädchen teilten – von einer Party in Earls Court. Dann fuhr man mit der U-Bahn dorthin und folgte mit einer großen Dose Cider unter dem Arm einfach dem Lärm.
    Und dann erwähnte einmal jemand das Beaulieu Jazz Festival – ein Wochenende lang Musik und Saufen unter freiem Himmel auf dem Gelände eines hochherrschaftlichen Anwesens mitten im New Forest von Hampshire. Das Beaulieu fand 1961 zum sechsten Mal statt und war der Vorreiter für alle anderen Festivals, die in dieser Dekade wie Pilze aus dem Boden schossen. War es nicht letztes Jahr beim Ende des Festivals beinahe zu Ausschreitungen gekommen? Hatten sich die Fans des traditionellen und die des modernen Jazz nicht eine alkoholgeschwängerte Rauferei geliefert? Das wollte natürlich niemand verpassen, obwohl sich meine Freunde weder für modernen noch für traditionellen Jazz sonderlich interessierten. Darum ging es nicht. Es ging darum, zur Szene zu gehören. Ein bisschen kostspielig natürlich, das musste aber kein Problem sein, denn da gab es diesen schönen Pub, Montagu Arms, an einem Tidefluss gegenüber vom Festivalgelände. Es hieß, dass man im Pub trinken konnte, bis der Wasserstand sank, und dann durch den Fluss waten und durch den Abwasserkanal auf das Festival gelangen konnte, ohne sich eine Eintrittskarte gekauft zu haben. Danach duftete man zwar nicht gerade nach Rosen. Dafür war man umsonst reingekommen.
    Ich ging also mit, und es funktionierte hervorragend. Wir blieben so lange im Pub, bis der Wasserstand gesunken war, dann gingen wir zu besagtem Schlupfloch. Zu unserer großen Erleichterung stellte sich heraus, dass es gar kein Abwasser-, sondern ein Überlaufkanal war. Wir bekamen nasse Schuhe und mussten ein bisschen durch den Schlamm waten, mehr nicht. Das Rohr hatte einen Durchmesser von über einem Meter, daher konnten wir uns locker durchzwängen. Am anderen Ende versperrte ein Metallgitter die obere Hälfte des Rohrs. Wir duckten uns darunter durch, und schon waren wir drin. Kinderspiel.
    Und hier auf einem abgelegenen Flecken Gras, einige Stunden nachdem ich wohlbehalten aus einem Abwasserrohr geklettert war, vielleicht zu den gedämpften Traditional-Jazz-Klängen der Chris Barber Jazz Band, den Clyde Valley Stompers oder womöglich sogar dem guten alten Acker Bilk, dem legendären Klarinettisten, verlor ich 1961 meine inzwischen kein bisschen mehr kostbare Unschuld an eine ältere (und größere) Frau. Wie viel älter, kann ich nicht genau sagen – alt genug jedenfalls, dass sie zutiefst enttäuscht war von der Einmal-geblinzelt-schon-vorbei-Kürze des Aktes. (Elemente dieser Begegnung flossen später in den Song »Maggie May« ein.)
    Ich war natürlich sehr froh, diesen wichtigen Meilenstein in meiner Entwicklung passiert zu haben, auch wenn dieses kurze Techtelmechtel im Gras kein Erlebnis war, das mein Leben verändert und ihm eine neue Richtung gegeben hätte. Ein Jahr später kam es dann aber zu einem solchen Erlebnis: Ich hörte die erste Schallplatte von Bob Dylan. Das hat wirklich alles verändert.
    Andere Aufnahmen hatten ebenfalls starken Einfluss auf mich gehabt: die Platten von Al Jolson mit ihrer Ausgelassenheit und guten Laune, die Mum immer auflegte und die ich geradezu vergötterte; Eddie Cochrans »C’mon, Everybody« von 1958 (meine ersten öffentlichen Gesangsauftritte waren ohrenbetäubende Versuche, wie Cochran in dem Lied zu klingen); oder im Radio in der Shand-Kydd-Tapetenfabrik der rau-schmelzende Sound von Sam Cookes »You Send Me«, dem ich als Sänger nacheiferte.
    Doch
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