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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger
Autoren: Jules Verne
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Bat T. Fyn, William T. Forbes, der
    seine beiden Töchter Miss Doll und Miss Mat an den Ar-
    men führte. Alle waren erschienen, um durch ihre Anwe-
    senheit zu bekräftigen, daß nichts jemals imstande sei, die
    Anhänger der »Leichter als Luft«-Theorie, zu trennen.
    Gegen 11 Uhr 20 Minuten verkündigte ein Kanonen-
    schuß die Beendigung der letzten Vorbereitungen.
    Der ›Go ahead‹ erwartete nur noch das Signal zum Auf-
    steigen.
    Ein zweiter Kanonenschuß donnerte um 11 Uhr 25.
    Der nur noch durch seine Leitseile gehaltene ›Go ahead‹
    erhob sich etwa 15 Meter über die Lichtung. Am hinteren
    Ende der Plattform stehend, legten Onkel Prudent und Phil
    Evans die linke Hand auf die Brust, was bedeuten sollte, daß
    sie mit dem Zuschauerkreis eines Herzens wären. Dann
    streckten sie die rechte Hand nach dem Zenit aus, um an-
    zudeuten, daß der größte, bis jetzt bekannte Ballon endlich
    in Begriff stehe, von seinem überirdischen Reich Besitz zu
    ergreifen.
    Da legten sich 100.000 Hände auf 100.000 Brüste; und
    100.000 andere erhoben sich zum Himmel.
    Um 11 Uhr 30 krachte ein dritter Kanonenschuß.
    »Leinen los!« rief Onkel Prudent, die hergebrachte Re-
    densart benutzend.
    Und der ›Go ahead‹ erhob sich »majestätisch« – das im-
    mer gebrauchte Beiwort in der Beschreibung von beginnen-
    den Luftfahrten.

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    In der Tat, es war ein prächtiges Schauspiel! Man hätte
    ein Seeschiff zu sehen gemeint, das eben vom Stapel lief.
    Und war das hier nicht auch ein Schiff, das ins Luftmeer
    abgelassen wurde?
    Der ›Go ahead‹ stieg genau lotrecht in die Höhe – ein
    Beweis für die vollkommene Ruhe der Atmosphäre – und
    hielt etwa 250 Meter über der Erde an.
    Hier begann nun die Vorführung der Fahrt in waagrech-
    ter Richtung.
    Der von seinen zwei Schrauben getriebene ›Go ahead‹
    zog mit einer Geschwindigkeit von 10 Meter in der Sekunde
    der Sonne entgegen. Das ist die Geschwindigkeit des Wals
    im freien Wasser. Es ist auch gar nicht falsch, jenen mit dem
    genannten Riesen der nördlichen Meere zu vergleichen, zu-
    mal da er auch die Gestalt jenes Zetazeers hatte.
    Eine neue Salve von Hurras drang zu den geschickten
    Aeronauten empor.
    Hierauf führte der ›Go ahead‹ unter der Wirkung seines
    Steuers allerlei kreisförmige, schiefe und geradlinige Bewe-
    gungen aus, die ihm die Hand seines Steuermanns aufnö-
    tigte. Er wendete in engem Kreis, fuhr vorwärts, rückwärts,
    um selbst die zähesten Widersacher der Lenkbarkeit von
    Ballons eines Besseren zu belehren ... wenn es solche Wi-
    dersacher hier gab! Und wenn es dergleichen gegeben hätte,
    hätte man sie in die Pfanne gehauen!
    Warum aber fehlte diesem herrlichen Experiment der
    Wind? Das war bedauerlich. Unzweifelhaft hätte der ›Go
    ahead‹ alle Bewegungen ohne Zögern ausgeführt, indem
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    er entweder eine schräge Richtung einhielt, wie ein Schiff,
    das dicht beim Wind segelte, oder der Luftströmung wie ein
    Dampfer direkt entgegentrieb.
    In diesem Augenblick stieg der Aerostat um einige hun-
    dert Meter höher hinauf.
    Man begreift wohl die Absicht. Onkel Prudent und seine
    Begleiter suchten in den höheren Luftschichten eine Strö-
    mung zu finden, um die Probe zu vervollständigen. Ein
    System von inneren Ballons, entsprechend der Schwimm-
    blase der Fische, in die man mittels Pumpen eine gewisse
    Menge Gas hineindrücken konnte, gestattete ihm nämlich,
    auf- und niederzusteigen. Ohne je Ballast auszuwerfen, um
    höher, oder Gas zu verlieren, um tiefer zu gehen, war er im-
    stande, sich nach Belieben des Luftschiffers in der Atmo-
    sphäre zu heben oder zu senken. Außerdem war er jedoch
    am oberen Scheitel mit einem Ventil versehen, für den Fall,
    daß er einmal sehr schnell herabzugehen gezwungen wäre.
    Hier waren demnach nur bereits bekannte Mittel vorgese-
    hen, diese aber bis zum höchsten Grad der Vollkommenheit
    entwickelt.
    Der ›Go ahead‹ erhob sich also in lotrechter Linie. Durch
    optische Wirkung verringerten sich seine Dimensionen all-
    mählich den Blicken. Gewöhnlich erscheint das ziemlich
    merkwürdig für die Zuschauer, die sich, um gerade hinauf
    zu sehen, fast die Halswirbel brechen. Der ungeheure Wal
    wurde so nach und nach zum Meerschwein, um endlich bis
    zur Größe des gewöhnlichen Gründlings herabzusinken.
    Da die aufsteigende Bewegung nicht unterbrochen
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    wurde, erreichte der ›Go ahead‹ eine Höhe von 4.000 Meter,
    blieb aber bei dem
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