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Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Titel: Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe
Autoren: Jockel Tschiersch
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anerboten hatte, musste sie dessen A nsinnen wohl auch relativ knapp vom T isch gelächelt haben, soweit dem Ewald das richtig zugetragen worden war.
    Bene stand immer noch hinter ihm, und Ewald drehte mit dem Schraubenzieher die Leerlaufdüse der Dieselpumpe ein wenig nach links, die Drehzahl sank und musste jetzt etwa bei 600 Umdrehungen pro Minute liegen, und das passte dann schon.
    »Ewald, wie du stundenlang an der Raupe herumpfitzelst, da kann man gar nicht hinschaun … des tät’ mich narrisch machen, wenn einer immer so langsam …«
    Ewald stellte die Drehzahl noch einen Hauch niedriger ein. »Weißt, Bene, bei denen, wo’s immer ganz schnell geht, bei denen dauert’s hinterher dann eh bloß länger.«
    Bene lachte kurz auf, obwohl er das nicht so recht verstanden hatte.
    »Ja, das kannst du nächste W oche denen da oben bei der Deutschen Meisterschaft erzählen … das wird eine saubere Hatz da oben, das sag ich dir! Das sind Profis, die haben auch alle ein viel besseres Material als dein altes Glump.«
    »Schau, Bene, wenn man vorher immer schon alles weiß, dann weiß man hinterher eben überhaupt nix mehr.«
    »Manchmal redest du schon einen ganz schönen Schmarrn daher, Ewald!«
    Das Lächeln, das dem Ewald auskam, sah Bene nicht. Bis der Startschuss fiel, hatte Ewald noch etwa drei Stunden Zeit.
    Die V orhänge in Zwergers Büro waren zugezogen. Karl Zwerger schwitzte, der Schweiß lief ihm in Bächen von der Stirn. W ie ein Bulldozer arbeitete sein kompakter Körper, mit aller ihm gegebenen Kraft versuchte er, seine Disponentin Rita Zieschke auf das Hochplateau der Lust hinaufzuschieben, und das gelang ihm offenbar auch im nächsten Moment. Rita stöhnte kurz auf, wenn auch mit verhaltener Lautstärke, schließlich wollte sie kein A ufsehen erregen.
    Karl Zwerger schnaufte, versuchte seinen A tem wieder auf eine alltagstaugliche Frequenz herunterzubringen. Er trank schnell einen Schluck W asser aus der Flasche, die auf seinem Schreibtisch stand, dort, wo das kurze Intermezzo gerade stattgefunden hatte.
    »Mein Gott, Rita, was du mit mir machst … das war so schön, mei oh mei, war das schön!«
    Rita lächelte leise und winkte ab: Das fehlte noch, dass der Zwerger jetzt hinterher noch alles zusammenschrie, wo’s doch schon gegessen war.
    »Für dich auch schön, Rita? W arst oben? Ich meine: Warst ganz oben, Rita?«
    »Ja, ich war oben, Karl! A ber frag bitte nicht jedes Mal, ich kann doch hier nicht rumschreien wie eine V errückte.«
    Zwerger wischte sich den Schweiß mit einem Kleenex ab, zog die Hosen hoch und nahm Rita von hinten zart in den A rm.
    »Ein Leben lang habe ich gewartet … auf eine Frau wie dich, Rita! Du mein kleiner Schmetterling!«
    Rita gab Zwerger ein fast schon formales Küsschen und löste sich sanft aus seiner Umarmung.
    »Mach’s bitte jetzt nicht kompliziert, Karl. Es ist, wie’s ist, und das ist schön und basta.«
    Zwerger nickte, rückte sich die Krawatte zurecht, ging zum Fenster und zog die V orhänge auf.
    »Schau dir das an da draußen, Rita: Kies, Kies, immer bloß Kies. Ich kann bald keinen Kies mehr sehen! Hätte beste Lust, einfach alles hinzuschmeißen. A bzuhauen … irgendwo nochmal neu anfangen … Kies ist doch kein Leben …«
    Rita Zieschke nickte: Sie hatte das alles schon öfters gehört, sinngemäß, und nicht nur von Karl Zwerger.
    »Lass uns noch mal paar schöne Geschäftsreisen machen, Karl. A msterdam, da war’s doch nett.«
    Karl Zwerger schüttelte den Kopf.
    »Nochmal A msterdam geht nicht, mein Schmetterling, das merkt sie, die ist ja nicht blöd. Und immer nur A msterdam oder Lissabon … das ist doch auf die Dauer auch keine Lösung.«
    »Und du hättest gern eine Lösung, oder wie soll ich das verstehen?«
    »Irgendeine Lösung ist doch auch keine Lösung, Schatz. Eigentlich sollten wir zwei …«
    »Was?«
    »Das sag ich dir dann, wenn’s so weit ist, mein Schmetterling.«
    Rita strich sich den Rock gerade, ging zum Spiegel über dem kleinen W aschbecken und fuhr sich mit den Fingern durch ihr Haar.
    »Hoffentlich merkt keiner was …«
    »Ach was, da draußen stinkt’s nach Diesel und Bratwürsten, da riecht keiner was!«
    Als Pragmatiker gefiel Rita ihr Chef weitaus besser denn als Romantiker, vielleicht war das, was immer sie mit ihm hatte, doch mehr eine Pragmanze als eine Romanze. Das störte Rita aber nicht, im Gegenteil. Zu viel Nähe entfernte die Menschen nur, dachte sie und lächelte zufrieden in sich hinein: Ihr
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