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Riskante Weihnachten

Riskante Weihnachten

Titel: Riskante Weihnachten
Autoren: Stefanie Ross
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der Fahrerseite neben ihrem Jeep war nun leer, nur auf der anderen Seite stand noch der Eselskarren. Das Tier hob den Kopf und riss sein Maul weit auf, als sich Mike näherte.
    Fassungslos beobachtete Andi über das Wagendach hinweg, dass Mike einige Mohrrüben aus seiner Weste zog und dem Esel hinhielt. Die musste er gekauft haben, als Andi mit dem Händler das Geschäft abgewickelt hatte.
    Mike zwinkerte ihm zu. »Jeder macht sich eben auf seine Art und Weise Freunde.«
    Sonst war es Mike, der bei jeder passenden Gelegenheit irgendwelche überflüssigen Kalenderweisheiten zitierte, dieses Mal fiel Andi der perfekte Spruch ein. »Wie heißt es noch: Gleich zu gleich gesellt sich gern?«
    Mike fütterte das Tier weiter, schoss aber einen vernichtenden Blick in Andis Richtung ab. Als ob der Esel seinen neuen Freund verteidigen wollte, drehte auch er sich zu Andi um.
    Der nächste Kommentar blieb Andi förmlich im Hals stecken, als Mike entsetzt die Augen aufriss. »Runter, Andi. Der Motorradfahrer …«
    Instinktiv warf sich Andi zu Boden, dann explodierte um ihn herum die Welt. Glühend heiße Luft fegte über ihn hinweg und nahm ihm den Atem. Trümmerteile flogen durch die Luft. Zu benommen, um in irgendeiner Art und Weise zu reagieren, verfolgte er mit einer Mischung aus Grauen und Faszination, wie ein gezacktes Metallteil aus dem Nichts auftauchte und sich tief in seine Seite bohrte. Ein Brummen überlagerte jedes Geräusch.
    Der Geruch nach Blut in der Luft hingegen war unverkennbar. Sein Körper ignorierte jeden seiner Versuche, sich zu bewegen. Der Explosionsschock hatte ihn bewegungsunfähig gemacht. Mike! Was war mit seinem Freund?
    Schlagartig ließ das Summen in seinen Ohren nach und wurde von den Schreien verletzter Menschen abgelöst. Begleitet von irrsinnigen Schmerzen am ganzen Körper kehrte seine Bewegungsfähigkeit zurück. Mit der Hand tastete er nach der verletzten Seite. Statt auf den Tarnanzug traf er direkt unterhalb seiner Schutzweste auf eine klaffende Wunde.
    Er versuchte sich aufzurichten. Zwei Afghanen in traditionellen Gewändern beugten sich über ihn, sahen aber nicht aus, als ob sie ihm helfen wollten. Einer packte ihn an der Schulter und versuchte, ihn wegzuzerren. Andi trat zu und griff gleichzeitig nach dem Halfter an seinem Oberschenkel. Wenn es ihm gelang, seine Pistole in die Hände zu bekommen, hatte er eine Chance. Seine Finger schlossen sich um den Knauf, aber ehe er die Waffe auf seine Angreifer richten konnte, raste ein Fuß auf sein Gesicht zu.
    Weihnachten würde er nicht mit seiner Familie verbringen, schoss es ihm durch den Kopf, dann verschwand die Welt in einer undurchdringlichen Schwärze.

3
    Benommen zog Mike sich an dem Jeep hoch. Von allen Seiten stürzten die Eindrücke auf ihn ein. Chaos, Blut, schreiende Menschen. Direkt neben ihm der am ganzen Körper zitternde Esel. Das Bundeswehrfahrzeug hatte sie beide geschützt, nur umgeworfen und ordentlich durchgeschüttelt. Der Besitzer des Esels tauchte neben ihm auf und redete wild auf ihn ein. Er verstand kein Wort. Wo war sein Gewehr? Unvermittelt bückte sich der Afghane, holte etwas unter dem Jeep hervor und reichte es ihm. Das Gewehr.
    Dann gestikulierte er wieder heftig und deutete auf einen Punkt die Straße hinauf. Endlich funktionierte sein Verstand wieder. Andi!
    Er taumelte um den Jeep herum und sah in die Richtung, in die der Afghane deutete. Alles schien in einen grauen, undurchdringlichen Nebel eingehüllt zu sein. Dafür war direkt vor ihm auf dem Boden eine Blutlache. Daneben lag die Kette. Mike hob sie auf und wäre beinahe nicht wieder hochgekommen, doch mit Hilfe des Afghanen gelang es ihm.
    Wieder zeigte der Mann die Straße hinunter. »Pickup … Freund«, sagte er in kaum verständlichem Englisch.
    Endlich verstand Mike ihn, und er erkannte schemenhaft zwei Afghanen, die einen bewusstlosen Mann auf die Ladefläche eines Pickups hievten. Er brachte sein Gewehr in Anschlag, erkannte dann aber die Sinnlosigkeit seines Vorhabens. Solange er nicht klar sehen konnte, würde er auf die Entfernung niemals treffen, höchstens Unschuldige gefährden. Er musste dichter ran, schaffte aber keine zwei Schritte, sondern landete hart auf der Straße und konnte dem davonfahrenden Pickup nur hilflos nachsehen.
    Aus allen Richtungen kamen Fahrzeuge auf den Explosionsort zugefahren. Direkt neben ihm hielt ein Geländewagen der Amerikaner.
    Ein Soldat sprang heraus und kniete sich neben ihm hin. »Wie schlimm ist
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