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Robert und die Ritter - Das Zauberschwert

Robert und die Ritter - Das Zauberschwert

Titel: Robert und die Ritter - Das Zauberschwert
Autoren: dtv
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Statt eines neuen Heulanfalls kriegteich eine große, kalte, weiße Wut (falls ihr versteht, was ich meine). Ich sprang auf und packte Robert an seinem dämlichen roten Wams mit Gürtel drüber, dann zerrte ich ihn hoch und brüllte:
    »Sag das noch mal, du nachgemachter Ritter! Sag das noch
ein Mal
, und ich spieß dich auf dein blödes Zauberschwert! Wer hat uns denn den ganzen Mist hier eingebrockt?«
    Auf Ehre und Gewissen: Noch nie im Leben hatte ich jemanden so angebrüllt. Ich hatte auch noch nie jemanden am Wams gepackt (oder meinetwegen an der Weste). Und schon gar nicht hätte ich jemandem so was Schreckliches angedroht. Klar, manchmal hätt ich’s schon gern getan, so bei größeren Jungs, die einem auf dem Schulhof blöd kommen – aber doch nie bei meinem besten Freund! Bei Robert! Ich weiß echt nicht, was plötzlich in mich gefahren war. Und ich konnte immer noch nicht aufhören.
    »Sag,
wer
!!!«, brüllte ich.
    Aber Robert sagte gar nichts und stand nur stocksteif vor Schreck.
    »Sag was, du Olli Blindfisch mit zwei linken Händen außer wenn’s ausgerechnet um Fehdehandschuhe geht   …!«
    Ich war außer Rand und Band, und wer weiß, was noch passiert wäre, hätte ich nicht auf einmal eine schwere Hand auf meiner Schulter gespürt. Es war die Hand von Kunos Vater, der mit seiner tiefen Burgherrenstimme sagte:
    »Ich sehe, eurem Freund Tim geht es wieder gut – vielleicht solltet ihr mit ihm an die frische Luft, Schwertübungen machen, das kühlt ab.«
    Aber ich war eigentlich schon von seiner schweren Hand und seiner Stimme abgekühlt und ließ Robert auch gleich los. Gerade war er noch stocksteif gewesen, jetzt sackte er, als ich ihn losließ, wie eine Schlenkerpuppe zurück auf seinen Stuhl. Dann schaute er aus großen Augen zu mir hoch, aber nicht lange. Dann sprang er plötzlich auf und rannte zur Tür.
    »Halt!«, rief ich hinter ihm her. »Mensch, Robert, warte doch   …!«
    Aber er wartete nicht. Er stürmte aus der Tür und polterte die Treppe hinunter.
    Ich rannte ihm hinterher und rief: »Robert   … jetzt bleib doch stehen! Es war nicht so gemeint   …«
    Aber er blieb nicht stehen, und wie ich mein blödes Gebrüll gemeint hatte, war ihm offenbar egal.
    Als ich den Fuß der Treppe erreichte, war er schon bei der Tür ins Freie. Und als ich die Tür erreichte, schmiss er sie gerade zu. Ich konnte gerade noch bremsen, bevor ich dagegenknallte. Als ich die Tür öffnete, sah ich, wie er sich mit dem Kopf voran und mit den Beinen strampelnd durch den schmalen Spalt unten im Burgtor zwängte. Das schafft er nie, dachte ich noch, dann war er auch schon draußen. Gleich darauf hörte ich es auf der Treppe poltern, und im nächsten Augenblick standen Kuno, Rigobert und Dagobert neben mir.
    »Wo ist er hin?«, fragte Kuno.
    »Er hat sich durch den Spalt im Tor gequetscht«, sagte ich.
    »Ich hab’s mir gedacht«, sagte Kuno.
    »Ich auch«, schnaufte Rigobert.
    »Ich nicht«, schnaufte Dagobert.
    Die beiden hatten von dem bisschen Rennen schon puterrote Köpfe und gingen mir, ehrlich gesagt, allmählich auf den Senkel mit ihrem blöden Ich-sag-was-anderes-als-du-Spielchen. Aber ich sagte nichts. Ich fragte nur Kuno:
    »Und weiter?«
    »Was weiter?«, fragte er zurück.
    »Was meint ihr, wo er hinwill?«
    »Dreimal darfst du raten«, sagte Kuno. Aber das brauchte ich gar nicht, denn jetzt ging im obersten Stockwerk (dem dritten, falls es jemanden interessiert) ein Fenster auf, und die beiden Mädchen schauten heraus.
    »Er läuft nach Wolfeck rüber!«, rief die eine.
    Von dort oben konnte man also über die Burgmauer schauen.
    »Auf den Drachenwald zu!«, rief die andere.
    »Ich hab’s mir gedacht«, sagte Kuno.
    »Ich auch«, schnaufte Rigobert.
    »Ich nicht«, schnaufte Dagobert.
    Oh Mann, waren das zwei Nervensägen!
    »Jetzt ist er im Wald verschwunden!«, rief das eine Mädchen.
    »Nix mehr von ihm zu sehen!«, rief die andere.
    Bis jetzt war mir nur schlecht gewesen, jetzt kriegte ich auch noch weiche Knie und schlottrige Beine. Mein bester Freund war auf dem besten Weg, schrecklichen Raubrittern in die Arme zu laufen. Oder deren schrecklichen Kindern, was aufs Gleiche rauskam. Und ich war schuld! Ich hatte mich wie der letzte Höhlenmensch aufgeführt. (Wenn irgendwo doch noch einer lebt und das jetzt liest: Entschuldigung!) Ich hatte ihn beleidigt (Robert jetzt). Wegen mir war er weggelaufen,nur wegen mir! Und jetzt? – Jetzt wurde ich plötzlich auch stocksteif, so wie
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