Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rita das Raubschaf

Rita das Raubschaf

Titel: Rita das Raubschaf
Autoren: Martin Klein
Vom Netzwerk:
verwundert die müden Augen, aber noch ehe er an Ruths und Ritas Anblick glauben kann, sind die beiden schon weitergehuscht.
    Sie schleichen durch Gebüsche und Blumenbeete, durch Parkanlagen und Gärten immer weiter hinaus aus der Stadt.
    Unterwegs schmieden sie Pläne.

    »Wir könnten einen Schatz verstecken«, sagt Ruth. »Oder mit einem Piratenschiff in See stechen und ein möglichst großes Handelsschiff entern und nebenbei noch ein paar Gefangene nehmen. Zum Beispiel Direktoren von Streichelzoos.«
    »Oder Schäfer und Schäferhunde«, ergänzt Rita. »Das Beste ist, wenn sie reich sind. Aber den Schatz müssen wir erst finden und das Boot erst bauen. Es kommt auf die richtige Reihenfolge an.«
    Bald riecht es wieder nach Meer, und der grüne Hügel taucht auf. Rita und Ruth folgen eifrig dem Verlauf des Deiches und umgehen sorgfältig alle Zäune und Schafherden. Die beiden halten die Augen offen für ein geeignetes Meeresufer und für Schätze jeder Art.
    Da. Ein rotes Tuch liegt auf dem Weg. Es ist wie für einen Piraten geschaffen. Rita knüpft sich eine Kopfbedeckung daraus. Nicht viel später entdeckt Ruth ein Wollmützchen. Es ist über einen Pfosten gestülpt. Was für ein Glück: Auf der Stirnseite ist ein kleiner Pirat abgebildet! Ruth setzt sich die Mütze auf. Sie ist ein wenig zu groß, aber das sieht umso verwegener aus. An dem Pfosten hängt ein Schild. Darauf sind ein Richtungspfeil und ein schönes Wort aufgemalt: SANDSTRAND .

    Nun wissen Rita und Ruth, wo der geeignete Ort ist, um ein Schiff zu bauen und in See zu stechen. Wenn sie erst dort sind, werden sich auch ein paar Gefangene und ein großer Frachter zum Entern sicher wie von selbst finden. Tausend Raubschaf-, fünftausend Raubmeerschweinschritte, viele hohe Dünen und drei Sandstrand-Schilder später sind sie endlich da.
    »Juhuu!«
    Die Freibeuter stürzen drauflos. Einen Moment später wälzen sie sich wohlig in den unzähligen warmen Körnern. So ein Strand ist einfach wunderbar! Heller, weicher Sand, so viel das Piratenherz begehrt. Rita und Ruth bauen sofort eine erstklassige Sandburg.

    Auf der Suche nach etwas, das als Schaufel zu gebrauchen ist, entdeckt Ruth am Fuß der Dünen ein Loch. Es sieht so ähnlich aus wie ihr Höhleneingang auf dem Deich. Es ist nur noch kleiner. Die Öffnung ist geschickt mit Strandgut getarnt. Ein paar Meter weiter stößt Ruth auf einen zweiten Eingang. Wie aufregend!
    »Rita, schau mal hier!«, ruft sie. »Ich glaube, unser Freibeuter-Glück bleibt uns treu!«
    Das Raubschaf steckt neugierig seine Nase in den Tunneleingang. »Das ist garantiert ein Geheimversteck! Wahrscheinlich ist ein Zwergenschatz drin!«
    »Vielleicht sogar mit Zwergen. Die nehmen wir dann natürlich gefangen«, erklärt Ruth. »Hej-ho, klar zum Entern!«
    »Passt du da rein?«, fragt Rita.
    »Klar!«
    Ruth macht sich ganz dünn und lang und verschwindet in der Öffnung. Rita postiert sich am anderen Ende des Tunnels. Gleich darauf hört sie gedämpft das Getöse von Ruths Raubmeerschweinstimme: »Örgöbt euch, Zwörge, und röckt euern Schatz raus! Hej-ho!«
    Dann stürmen zwei kleine graue Gestalten wie piepsende Raketen aus dem Bau. Sie stürzen genau auf Rita zu. Die guckt grimmig und schlägt energisch die Vorderhufe gegeneinander.
    KLOCKKLOCK !
    Die Flüchtlinge quieken vor Schreck auf und erstarren.
    »Tu-tu-tut uns nichts«, stottert der eine Zwerg.
    »Wir sind nur zwei bettelarme Strandmäuse!«, jammert der andere.
    »Bettelarm? Von wegen!« Ruth taucht hinter den beiden auf. Mit den Vorderpfoten rollt sie einen Haufen orangefarbener Beeren vor sich her, und im Maul schwenkt sie stolz ein Geldstück mit dem Aufdruck: 10 Cent . Es glänzt wie Gold!

    »Ischas ein Schatz oda ischas keina?«, nuschelt sie.
    »Das ist unser Speisekammervorrat und unser Esstisch«, piepst die eine Strandmaus empört.
    »Na gut, von den Beeren könnt ihr ein paar nehmen, wenn ihr unbedingt wollt«, sagt die andere. »Aber den Tisch brauchen wir komplett selbst, dass ihr’s nur wisst.«
    »Moment mal.« Ruth stemmt die Vorderpfoten in die Hüften. »Ihr seid jetzt Gefangene, und Gefangene dürfen nicht bestimmen.«
    »Trotzdem brauchen wir unseren Tisch selbst«, erwidert die Maus trotzig.

    »Aber euer Tisch ist ein Schatz«, sagt Ruth.
    Die Maus schüttelt den Kopf. »Ein Tisch ist ein Tisch und kein Schatz.«
    »Wir klären das noch, Leute.« Rita hebt beschwichtigend die Hufe. »Jetzt wird erst mal geschlemmt! Was haltet ihr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher