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Rockfords tödlicher Bluff

Rockfords tödlicher Bluff

Titel: Rockfords tödlicher Bluff
Autoren: Mike Jahn
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»Sandalen und eine Forellenangel.« Sie stoppte den Wagen.
    »Haben Sie schon jemals etwas gesagt, das nicht schnippisch klang?« fragte er.
    »Was machen Sie, wenn Sie nicht gerade Cowboys jagen?« fragte sie als Antwort.
    »Ich verkaufe Glückwunschkarten«, sagte er.
    »Viel Geld drin?« wollte sie wissen.
    »Was?«
    »Ich fragte, ob viel Geld in Glückwunschkarten steckt.«
    »Weihnachten und Ostern sind nicht schlecht«, bemerkte er. »Aber der Muttertag ist wirklich eine Pleite.«
    Das Mädchen lächelte breit. »So sind die Zeiten«, erwiderte sie, eine Bemerkung, die Rockford mit einem Nicken bedachte. »Mein Haus ist das weiße Gebäude ungefähr zwei Kilometer die Straße hinauf. Warum kommen Sie nicht auf einen Drink vorbei?«
    Das Mädchen wartete nicht auf eine Antwort, sondern gab dem kleinen Porsche die Sporen und zischte über die Straße davon. Rockford sah dem Wagen nach, bis er außer Sicht war, dann schlenderte er am sandigen Straßenrand zu seinem Chevrolet. Nachdem er die Angelausrüstung im Kofferraum verstaut hatte, drehte er den Wagen in Richtung Norden und fuhr durch den spärlichen Verkehr zu dem Haus an der Küste.
    Das Haus sah ganz normal aus; es bestand aus hölzernen Pfeilern, die auf einem kleinen Hügel in die Erde gegraben worden waren. Eine Treppe aus Holz führte von einem ungepflasterten Parkplatz zu einer Sonnenterrasse, auf der eine Sammlung von Aluminiumstühlen und Liegen in der Sonne herumstand. Rockford betrat die Veranda, ging um eine Ecke und klopfte an eine gläserne Schiebetür.
    »Kommen Sie herein«, rief das Mädchen.
    Rockford schob die Tür zur Seite und betrat ein geräumiges, komfortables Wohnzimmer, das außergewöhnlich geschmackvoll eingerichtet war. Ein früher Picasso prunkte über einem Kamin aus roten Klinkern, und von der Balkendecke hingen verschiedene, teure Pflanzen herab. Das Mädchen trug immer noch den Netzbikini, ein Kleidungsstück, von dem Rockford seine Augen nur mit Mühe abwenden konnte.
    »Wo haben Sie diesen Badeanzug her?« fragte er. »Von einem der Thunfischboote?«
    »Aus einem kleinen Geschäft am Beverly Boulevard«, antwortete sie. »Tut mir leid, Sie enttäuschen zu müssen. Kann ich Ihnen einen Drink machen?«
    »Eine Bloody Mary, danke«, sagte er und schlenderte an einem großen Bücherschrank entlang, der mit eindrucksvollen Bänden ausgestattet war. Als das Mädchen mit seinem Drink aus der Küche zurückkam, blätterte Rockford gerade im Gesellschaftsregister.
    »Sie stehen nicht drin«, bemerkte sie und reichte ihm sein Glas. »Ich habe schon nachgesehen.«
    »Aber nur deshalb, weil ich mich nicht darum bemüht habe.«
    »Natürlich.« Sie lächelte. »Ich studiere es, weil die Namen reicher Leute darinstehen. Dann schwärme ich aus und versuche, einen davon zu heiraten.«
    Rockford grinste. Sie war ein Mädchen nach seinem Herzen, und er begann zu glauben, daß er sich gerade verliebte.
    »Jedenfalls ist es nicht so saisonabhängig wie die Glückwunschkarten«, sagte er.
    Sie erwiderte das Lächeln, dann wurde ihr Gesichtsausdruck ernst. Sie sah ihn einen langen Augenblick an.
    »Sie wären überrascht, wie schwer es ist, gleichzeitig natürlich und ehrlich zu sein. Reiche Leute halten das für eine anziehende Eigenschaft.«
    »Vielleicht sollte ich in Ihrer Branche tätig werden«, entgegnete Rockford. »Ich hatte nie die geringsten Schwierigkeiten, ehrlich zu sein. Jetzt zum Beispiel würde ich gerne wissen, woran Sie gerade denken.«
    »An nichts«, sagte sie mit gezwungener Unschuld. »Wir trinken ein Glas zusammen. Vielleicht werden wir Freunde.«
    »Vergessen Sie's. Mein Bankkonto ist ein Alptraum in roten Zahlen.«
    »Vielleicht mag ich Forellenangeln«, antwortete sie.
    »Natürlich. Sie würden mich nicht hereinlegen, nicht wahr?«
    »Natürlich nicht«, sagte sie, wandte sich von ihm ab und nahm auf einer Samtcouch Platz. »Das ist dumm.«
    Rockford nahm einen letzten Schluck von seiner Bloody Mary, dann starrte er auf das Glas. Ihm war unwohl. Seine Umgebung schwankte auf und nieder, und sein Magen war nicht in Ordnung. Er setzte das Glas auf der Kante des Bücherschranks ab.
    »Bloody Marys sind eigentlich ein Gegenmittel«, murmelte er mehr zu sich selbst als zu ihr. Als sie nicht antwortete, taumelte er auf die Tür zu.
    »Was haben Sie in den Drink getan?« fragte er.
    Das Mädchen zuckte die Schulter. Rockford fiel durch die Tür auf die Veranda. Bevor er das Bewußtsein verlor, griff er in die Innentasche
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