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Rockoholic

Rockoholic

Titel: Rockoholic
Autoren: C. J. Skuse
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the Dead. Meine Mutter stößt mehrere wütende Seufzer aus, dazwischen schnappt sie angesichts des heillosen Durcheinanders fassungslos nach Luft und ruft immer wieder: »Mein Gott, was das alles kosten wird!«
    Â»Ich hab’s für Opa getan«, versuche ich zu erklären. Krabbensalat tropft an mir herunter. »Du wolltest ihm nicht das Begräbnis geben, das er haben wollte …«
    Â»Er wollte verdammt noch mal kein Begräbnis, er wollte eine Zirkusvorstellung«, faucht sie. »Was er verlangt hat, war total lächerlich. Weißt du eigentlich, wie schwer dieser Tag heute für mich war, Jody?«
    Â»Ja.«
    Mum seufzt ungehalten. Mum seufzt oft ungehalten. Auf ›seufzt ungehalten‹ folgt meist ›reibt sich erschöpft die Augen‹ und ›runzelt verärgert die Stirn‹. In letzter Zeit gab’s für sie viele Anlässe, ungehalten zu seufzen, schätze ich. Unsere Geldsorgen sind ein Dauerbrenner. Meine angebliche Drogensucht. Dad, der unser Haus verzockt hat. Daniel, der Chatkumpel meiner vierzehnjährigen Schwester Halley, der sich als ein fünfzigjähriger Trucker namens Sid entpuppt hat.
    Â»Es war wirklich schwer.« Gleich heult sie los, denke ich. Ich sehe, wie sich das Wasser in ihren Augen sammelt. »Erst dein Vater, dann der Unfall, die verdammten Reporter, die uns die Tür einrennen, und jetzt das. Was glaubst du eigentlich, wie viele Demütigungen ich noch ertragen kann?«
    Â»Vermutlich nicht mehr viele«, sage ich, bevor mir aufgeht, dass sie auf ihre Frage wahrscheinlich keine Antwort erwartet hat.
    Und dann fängt sie an zu weinen. Und ich spüre dieses scheußliche Ziehen in meinen Eingeweiden.
    Â»Ihm hätte es gefallen, Mum. Ehrlich.«
    Sie will sich schon von mir abwenden, hält dann jedoch inne, sieht mir aber nicht ins Gesicht.
    Â»Du entschuldigst dich jetzt bei Donna und Vic. Dann gehst du nach Hause, holst den Dampfreiniger aus der Waschküche, schaffst ihn her und bringst diesen Raum auf Vordermann, und zwar bis in den letzten Winkel. Und bilde dir ja nicht ein, dass du morgen auf das Konzert gehst. Denk nicht mal im Traum dran.« Es sieht so aus, als würde ihr jedes Wort, das sie sagt, wehtun, und als sie sich wegdreht, tropft eine Träne von ihrer Wange auf den Teppich.
    Es ist spät, als ich endlich vom Saalputzen nach Hause komme. Mum und ich kochen einen weiteren Streit hoch und sie wird giraffenmäßig sauer (d.h. dass sie diesen irrsinnig langen Hals macht und ihre Augen riesig groß werden), weil ich immer auf Opas Seite bin, nie auf ihrer. Und ich lasse die ›F... you‹-Bombe platzen und sage ihr ins Gesicht, dass sie sich verpissen soll. Ich mein’s gar nicht so, es rutscht mir einfach so raus.
    Sie zerreißt mein Regulator-Ticket und damit ist mein Leben offiziell zu Ende.
    Ich kann nicht mehr klar denken. Ich kann nicht mehr klar sehen. Mein Kopf fährt Karussell, so enttäuscht bin ich. Das Ganze ist dermaßen unfair, dass mir alles vor Augen verschwimmt. Ich beschließe von zu Hause abzuhauen. Ich stopfe das Notwendigste in meinen Rucksack: Klamotten, ein paar Bücher von Stephen King, mein aktuelles Jackson-Skizzenbuch, eine Zahnbürste, das bei eBay ersteigerte limitierte T-Shirt, das ich aus dem Bilderrahmen an der Wand nehme – und hinterlasse auf dem Ablagetisch in der Diele einen Zettel, auf dem steht: ›Ziehe zu Mac. Tschüs‹.
    Mac bedient gerade Gäste, als ich durch die Eingangstür des The Pack Horse trete, aber er ruft seiner Mutter zu, dass er sich »fünf Minuten« nimmt, und hilft mir mein Zeug ins hintere Schlafzimmer hochzubuckeln. Das Zimmer wird so gut wie nie als Schlafzimmer benutzt, da es ganz am Ende des Wohntrakts vom Pub liegt. Macs Dad, Teddy, bewahrt dort seine gigantische DVD-Sammlung auf und Macs zweijährige Schwester Cree nutzt das Zimmer zum Spielen.
    Cree ist ein richtig süßer Fratz – blond und blauäugig, genau wie Mac, bevor er an seinem achtzehnten Geburtstag zu schwarzem Haar und blauen Strähnen überwechselte. Ab und zu bringt er sie nachmittags mit in die Kinderkrippe, wo ich arbeite, und normalerweise klebt sie an mir wie eine Klette. Doch heute ist es anders: Sie merkt, dass ich geweint habe. Für eine Weile sitzt sie einfach nur bei Mac auf dem Schoß und beäugt mich wachsam. Dann flüstert Mac ihr etwas ins Ohr und sie kommt zu
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