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Riskante Weihnachten

Riskante Weihnachten

Titel: Riskante Weihnachten
Autoren: Stefanie Ross
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und zehn Tafeln Schokolade für diese dämliche Kette klingen wirklich gut. Aber ich hoffe, Anna weiß die Mühe zu würdigen.« Mike gähnte und tat, als ob ein Unternehmen vom Ausmaß einer Mount-Everest-Besteigung vor ihnen lag.
    Andi wollte schon wieder nach dem Foto in seiner Brusttasche tasten, hielt dann aber mitten in der Bewegung inne, als er das Lächeln sah, das Wolf und Mike austauschten. Aber seine Männer waren klug genug, den Mund zu halten. Trotzdem war es schon auffällig, dass jeder von ihnen plötzlich grinsend in eine andere Richtung sah.
    Andi gönnte ihnen den Spaß und suchte in dem Durcheinander nach seiner Splitterweste und seinem Gewehr, war aber in Gedanken noch bei Anna. Die Kette aus schwarzen Halbedelsteinen und filigranen Goldelementen würde traumhaft an ihr aussehen. Besonders wenn sie dazu diese schwarzen Seidendessous trug, die sie so liebte – und er nicht weniger.
    Das war definitiv kein geeigneter Gedanke in der Gegenwart seines Teams. Er verbannte das verführerische Bild aus seinem Kopf und überprüfte sein G36-Gewehr sorgfältiger als notwendig. Dass Mike ihn dabei von der Seite ansah, als ob er im nächsten Moment laut loslachen würde, war keine Hilfe.
    Matz, ihr Technikexperte, hatte anscheinend neuerdings ein Problem mit zuckenden Mundwinkeln. »Hattest du das Gewehr nicht erst vor einer halben Stunde überprüft, Andi?«
    »Kann man das oft genug tun?«
    Matz biss sich auf die Lippen und schüttelte den Kopf, ehe er es aufgab und losprustete. »Himmel, Liebe muss wirklich was Schönes sein.«
    Andi zog es vor, das Thema nicht weiterzuverfolgen, und gab Mike das Zeichen zum Aufbruch.
    Als er den Ausgang des Zeltes erreicht hatte, wurde hinter ihm schräg, aber erkennbar der Titelsong aus »Titanic« gepfiffen. Er wirbelte herum und musterte aus zusammengekniffenen Augen seine Männer, die ihn betont unschuldig ansehen.
    »Am zweiten Weihnachtstag wäre ein kleiner Fitnesstest ideal, um herauszufinden, ob ihr es mit Gans, Pute oder Weihnachtskeksen übertrieben habt.«
    Die Drohung wirkte. Die Blicke seiner Männer, in denen eine unmissverständliche Botschaft lag, konzentrierten sich auf Matz, der rot anlief.
    Auf dem Weg zu ihrem Jeep lachte Mike. »Das war fies. Und wehe, du meinst das ernst.«
    »Ich bin doch nicht verrückt. Da habe ich anderes vor, als mich über euch zu ärgern.«
    »Du weißt, dass sich Matz nun einiges anhören darf?«
    »Na und? Das war nun wirklich übertrieben. Anna liebt den Film und ich auch.«
    »Du auch?« Mikes Miene war ein einziges Fragezeichen.
    »Na klar. Über drei Stunden Schlaf garantiert.«

2
    Auf den Straßen waren nur wenige Militärfahrzeuge ohne Begleitschutz unterwegs. Das martialische Auftreten einiger Soldaten hatte Andi noch nie verstanden, denn so war es nahezu ausgeschlossen, einen vernünftigen Kontakt zur Bevölkerung zu bekommen. Mittlerweile war es oftmals so, dass deutsche Soldaten mit Ausnahme der Fahrten zum Flughafen nicht ein einziges Mal die Stützpunkte verließen. Dies galt auch für Politiker und selbst ernannte Stars, die zu Besuchen in den Camps per Hubschrauber eintrafen, ein paar nichtssagende Worte von sich gaben und nach einigen werbewirksamen Fotos oder Filmaufnahmen wieder verschwanden. Ein wirkliches Interesse an dem Land, dem sie angeblich helfen wollten, sah anders aus.
    Wenigstens galten für Mike und ihn die Vorschriften für die regulären Truppen nicht, und sie konnten sich weitestgehend ungehindert bewegen, natürlich auf eigenes Risiko, wie der Standortkommandant mehrmals betont hatte. Sie zogen es vor, alleine und so normal wie möglich aufzutreten. Ihre Waffen und die dünnen Schutzwesten mussten reichen, auf Helme, übertrieben große Sonnenbrillen und ähnliche Dinge verzichteten sie bewusst.
    Mike quetschte den Jeep in eine Lücke zwischen einem klapperigen Kleinlaster und einem Eselskarren. Der Esel schnaubte zwar unwillig, als sie ausstiegen, beruhigte sich aber, als Mike ihn zwischen den Ohren kraulte. Als Dank bekam er von dem Tier einen kräftigen Stoß mit dem Kopf in den Magen, der ihn einen Schritt zurücktaumeln ließ, ihm aber auch ein breites Lächeln des Karrenbesitzers einbrachte.
    Der Afghane rief Mike etwas auf Farsi zu, das Andi wenigstens ansatzweise verstand. »Er hat dir gerade einen Job angeboten.«
    »Danke, ich bleibe bei meinem alten, auch wenn mein Boss manchmal …«
    Andis Blick reichte, um Mike zum Schweigen zu bringen. Er kratzte seine dürftigen
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