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Rockoholic

Rockoholic

Titel: Rockoholic
Autoren: C. J. Skuse
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Grüppchen alter Leute, die sich mit Papptellern in den Händen unterhalten; der penetrante Duft von weißen Lilien und ein widerlicher Garnelenmief. Das leise Geträller von Katherine Jenkins bricht abrupt ab, als ich Macs iPod in die Buchse an der Anlage hinter der Bar stecke. Ich suche Chaos von den Regulators heraus, drehe die Lautstärke auf Anschlag und aktiviere die Volume-Sperre. Die Lautsprecher in allen vier Ecken des Raums knistern. Das Geplapper verstummt.
    Die Sonne vor den Fenstern bricht durch die bleigrauen Wolken hervor und durchflutet den Raum mit honiggelbem Licht. Gitarrenklänge klirren aus der Anlage.
    Wäng, wäng.
    Noch mehr Gitarren, lauter als Bombeneinschläge.
    Wäng . Dann schreit die lauteste Stimme der Welt:
    Â»This is a warning, motherfuckers! You gotta deal …«
    Mein Gesicht verzieht sich zu einem breiten Grinsen. Das ist Jacksons Stimme.
    Â»Surrender your weapons. It’s gonna get …«
    Wäng, wäng, wäng, wäng, wäng.
    Â»Reeeeeeeeeeeeeeeeeal!«
    Ohne dass es mir bewusst ist, taucht meine Hand in eine Kristallschale mit rosafarbenem Pudding ein, greift eine Ladung der feucht-klebrigen Masse auf und schleudert sie auf den Pastor.
    Ich sehe, wie Mac mit ernster Miene auf mich zukommt. Er will mich zurückhalten, auf mich einreden, aber ich bin wie im Rausch, bin auf hundertachtzig und irgendwelche Kids (vermutlich meine Cousins dritten Grades) machen plötzlich mit.
    Jackson kreischt aus den Lautsprechern. Er feuert mich an. Einer meiner Cousins stürzt sich auf den Baiserkuchen und stopft mir eine Handvoll davon in den Mund. Er lacht und ich lache und lasse eine Tablettladung Petit Fours auf ihn niederregnen, verschmiere sie in seinen Haaren. Ein anderer Cousin greift in die Schokomousse und bewirft damit eine alte Dame mit einem grünen Hut. Weitere Cousins zweiten und dritten Grades stürmen johlend aus dem Nebenzimmer herein, schnappen sich Sandwiches und Pastetchen und beginnen eine Schlacht.
    Ich erhasche einen Blick auf Mac draußen vor der Tür zum Empfangsraum. Er hat’s aufgegeben, den Lauf der Dinge stoppen zu wollen. Er steht unter einem pink-weiß geblümten Schirm.
    Der Barmann schreit herum und kriegt eine Ladung Fischpasteten-Sandwich ins Gesicht. Alte Damen kreischen auf und drängeln sich mit flatternden Armen in Deckung. Dem alten Stinkstiefel aus dem Postamt klatscht ein Stück Biskuittorte direkt auf den Mund. Eine Kellnerin rutscht auf Wackelpudding aus. Vanillesoße spritzt an die Wand. Speckkuchen klebt am Fenster. Salatblätter hängen von den Lampen. Bunte Glibberflatschen regnen herab, während Käsebällchen durch die Luft sausen wie Kugeln eines Gewehrfeuers.
    Â»Give me what you got, don’t hold back.«
    Die Luft ist geschwängert von Mayonnaise, Lachsschnittchen, Hähnchenbrusthappen und Törtchen; der Fußboden ist ein Schlachtfeld von Körpern, niedergestreckt von Wackelpudding und Eiscreme, und alle kriechen geduckt aus der Schusslinie. Das ist keine Beisetzung mehr. Das ist ein Buffet-Massaker.
    Â»This is my war, this is my waaaaaaaaaaarrrrrr!«
    Mit Jacksons Hilfe mache ich aus dem Empfangsraum Kleinholz. Es sind fünf irre Minuten voller Musik, hilflosem Gelächter, Geschrei, Rufen, Chaos, Simsalabim und Sauerei. Als ich und meine Cousins atemlos die Waffen strecken, befinden wir uns mitten in einem Niemandsland von klebriger Pampe und zermanschtem Backwerk. Ich werde dafür büßen müssen, wir alle. Meine Mum wird den Wut-Turbo einlegen, ohne Stoßdämpfer, aber mit doppeltem Auspuffrohr. Doch für ein paar Minuten ist alles so, wie es sein soll.
    Und ich weiß genau, dass sich irgendwo da draußen im Universum mein Opa gerade schlapplacht.

KAPITEL 2
SMELLS LIKE TEEN BULLSHIT
    Meine Mum flippt wegen meiner Beisetzungsnummer atompilzmäßig aus. Da sie sowieso davon überzeugt ist, dass ich entweder eine Säuferin oder eine Kifferbirne bin, ist sie nicht wirklich überrascht. Sie ist einfach nur angewidert. Ich weiß, nach der Aktion stecke ich tiefer als knietief in der Scheiße.
    Â»Du rücksichtsloses, dummes kleines Miststück!«, brüllt sie mich an. Über ihre Kostümjacke verläuft eine hübsche kleine Pudding-Schmierspur und ihr Kopf ist zur Hälfte mit Schlagsahne bedeckt. Hinter ihr wuseln planlos irgendwelche Leute hin und her, wie Zombiestatisten aus Dawn of
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