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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger
Autoren: Jules Verne
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respektieren. Wenn sie die Zeit zum
    Sprechen gekommen meinten, würden sie schon von sich
    aus sprechen, und alle würden sich geehrt genug fühlen, ih-
    nen zuzuhören.
    Übrigens konnte unter diesem Schweigen ja noch ein
    Geheimnis verborgen liegen, das heute noch nicht enthüllt
    werden durfte.
    Da nahm Onkel Prudent unter einem, bisher bei den Sit-
    zungen des Weldon-Instituts unerhörten Schweigen wieder
    das Wort.
    »Meine Herren«, sagte er, »es erübrigt uns nun bloß
    noch, den Aerostaten ›Go ahead‹, der bestimmt ist, sich das
    Luftmeer zu erobern, schleunigst der Vollendung entgegen-
    zuführen. – Die Sitzung ist geschlossen.«
    18. KAPITEL
    Das diese wahrhafte Geschichte zu Ende
    führt, ohne sie zu beenden
    Am 29. April des folgenden Jahres, 7 Monate nach der so
    unerwarteten Rückkehr des Onkel Prudent und Phil Evans,
    war ganz Philadelphia in reger Bewegung. Um politische
    Fragen ging es dabei nicht, ebensowenig um Wahlen oder
    Volksversammlungen. Der auf Betreiben des Weldon-Insti-
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    tuts nun vollendete Aerostat ›Go ahead‹ sollte endlich sei-
    nem natürlichen Element übergeben werden.
    Als Aeronaut war der berühmte Harry W. Tinder, den
    wir schon zu Anfang dieser Erzählung erwähnten, be-
    stimmt worden, und ihm hatte man noch einen erfahrenen
    Gehilfen beigegeben.
    Die Passagiere bildeten der Vorsitzende und der Schrift-
    führer des Weldon-Instituts, denen diese Ehre gewiß vor
    allen anderen zukam, da es für sie sozusagen eine Lebens-
    aufgabe geworden war, persönlich gegen jeden Apparat, der
    auf dem Prinzip »Schwerer als Luft«, beruhte, Einspruch zu
    erheben.
    Doch auch jetzt, nach 7 Monaten, sollten sie immer noch
    erst anfangen, über ihre Abenteuer zu berichten. Selbst Fry-
    collin hatte, wie sehr es ihn auch dazu drängte, noch nicht
    vom Ingenieur Robur und von dessen wunderbarer Ma-
    schine gesprochen. Offenbar wollten Onkel Prudent und
    Phil Evans als eingefleischte und unverbesserliche Ballonis-
    ten überhaupt nicht, daß von dem Aeronef oder einer ande-
    ren Flugmaschine jemals die Rede sei. Auch wenn ihr Bal-
    lon, der ›Go ahead‹, noch nicht die erste Stelle unter den zur
    Fortbewegung durch die Luft bestimmten Apparaten ein-
    nehmen sollte, so wollten sie doch keine, von irgendeinem
    Anhänger der Aviation herrührende Erfindung dabei an-
    wenden lassen. Sie glaubten noch immer und wollten auch
    später nur glauben, daß das einzig wahre atmosphärische
    Vehikel der Aerostat sei, und daß ihm allein die Zukunft
    gehöre.
    — 310 —
    Übrigens existierte ja derjenige, an dem sie eine so
    furchtbare, ihrer Ansicht nach aber nur gerechte Rache ge-
    nommen hatten, jetzt schon längst nicht mehr. Keiner von
    denen, die er trug, hatte seinen Untergang überleben kön-
    nen. Das Geheimnis der ›Albatros‹ lag jetzt in den uner-
    gründlichen Tiefen des Stillen Ozeans begraben.
    Die Annahme, daß der Ingenieur Robur einen Zu-
    fluchtsort, eine rettende Insel im ungeheuren, verlassenen
    Ozean gefunden habe, erschien nur als eine sehr gewagte
    Hypothese. Die beiden Kollegen behielten sich für später
    die Entscheidung darüber vor, ob es angezeigt erscheine,
    nach dieser Richtung besondere Nachforschungen zu ver-
    anlassen.
    Man schritt also endlich zu dem großen Experiment,
    welches das Weldon-Institut so lange Zeit und mit so gro-
    ßer Sorgfalt vorbereitet hatte. Der ›Go ahead‹ war der voll-
    endetste Typus dessen, was im Bereich der Aerostatik bisher
    erfunden war – dasselbe wie der ›Inflexible‹ und der ›For-
    midable‹ (zwei neuere französische Panzerschlachtschiffe)
    in der Schiffsbaukunst.
    Der ›Go ahead‹ besaß alle für einen Aerostaten nur wün-
    schenswerten Eigenschaften. Sein Volumen gestattete ihm,
    bis zu den allergrößten Höhen, die ein Ballon nur erreichen
    kann, aufzusteigen; seine Undurchlässigkeit für Gas, sich
    unbegrenzt lange in der Luft zu erhalten; seine Festigkeit,
    jeder Ausdehnung der Gase ebenso zu widerstehen, wie
    dem heftigsten Platzregen und stärksten Sturmwind; sein
    Fassungsvermögen, eine genügende Auftriebskraft zu ent-
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    falten, um außer dem sonst nötigen Zubehör eine elektri-
    sche Maschine mitzunehmen, die seinen Propellern eine,
    jeder bisher erreichten überlegene Antriebskraft verleihen
    konnte. Der ›Go ahead‹ hatte eine längliche Gestalt, um die
    horizontale Fortbewegung zu erleichtern. Seine Gondel,
    eine derjenigen des Ballons der Kapitäne Krebs und
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