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ROD - Die Autobiografie

ROD - Die Autobiografie

Titel: ROD - Die Autobiografie
Autoren: Rod Stewart
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sinkenden Maschine sehe ich eine schaumbedeckte Landebahn und um das Rollfeld herum unzählige Blinklichter von Rettungsfahrzeugen.
    Irgendwie schaffe ich es, die Nerven zu behalten. Ich reiße mich zusammen, bleibe ruhig und gefasst. Wenn es so sein soll, soll es eben so sein. »Alles ist gut«, sage ich leise. Dann etwas lauter: »Alles ist gut.« Dann rufe ich halblaut: »Alles ist gut!« Und schließlich in einem schrillen, anschwellenden Schrei: »Alles ist gut!«

    Es war alles gut. Offenbar ein Vogelschlag. Ein Pechvogel aus einem Gänseschwarm, der ins Triebwerk gesaugt wurde. Der Vogel war hinüber, das Triebwerk auch. Zum Glück hatte das Flugzeug ein weiteres und konnte damit landen. Das wäre nicht das erste Mal in meiner langen Karriere gewesen, dass ich den Boulevardblättern eine Schlagzeile auf dem Silbertablett serviert hätte: »Gänsehautflug: Rod schmückt sich mit fremden Federn.«
    Übrigens hatten wir doppeltes Glück im Unglück. Nachdem wir zur Band ins Hotel zurückgefahren waren, um uns dort ein paar starke Drinks zu genehmigen und den Vorfall dramatisch nachzuspielen, erfuhr ich, dass unser Pilot gerade am Vortag einen Auffrischungskurs zur Kontrolle von Flugzeugen bei einem Triebwerkausfall besucht hatte.
    Das fasst mein Leben ganz gut zusammen. Die meiste Zeit glich es einer langen, luxuriösen Flugreise. Manchmal stößt so eine Maschine allerdings mit einer Gans zusammen.
    Und irgendwie bleibe ich jedes Mal, wenn sie das tut, am Leben und kann davon berichten.

KAPITEL 1
    In welchem unser Held geboren wird und kurz darauf ein sechsjähriger weltweiter Konflikt endet. Und in welchem unser Held zur Schule geht und, kurioserweise, eine große Abneigung gegen das Singen in der Öffentlichkeit entwickelt.
    O ffensichtlich war ich ein Versehen. Irgendeine Unachtsamkeit in der Abteilung für Familienplanung. Ein »unforced error«, ein vermeidbarer Fehler, wie man im Tennis sagen würde. Wie sonst lässt sich erklären, weshalb Bob und Elsie Stewart im Alter von zweiundvierzig beziehungsweise neununddreißig Jahren – mit bereits vier Mäulern, die gestopft werden wollten, das jüngste Kind schon zehn – plötzlich auf die Idee kommen sollten, noch eines in die Welt zu setzen. Und warum ausgerechnet mitten im Zweiten Weltkrieg ?
    Daher der Familienscherz: »Roddy war Dads Ausrutscher. Im Gegensatz zu seinen sonstigen Ausrutschern jedoch ein ziemlich lukrativer.«
    Man hat mir jedoch nie das Gefühl gegeben, das Resultat eines Missgeschicks zu sein. Im Gegenteil, trotz (oder vielleicht wegen) meiner späten Ankunft wurde ich liebevoll empfangen – von meinen sechs engsten Angehörigen zumindest. Von Hitler weniger. Der Ort, an dem ich am 10. Januar 1945 zur Welt kam, war ein kleines Schlafzimmer im obersten Stock eines Reihenhauses in der Archway Road im Londoner Norden, dessen Fenster so oft durch das Nachbeben der deutschen Bomben zerborsten waren, dass Dad sie schließlich zur Schadensbegrenzung mit Brettern vernagelt hatte.
    Der schlimmste Teil der Luftangriffe war da schon überstanden, und tatsächlich sollte in Europa der Krieg vier Monate später vorüber sein. Doch während Mum mit mir schwanger war, hatten die Deutschen ohne Rücksicht auf mein Kindeswohl London bombardiert: zuerst mit V-1-Raketen, unter dem lustigen Namen »Doodlebug« bekannt, und, weniger lustig, als »Buzzbombs« wegen des Geräuschs, das sie machten, bevor sie dich töteten. Gegen Ende der Schwangerschaft und in meinen ersten Lebenstagen als Wickelkind schickten sie dann die noch heimtückischeren V-2-Raketen von der französischen Küste aus über den Kanal.
    Diese miesen Dinger hinterließen gerne mal einen über sieben Meter tiefen Krater, wo vorher ein Haus gestanden hatte. Klar, dass unter eine einschlagende V-2 niemand geraten wollte, egal ob schwanger, in Windeln oder keins von beiden.
    Es heißt, nicht mal eine Stunde nach meiner Ankunft habe eines dieser Geschosse ganz unfeierlich die nur eine Dreiviertelmeile entfernte Highgate-Polizeistation in Schutt und Asche gelegt – und damit die Feierlaune anlässlich meiner Geburt etwas verdorben, uns zugleich aber eine wichtige und eindrückliche Lektion über die Zukunft, das Schicksal und die Vergänglichkeit unseres Erdendaseins mit auf den Weg gegeben. Eine hübsche kleine Parabel, doch leider stimmt kein Wort davon – sie ist nur eine jener Legenden, Fabeln und glatten Lügen, die im Namen der Publicity verbreitet werden. Im Laufe dieser Erzählung
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