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Riskante Weihnachten

Riskante Weihnachten

Titel: Riskante Weihnachten
Autoren: Stefanie Ross
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beschleunigte die Angelegenheit auch nicht. Dirk stand auf und blickte aus dem Fenster des sternförmigen Gebäudes, in dem neben anderen Hamburger Polizeistellen auch das LKA untergebracht war. Der feine Nieselregen sah wenig einladend aus, aber die blinkenden Positionslichter eines Passagierjets im Landeanflug auf den Flughafen Fuhlsbüttel erinnerten ihn an seinen geplanten Urlaub. Allerdings war er nach dem Ergebnis seiner Auswertung nicht mehr sicher, ob er wirklich fliegen würde. Aber wenigstens seine Familie wäre morgen Abend in Virginia. Bei ihrem letzten Telefonat hatte Mark von zwanzig Grad gesprochen, eine eindeutige Verbesserung zum trüben Märzwetter in Norddeutschland. Endlich spuckte der Drucker die letzte Seite aus, und es wurde Zeit, seinen Freund mit dem Ergebnis seiner Auswertung zu konfrontieren.
    Ohne sich mit einem Klopfen aufzuhalten, betrat Dirk das Büro von Sven, das praktischerweise direkt neben seinem lag, und ließ sich auf einen der beiden Besucherstühle fallen. Mit einem schiefen Grinsen warf er die Blätter auf den Schreibtisch. »Ich habe nichts getrunken, ich bin nicht verrückt geworden, und ich bin sicher, dass es um Giftgas geht.«
    Sven hob lediglich eine Augenbraue, überflog die Zusammenfassung auf der ersten Seite und fuhr sich mit der Hand durch die blonden Haare. Die Geste war typisch für ihn und der Grund, warum jeder Ansatz einer vernünftigen Frisur nach kurzer Zeit zerstört wurde. Mit den zerzausten Haaren und den feinen Lachfältchen um die Augen wirkte Sven nicht wie Ende dreißig, sondern erheblich jünger. Trotz seiner gelegentlichen Wutanfälle konnte Dirk sich keinen besseren Freund und Partner im Job wünschen.
    Überraschend schnell schob Sven den Ausdruck zur Seite. »Giftgas? Ist das wirklich dein Ernst, Wirtschaftsprüfer?«
    »Absolut, Kriminalhauptkommissar.«
    »Verdammt, damit habe ich nicht gerechnet. Wie kommst du darauf?«
    »Ganz kurz? Das, was hinten rauskommt, passt nicht zu dem, was sie vorne reinstecken.« Die Vereinfachung sagte Sven offensichtlich nichts. »Das war wohl zu kurz, also nächster Versuch:
VirTech
kauft Unmengen an Rohstoffen, aber ich kann nicht erkennen, dass sie diese auch weiterverarbeiten. Lagerbestände gibt es anscheinend keine. Für das, was sie verkaufen, müssten sie niemals diese Mengen einkaufen. Die Daten stammen vermutlich aus der Materialverwaltung und dem Einkauf. Gibt es noch mehr Informationen, und woher kommen sie?«
    »Sag ich dir gleich. Hast du noch was?«
    Seufzend setzte sich Dirk gerade hin. »Ja, Indizien, aber überzeugende. Ich habe mir den Laden gestern Abend von außen angesehen.
VirTech
ist wie ein Hochsicherheitsareal geschützt. Ziemlich ungewöhnlich, wenn du mich fragst.« Dirk suchte nach einer bestimmten Seite und reichte sie Sven. »Das hier sind sämtliche Einkäufe von
VirTech
in den letzten sechs Monaten. Mir sagte das ganze Zeug nichts, darum habe ich im Internet nachgesehen, wofür man es braucht.« Dirk beugte sich über den Schreibtisch und tippte mit dem Finger auf eine Zeile. »Hier zum Beispiel: Natriumhydroxid und Kupfersulfat, die können harmlos sein, werden aber auch bei Minen und Granaten verwendet. Erinnerst du dich an diese Explosion in Amerika vor einem FBI-Gebäude? Da haben sie aus ganz normalem Dünger den Sprengstoff zusammengebraut. Ich bin sicher, das tun sie hier auch. Also im übertragenen Sinn.« Er lehnte sich zurück und breitete die Hände aus. »Dann noch ein Punkt: Es macht keinen Sinn, dass die Firma Rohstoffe bei verschiedenen Zwischenhändlern einkauft, statt einen Großhändler mit entsprechenden Rabatten zu nutzen. Wenn du mich fragst, ist das eine Verschleierungstaktik, um Meldevorschriften zu umgehen und keinen Verkäufer misstrauisch zu machen. Ich bleibe dabei: Für mich sieht das nach chemischen Kampfstoffen aus, genauer gesagt: nach Gas, also Giftgas.«
    Als Sven schwieg, nutzte Dirk die Chance, ihm einen Vorschlag zu unterbreiten: »Ich möchte mich da umsehen. Uns fällt schon ein Cover ein. Steuerprüfung oder so was.«
    »Wenn du richtigliegst, wäre das verdammt gefährlich.«
    »Na und? Ich kann auf mich aufpassen.«
    »Stimmt auch wieder. Aber diesmal wärst du ohne Mark als Rückendeckung unterwegs.«
    Bei seinem ersten Auftrag fürs LKA hatte er mit Mark verdeckt ermittelt. Es war am Ende zwar verdammt knapp gewesen, aber sie hatten die Drahtzieher einer üblen Softwaremanipulation, die der Finanzierung einer Terrororganisation diente, ins
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