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Riskante Weihnachten

Riskante Weihnachten

Titel: Riskante Weihnachten
Autoren: Stefanie Ross
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ihren Haaren. Nur am Rande bekam er mit, dass Dirk wegfuhr. Und er hatte sich nicht einmal bei ihm für das Abholen bedankt, aber das konnte er nachholen. Nichts war in diesem Moment wichtiger, als ihre Nähe zu spüren. Vor vierundzwanzig Stunden war er noch im Krankenhaus in Kunduz gewesen, und einige Stunden davor hatte er nicht mehr damit gerechnet, sie jemals wieder in den Armen zu halten. »Wo ist Charlie?«
    Hinter ihm erklang das typische Geräusch eines Fahrrades, das mit blockierenden Reifen zum Stillstand kam. Mit einem unterdrückten Lachen wartete Andi auf das Scheppern, das auch prompt kam. Wieder einmal war Charlie zu ungeduldig gewesen, den Ständer auszuklappen, und das Rad war mit Schwung auf der Straße gelandet. Er erweiterte die Umarmung einfach, während Mike kopfschüttelnd das misshandelte Rad aufhob.
    In der nächsten Minute blitzte Charlie ihn empört an. »Wie kann es sein, dass ihr schon hier seid? Ich wollte doch auch auf dich warten. Seid ihr geflogen, oder was?«
    »Nein, Dirk hat sein Blaulicht eingeschaltet.«
    Charlie zog ihre Unterlippe zwischen die Zähne. »Mist, daran hatte ich nicht gedacht. Können wir denn endlich reingehen? Es ist kalt, und drinnen wartet ein Kuchen.« Sie wirbelte herum und umarmte Mike, so stürmisch, dass er beinahe das Gleichgewicht verlor. »Und zwar dein Lieblingskuchen.«
    »Meiner?« Mikes erstauntes Gesicht brachte Andi zum Schmunzeln. »Natürlich, weil wir uns so freuen, dass du da bist. Du gehörst doch zu uns.«
    Mike legte Charlie einen Arm um die Schultern. »Na, dann lass uns reingehen. Komm, wir gönnen den beiden noch einige Minuten in der Kälte.«
    »Liebe ist manchmal ziemlich komisch, oder?«
    »Dazu sage ich lieber nichts, solange die beiden zuhören. Hilfst du mir mit dem Gepäck?«
    Sie hörten noch Charlies Kichern, dann kehrte Ruhe ein. Anna sah Andi besorgt an. »Was ist denn nun passiert?«
    Schon vor langer Zeit hatte er ihr versprochen, sie nicht zu belügen und sie niemals mit billigen Ausreden abzuspeisen. »Ich habe Glück gehabt. Es war dieses Mal wirklich knapp.« Sein Blick glitt zu einem leuchtendroten Stern, der im Kinderzimmer hing. »Mike hat es Weihnachtswunder genannt, und das trifft es auch. Vergiss die Details, darüber können wir später reden, wichtig ist jetzt nur, dass ich wieder hier bin. Bei euch.«
    Eng umschlungen gingen sie auf das Haus zu. Andi blieb direkt im Türrahmen stehen und deutete auf einen Zweig. »Das ist doch Mistel, oder?«
    »Eigentlich …« Anna verstummte mitten im Satz. »Vergiss die Tanne, das geht als Mistelzweig durch, und wir stehen direkt darunter.«
    Gegen einige Bräuche der Amerikaner gab es nichts einzuwenden. Der Kuss dauerte wesentlich länger als geplant. Keiner von ihnen mochte das leidenschaftliche Spiel ihrer Zungen beenden, und Andi musste gegen die Versuchung ankämpfen, mit Anna auf dem Arm direkt in das Schafzimmer zu stürmen. Sämtliche Ängste und Sorgen lagen hinter ihnen, es gab nur noch sie und das Versprechen auf eine wundervolle Weihnachtsnacht.
    Die Fahrt nach Ahrensburg verlief weitestgehend schweigend, und Joss überlegte bereits, ob er nicht vielleicht doch besser in Afghanistan geblieben wäre. Sein Bruder würde sich nie ändern.
    Als Mark den Audi vor seinem Haus stoppte, blieb Joss noch kurz im Wagen sitzen, ehe er seufzend ausstieg. Als er nach seinem Rucksack greifen wollte, war Mark schneller.
    »Lass es gut sein, du hast es dir verdient, dich die nächsten Tage verwöhnen zu lassen. Aber es wäre nett, wenn zukünftig nicht erst eine Beinahe-Katastrophe beim KSK notwendig ist, um dich dahin zu bringen, wo du Weihnachten hingehörst.«
    »Und wo soll das sein?«
    Überraschend herzlich lächelte sein Bruder und legte ihm dann in einer Geste, die er bisher nur zwischen Mark und seinen Freunden beobachtet hatte, den Arm um die Schultern. »Bei deiner Familie, kleiner Bruder. Es ist Weihnachten. Was hattest du da in Kunduz zu suchen?«
    Typisch, erst die unerwartete Herzlichkeit, dann unverblümte Kritik. Mark würde sich nie ändern. Aber eigentlich konnte er damit leben. »Dafür zu sorgen, dass deine Freunde am Leben bleiben«, schoss er zurück.
    Lächelnd zog Mark ihn an sich. »Und das hast du verdammt gut hinbekommen. Übrigens waren wir schon abflugbereit, als die Entwarnung kam, dass Mike übernehmen würde. Das anschließende Warten war die Hölle.«
    Damit hatte Joss nicht gerechnet, und es gelang ihm nicht, seine Überraschung zu verbergen.
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