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Rockfords tödlicher Bluff

Rockfords tödlicher Bluff

Titel: Rockfords tödlicher Bluff
Autoren: Mike Jahn
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sie verlegen.
    »Tawnia? Bedeutet das etwas?«
    »Meine Haarfarbe. Auf der Flasche mit dem Haarfärber steht ›Tawny Blonde‹.«
    »Hört sich an wie der Name einer Schönheitstänzerin. Sie sollten sich etwas Anspruchsvolleres leisten. Außerdem sollten Sie sich einen besseren Liebhaber gönnen. Tatsächlich, Sie sollten sich überhaupt mehr leisten. Haben Sie je von Dale Carnegie gehört?«
    »Verkauft der auch Glückwunschkarten?«
    »So etwas Ähnliches. Wo ist meine Kamera?«
    Tawnia ging zum Bücherschrank, entfernte ein Buch über den Watergate-Skandal und holte Rockfords Minox heraus. Dann ging sie auf ihn zu und legte sie in seine Hand, wobei sie ihn ansah, als ob er Jack the Ripper wäre. Nachdem er sich vergewissert hatte, daß die Kamera noch funktionierte, nahm er das Mädchen mit hinaus auf die Sonnenterrasse und machte ein paar Fotos von ihr.
    »Warum haben Sie das getan?« fragte sie.
    »Nur so zum Spaß.«
    »Hören Sie, Travis hat recht. Larry Kirkoff ist schuldig. Er braucht Sie nur, damit seine Freunde im Country Club glauben, daß er es nicht war. So wie es jetzt ist, möchte ihn keiner mehr sehen.«
    »Mir ist klar, daß es dem gesellschaftlichen Status nicht gerade förderlich ist, wenn man des Mordes an den eigenen Eltern beschuldigt wird«, sagte Rockford, wischte die Pistole sauber und warf sie zum Strand hinunter.
    »Aber ich finde, er ist wirklich bezaubernd. Fast so bezaubernd wie Sie und Ihr Cowboyfreund.«
    Nachdem er seine Brieftasche unter der Veranda hervorgeholt hatte, ging Rockford zu seinem Wagen und fuhr nach einem vergeblichen Kampf mit seinem Radio schweigend nach Hause.

2
    Point Vicente, Kalifornien, ist die Landzunge von Los Angeles, die am weitesten in den Pazifik hinausragt. Außer sehr teuren Wohngegenden befanden sich dort auch so verschiedene Einrichtungen wie der Stützpunkt der Küstenwache, die den Hafen und die Kanalinseln bewacht, das Marineland of the Pacific, wo es mengenweise dressierte Fische gibt, sowie der Wohnwagen von James Rockford, dem Privatdetektiv.
    Wenn man den Pacific Coast Highway an der Ausfahrt Redondo Beach verläßt, fährt man über den Palos Verdes Boulevard. Nach einigem Hinundherkreuzen in den vornehmen Seitenstraßen von Palos Verdes Estates kommt man schließlich zu einem hübschen Vorstadt-Boulevard namens Linley Drive. An seinem äußersten östlichen Ende verliert sich der Linley Drive in einem Gelände, das wiederum von den hölzernen Planken des Stützpunktes der Küstenwache begrenzt wird. Durch dieses windige Stückchen Land führt eine ungepflasterte Straße mit zahlreichen Schlaglöchern, die ein handgemaltes Schild mit der Aufschrift »Ocean Lane« ziert.
    »Ocean Lane« war ein Einfall von James Rockford, dem das Gelände gehörte. Der Endpunkt von Ocean Lane war ein nur oberflächlich hergerichteter Platz direkt vor Rockfords Wohnwagen, einem großen blau-weißen Fahrzeug neueren Baujahrs. Neben dem Wohnwagen befanden sich die Anfänge eines Hauses, lange geplant, aber erst einige Monate im Bau. Seit er das Bauholz gekauft hatte, war es Rockford nur gelungen, die Pfeiler einzugraben und mit Kreosot zu behandeln, jenem giftigen Teerprodukt, das sowohl von Bauarbeitern als auch von Zahnärzten als Konservierungsmittel benutzt wird.
    Nur durch einen kleinen Abhang von den Anfängen des Hauses entfernt, erstreckte sich ein Sandstrand am Rande des Ozeans oder, um genau zu sein, am Rande des San-Pedro-Kanals. Am Rande dieses Gewässers fischte Rockford, baute an seinem Haus, sonnte sich und arbeitete hin und wieder. Obwohl er letzteres nur dann vorzog, wenn er weder fischen, sich sonnen oder an seinem Haus bauen konnte. Seltsam genug, an jenem normalen Oktobertag hatte er Arbeit im Kopf, als er die Tür des Wohnwagens öffnete. Er machte nur eine kurze Pause, um die Aufschrift abzuwischen: »Die Rockford Agentur - Spezialisiert auf abgeschlossene Fälle seit 1964 - Nur Kriminalfälle - Eins Ocean Lane - Los Angeles - Bitte anklopfen.«
    Das Innere des Wohnwagens war sehr viel eleganter als das Land, auf dem er stand. Rockford hatte ihn zu einem Büro umgebaut, das er großzügig mit Antiquitäten eingerichtet hatte. Zwei braune Ledersofas wurden von einem Franklin-Ofen getrennt. Zwei Ölgemälde von Segelklippern zierten die Wände, die holzgetäfelt waren. Gegenüber den Sofas befand sich ein antiker Schreibtisch aus braunem Mahagoni, vor dem ein roter Drehstuhl stand. Auf dem Schreibtisch standen ein Telefon und ein automatischer
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