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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger
Autoren: Jules Verne
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Prudent und
    Phil Evans den Aeronef nicht wieder zurückkehren, und
    mußten daraus schließen, daß die schreckliche Katastro-
    phe in großer Höhe eingetreten sein werde. Nun würde nie-
    mand wieder von dem Ingenieur Robur reden hören, so we-
    nig wie von seiner wunderbaren Maschine, die seine Leute
    mit ihm dahingetragen hatte.
    Jetzt galt es nur noch, eine Gelegenheit zur Rückkehr
    nach Amerika abzuwarten, denn die Insel Chatam wird
    von Seefahrern wenig besucht. So verstrich der ganze Mo-
    nat August, und die Flüchtlinge fragten sich schon, ob sie
    am Ende nicht bloß ein Gefängnis gegen ein anderes einge-
    tauscht hätten, mit dem übrigens Frycollin sich weit besser,
    als mit dem »Kerker in der Luft«, abzufinden schien.
    Endlich am 3. September erschien ein Schiff, um an der
    Insel Chatam Wasser einzunehmen. Der Leser hat jeden-
    falls nicht vergessen, daß Onkel Prudent zur Zeit der Ent-
    führung aus Philadelphia mehrere tausend Dollar Papier-
    geld bei sich führte, d.h. mehr als notwendig war, um nach
    Amerika zurückkehren zu können. Nachdem sie ihren Ver-
    ehrern, die ihnen stets den allergrößten Respekt bewiesen
    hatten, herzlich gedankt, schifften sich Onkel Prudent, Phil
    Evans und Frycollin nach Aukland ein. Von ihren Schicksa-
    len erzählten sie nichts, und nach 2 Tagen schon langten sie
    in der Hauptstadt Neu-Seelands an.
    Hier nahm sie ein Paketboot des Stillen Ozeans als Pas-
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    sagiere auf, und am 20. September landeten die Überleben-
    den der ›Albatros‹ nach höchst glücklicher Überfahrt in San
    Francisco. Sie hatten weder ausgesprochen, wer sie waren,
    noch woher sie kamen; doch da sie einen recht anständigen
    Preis für ihre Plätze entrichteten, so wäre es keinem ameri-
    kanischen Kapitän jemals eingefallen, weitere Fragen an die
    Leute zu richten.
    In San Francisco benützten Onkel Prudent, sein Kollege
    und der Diener Frycollin den ersten Zug der großen Paci-
    fic-Bahn und trafen am 27. wohlbehalten in Philadelphia
    ein.Das ist der gedrängte Bericht über alles, was seit dem
    Entweichen der Flüchtlinge und ihrer Abfahrt von der In-
    sel Chatam vorgefallen war; und somit konnten an jenem
    Abend der Vorsitzende und der Schriftführer, inmitten ei-
    nes ungeheuren Zudrangs, ihre Plätze im Weldon-Institut
    wieder einnehmen.
    Niemals aber hatte weder der eine, noch der andere eine
    so auffallende Ruhe zur Schau getragen. Ihr Anblick allein
    hätte niemals ahnen lassen, daß seit jener denkwürdigen
    Sitzung vom 12. Juni irgend etwas Besonderes vorgefallen
    sei. Diese 3 1/2 Monate scheinen in ihrem Leben gar nicht
    mitzuzählen.
    Nach den ersten Begrüßungssalven, die beide ohne das
    Zucken nur eines Gesichtsmuskels hinnahmen, bedeckte
    Onkel Prudent das Haupt und ergriff zuerst das Wort:
    »Ehrenwerte Bürger«, sagte er, »die Sitzung ist eröff-
    net.«
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    Wahnsinniger und gewiß wohlberechtigter Beifall, denn
    wenn es auch als etwas Außergewöhnliches nicht gelten
    konnte, daß eine solche Wochenversammlung eröffnet
    wurde, so erhielt der Umstand doch ein außergewöhnliches
    Gewicht, daß das durch Onkel Prudent unter Assistenz von
    Phil Evans geschah.
    Der Vorsitzende ließ den in Zurufen und Händeklat-
    schen kundgegebenen Enthusiasmus sich ruhig austoben.
    Dann fuhr er fort:
    »In unserer letzten Sitzung, meine Herrn, kam es zu recht
    lebhaftem Meinungsaustausch (Hört! Hört!) zwischen den
    Vertretern der Vorder- und der Rückschraube für unseren
    Ballon, den ›Go ahead‹. (Zeichen von Verwunderung.) Wir
    haben inzwischen ein Auskunftsmittel erfunden, um die
    Vorder- und Hintersteuerer unter einen Hut zu bringen,
    und das besteht einfach darin: Wir versehen eben beide En-
    den des Nachens mit je einer Antriebsschraube.« (Schwei-
    gen vor allgemeinem Erstaunen.)
    Das war alles!
    Ja, alles, von der Entführung des Vorsitzenden und des
    Schriftführers des Weldon-Instituts fiel kein Sterbenswört-
    chen; kein Wort über den Ingenieur Robur und die ›Alba-
    tros‹; kein Wort über die Art und Weise, wie die Gefange-
    nen hatten entkommen können, und endlich kein Wort über
    das Schicksal des Aeronefs, ob er noch durch das Luftmeer
    schwebe und ob noch weitere Angriffe gegen Mitglieder des
    Clubs zu befürchten wären.
    Gewiß fehlte es den Ballonisten nicht an Lust, Onkel
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    Prudent und Phil Evans auszufragen; sie sahen die bei-
    den aber so ernst, so zugeknöpft, daß es angezeigt schien,
    ihre Zurückhaltung zu
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