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Robbins, Harold - Träume

Titel: Robbins, Harold - Träume
Autoren: Unbekannter Autor
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sitzen.
    Martin Courtland war altes Geld. Doch als er jetzt, in seinem Büro in einem der oberen Stockwerke von Wall Street Nr. 70 hinter seinem Schreibtisch saß, brauchte er sich wegen des bewußten Pflasterstein-Gefühls keine Sorgen zu machen. Sein Schreibtischsessel war das einzige moderne Möbelstück im Raum. Lächelnd beobachtete er, wie ich, ganz vorn auf der Kante meines Stuhls sitzend, die letzten Schriftstücke unterzeichnete. Dann drückte er auf einen Knopf und wartete, bis ein Angestellter die unterschriebenen Papiere holte.
    Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und lächelte uns an. »Damit wäre die Angelegenheit endgültig in die Wege geleitet«, sagte er zufrieden. »Von jetzt an läuft alles automatisch.«
    Ich rutschte auf meinem Stuhl herum und schaute zu Eileen rüber. Sie schien auch nicht bequemer zu sitzen. »Was bedeutet das?« fragte ich.
    »Ihre Unterschrift auf diesen Papieren beauftragt die Finanzkommission, das Geld aus dem Aktienverkauf an Ihre Firma zu überweisen«, erklärte er. »Das war auch der Grund, weshalb ich Sie bat, möglichst frühzeitig nach New York zu kommen - damit wir die Angelegenheit aus dem Weg schaffen konnten. Wenn Sie also übermorgen beim Essen der
    Vermögensberater erscheinen, wissen Sie, daß Sie das Geld in der Tasche haben. Und daran kann auch niemand mehr etwas ändern, ausgenommen Sie selbst.«
    »Ich?«
    Er nickte. »Sie sind der einzige, in dessen Macht es steht, die Anweisung zu widerrufen.« Er erhob sich. »Kann ich irgend etwas tun, um Ihren Aufenthalt in unserer Stadt angenehmer zu gestalten?«
    Die Unterredung war offenkundig zu Ende. Und es kam mir so vor, als seien wir für Courtland bereits so etwas wie die Zeitung von gestern: nicht mehr unbedingt brandaktuell.
    »Danke«, sagte ich, »aber es fehlt uns hier an nichts.«
    »Tut mir leid, daß wir nicht zusammen essen können«, versicherte er, als er uns zur Tür seines Büros begleitete.
    Unten auf der Straße wartete die Limousine auf uns. Wir stiegen ein, und das Auto fuhr los, noch bevor wir dem Fahrer gesagt hatten, wo wir hinwollten.
    Auf den Gehsteigen drängten sich Menschenmassen. Vieles wirkte so ganz anders als in Kalifornien. Hier schienen immer alle in Bewegung zu sein. Es war ein heller, sonniger Tag, doch durch die hohen Gebäude ringsum hatte man eher das Gefühl, sich in einer Art Dämmerlicht zu befinden. »Fun City«, sagte ich. »The Big Apple. Was meinst du? Wollen wir nicht ausgehen und ordentlich einen draufmachen?«
    »Können wir nicht zuerst zum Hotel zurückfahren und etwas schlafen?« fragte Eileen klagend.
    Am Morgen um Viertel vor sieben waren wir auf dem Flughafen gelandet. Da wir um neun Uhr in Wall Street sein mußten, blieb gerade noch genügend Zeit, um zum Hotel zu fahren, sich zu duschen und umzuziehen. Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr. Jetzt war es zehn. Ein oder zwei Stunden Schlaf vor dem Lunch konnten wirklich nicht schaden.
    Ich ließ die Scheibe runter, die uns vom Fahrer trennte. »Zurück zum Hotel, bitte.«
    Seine Antwort war typisch New York. »Hab ich mir schon gedacht«, erklärte er. »Wir sind bereits auf dem Weg.«
    Ich schien gerade erst die Augen zugemacht zu haben, als mir das Telefon in die Ohren zu schrillen begann. Ich streckte die Hand nach dem Hörer und hob ab. »Ja?«
    »Gareth?«
    »Ja.«
    »Martin Courtland am Apparat.« Seine Stimme knisterte wie vor elektrischer Spannung. »Haben Sie um zwölf die TV-Nachrichten gesehen?«
    »Ich habe geschlafen«, sagte ich.
    »In der Halle steht ein neuer Fernschreiber«, erklärte er. »Sehen Sie sich mal an, was es da gibt. Und rufen Sie dann zurück. «
    Abrupt legte er auf. Einen Moment starrte ich grübelnd auf den Hörer in meiner Hand. Dann blickte ich zu Eileen. Sie hatte sich nicht bewegt. Leise stand ich auf, zog mich an und fuhr nach unten. Ich verließ den Aufzug und ging zum Fernschreiber beim Park-Avenue-Eingang.
    Fast unbeachtet ratterte der Apparat vor sich hin. Von den Leuten, die geschäftig hin und her eilten, schenkte ihm kaum jemand Beachtung. Die Menschen waren offenbar weit mehr an ihren eigenen Welten interessiert als an dem, was in der Welt draußen geschah.
    Im Augenblick spie der Apparat irgendwelche Ziffern und Zahlen aus. Ich griff nach dem langen Streifen, der vom hinteren Teil herabbaumelte, und begann zu lesen. Es traf mich mit der Gewalt eines Dampfhammers.
    Von UPI + New York + 12:00
    Beamte des Finanzministeriums gaben gerade Aktion
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