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Rockoholic

Rockoholic

Titel: Rockoholic
Autoren: C. J. Skuse
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mir herüber, krabbelt auf das Bett, auf dem ich gerade sitze, und schlingt ihre Ärmchen um mich. Sie tätschelt sogar ganz sanft meine Schulter, als wollte sie sagen »ist schon gut«. Sie ist bereits bettfertig, hat aber nicht gebadet. Ihr Haar riecht nach Obsttörtchen.
    Â»Danke, Cree«, sage ich und drücke sie an mich.
    Sie löst sich von mir und sieht mich mit großen blauen Augen an. »Warum weint du?«
    Â»Ich bin einfach nur traurig, das ist alles.«
    Â»Bist du bald tot?«
    Â»Nein.«
    Â»Warum weint du?«
    Â»Ich bin einfach nur traurig, das ist alles.«
    Â»Dody is traurig?«
    Â»Ja.«
    Â»Ich hab ein Doktorkoffer.«
    Â»Dann geh ihn holen und wir spielen Arzt.«
    Sie rutscht sofort vom Bett hinunter und flitzt durch den Flur.
    Â»Du musst nicht mit ihr spielen«, sagt Mac. »Ich kann ihr auch einfach erzählen, dass im Schrank ein Gespenst hockt, oder so.«
    Â»Schon okay«, sage ich und pflücke eine Fluse von der Tagesdecke. »Ich halte mich gern in Crees kleiner Welt auf. Momentan ist es überall besser als in meiner eigenen.«
    Â»Du warst der Meinung, dass Charlie genau das gewollt hätte. Darum hast du’s gemacht. Zugegeben, die Aktion war total abgedreht und du hast vermutlich einen Schaden von Hunderten von Pfund angerichtet, aber so tickst du nun mal, stimmt’s?«
    Mac spricht aus Erfahrung. Er war mehr als einmal dabei, als ich etwas Dämliches gemacht und einen Schaden in Höhe von Hunderten von Pfund angerichtet habe, meist in betrunkenem Zustand, und meist ist er derjenige, der sich für mich entschuldigt, alles wieder sauber macht oder mich nach Hause schleppt. Er ist eher mein Sozialarbeiter als mein bester Freund. Wenn’s ihn nicht gäbe, wäre ich wohl schon querschnittsgelähmt, schwanger oder tot.
    Â»Mum hasst mich jetzt umso mehr«, nuschle ich.
    Â»Sie hasst dich nicht. Sie … versteht dich einfach nur nicht. Sie hat Charlie auch nie wirklich verstanden, stimmt’s? Ihr beide hingegen wart wie Arsch auf Eimer.«
    Ich nicke. »Schon einen Tag nach seinem Tod hat sie alle seine Sachen in Kartons gepackt. Seine Bücher, seine Bongs, seine Klamotten.«
    Â»Das hast du mir noch gar nicht erzählt.«
    Â»Ich bin mitten in der Nacht aufgestanden, hab das meiste von dem Zeug wieder ausgeräumt und in der Garage versteckt. Sie will ihn einfach komplett aus dem Gedächtnis streichen. Dieser beschissene chinesische Dekokram auf dem Fensterbrett, wo früher seine Bongs standen. Und diese verdammten Farbproben in Pfirsichton auf dem Kaminsims, nur zwei Tage danach. Halley wird ihr helfen, das Wohnzimmer neu zu streichen. Mami und ihr Prachtmädchen, Seite an Seite – ist das nicht goldig? Und ich hab bei der Sache gar nichts zu melden.«
    Mac lässt sich rücklings aufs Bett fallen und dabei rutscht der Saum seines weißen Kellner-T-Shirts hoch, so dass ein Stück Bauch hervorblitzt. Er streckt seine Hand aus und drückt meine. Wären wir Teil einer Seifenoper, würde das jetzt vermutlich zu einem folgenschweren Kuss führen, aber Mac steht nicht auf mich, jedenfalls nicht auf diese Art. Ich glaube, er ist schwul, bloß reden wir nie drüber. Er hat sich zumindest noch nicht geoutet.
    Wir hören ein Winseln draußen auf dem Flur. Schäferhund Alfie trottet mit einem rosa Stethoskop im Maul an der offen stehenden Tür vorbei. Cree watschelt mit ihrem rosa Plastik-Arztkoffer hinter ihm her.
    Â»Alfie hat genehmt! Alfie hat genehmt!«, kreischt sie uns an.
    Â»Alf! Aus!«, ruft Mac und prompt lässt der Hund das Stethoskop fallen. Cree schnappt es sich, wackelt zu uns ins Zimmer zurück und errichtet auf meinem Bett ein kleines Krankenhaus.
    Â»Lass uns mal über morgen reden. Großer Tag. Wann willst du nach Cardiff losfahren?«
    Â»Ich kann doch nicht hin, schon vergessen?«
    Â»Was? Und ich dachte, dich könnte noch nicht mal der Tod davon abhalten, zu diesem Konzert zu gehen. Du wirst dich doch nicht etwa von deiner Mum bremsen lassen, oder?«
    Â»Ich hab keine andere Wahl. Sie hat mein Ticket zerrissen. Und ich hab extra für dieses Konzert ’ne Diät gemacht! Im Moment will ich einfach nur essen, bis ich kotze.«
    Â»Mir hängt’s langsam zum Hals raus, dir das zu sagen: Du brauchst keine Diät.«
    Â»Doch, brauch ich. Ich bin einfach viel zu fett
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