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Rockoholic

Rockoholic

Titel: Rockoholic
Autoren: C. J. Skuse
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Cree strahlt, süß wie eine kleine Aprikose, aber ich kann sein Gesicht unter der Baseballkappe kaum erkennen. Trotzdem sehe ich mir das Bild gerne an.
    Â»Du kannst es jetzt löschen.«
    Â»Sicher?«
    Â»Nee. Aber vermutlich wär’s besser.«
    Â»Ich heb’s noch auf, schon okay. Cree ist darauf gut getroffen.«
    Mac streckt sich der Länge nach aus, den Kopf in meinem Schoß, die Füße baumeln über der Sofalehne. »Du bist jetzt mein Groupie, oder?«
    Ich beuge mich hinunter und küsse ihn auf den Mund. Seine Lippen sind so warm; warm und weich. Ich könnte ihn tagelang nur küssen. Das Einzige, was ich vor ihm geküsst habe, war der kalte Mondstein, damit er mir Glück bringt, oder ein Poster an der Wand. Beides war immer eiskalt. Ich habe Halley den Stein geschenkt. Das musste ich tun. Ich habe ihn ständig verloren. Er hat mir nichts als Ärger eingebrockt, aber sie hat er total glücklich gemacht. Sie bewahrt ihn auf einem kleinen Ständer auf ihrem Fenstersims auf. Jedes Mal, wenn ich an ihrem Zimmer vorbeigehe und den Stein sehe, denke ich an Opa und daran, wie sehr er uns geliebt hat, Halley und mich. Und wie sehr wir ihn beide vermissen. Halley hat mich am Ende auch aus der Sache mit Dinkley rausgehauen, als die am Tag nach der Rocky Horror Show bei uns aufkreuzte. Sie hatte die Polizei im Schlepptau.
    Sie hat mich geschlagen! Sie hat mich geschlagen und mit ihrer Federboa gefesselt und dann hat sie mich ins Klo gesperrt. Und sie hatte ihn bei sich, Jackson Gatlin. Ich sage Ihnen, sie ist die Drahtzieherin! Warum glaubt mir denn bloß keiner?! Sie hat ihn versteckt! Ganz sicher!
    Halley hat einfach behauptet, dass sie mit mir zusammen in der Vorstellung gewesen sei.
    In Wahrheit dachte Halley, Dinkley sei eine alte Schulfeindin, die es mir heimzahlen wollte, und dass ich eine verletzte Ente in der Garage pflegen würde. Deshalb ist sie auch am Abend von Rocky Horror in die Garage gegangen, um der Ente ein paar Brocken Brot zu bringen, aber das Tier war verschwunden. Sie dachte, der Fuchs hätte die Ente geholt, und so hat sie die Federn beseitigt, um meine Gefühle zu schonen. Der Moment, als Dinkley den Polizisten den leeren Schlagzeugraum präsentierte, war einfach unbezahlbar. Daran werde ich mich mein Lebtag erinnern, wenn in meinem Schädel genug Platz bleiben sollte. Mein Gedächtnis hortet nämlich mittlerweile so viele unbezahlbare Momente, dass ich mir nicht sicher bin, ob dieser noch hineinpasst. Ich fahre mit meinem Finger seitlich an Macs Nase entlang. Das liebt er.
    Â»Du siehst heut hübsch aus«, murmelt er. »Zitronengelb steht dir.«
    Â»Fang nicht mit so was an. Du bist ja schlimmer als Mum. ›Schön, dich mal in etwas anderem als Schwarz zu sehen‹«, sage ich und ahme Mums Nörgelstimme nach.
    Mac gluckst leise. »Für mich siehst du immer umwerfend aus, mein Schatz. In Zitronengelb, Limettengrün oder mit Bonbonstreifen.«
    Ich lächele. »Da schlägst du ja ganz neue Töne an. Vor ein paar Monaten wolltest du mich noch unbedingt in irgendwelche Modefummel stecken.«
    Â»Na ja, Töne ändern sich eben«, sagt er und reckt mir sein Gesicht für einen weiteren Kuss entgegen. »Geht’s dir gut?«
    Â»Ja.« Ich zucke mit den Achseln und probiere krampfhaft zu lächeln, damit er nicht glaubt, ich hätte mal wieder einen Depri-Schub wegen Ihm-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf. Gestern war ich ziemlich schlecht drauf, halb krank vor Sorge, warum er sich noch nicht gemeldet hat. Diese Ungewissheit macht mir echt zu schaffen. Seit geschlagenen drei Monaten geht das so mit mir, mal besser, mal schlechter. Meist schlechter. Es trifft mich wie aus heiterem Himmel. Manchmal durchläuft es mich eiskalt, so als wüsste ich, dass er ganz sicher tot ist. Wie eine Vorahnung, dass beim nächsten Mal, wenn ich den Fernseher einschalte, die Meldung kommt, man habe seine Leiche Gott weiß wo gefunden. Oder noch schlimmer. Dass Frank Grohman ihn aufgespürt und dessen Handlanger ihn zu Tode geprügelt haben. Ich bin sogar noch mal zu DFD gegangen und habe ihn angebettelt, dass er mit seinem Kontaktmann in Verbindung tritt und mich dann wissen lässt, wo Jackson abgesetzt worden ist, bloß um irgendeine Info zu haben. Aber er ist nicht damit rausgerückt. Seine Kumpel wären ihm mehr wert als sein eigenes Leben, bla, bla, bla. Ich kann nicht
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