Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Riskante Liebe

Riskante Liebe

Titel: Riskante Liebe
Autoren: Cara Enders
Vom Netzwerk:
neben der Tür. Meine Hand griff in sandigen, mit großen und kleinen Steinen durchsetzten Untergrund und ich seufzte erleichtert auf. An Munition würde es mir also nicht mangeln, es kam nur darauf an, die ganze Nacht durchzuhalten.
    Immer noch starrten die Männer allesamt zu mir herüber. Ihre bleichen Gesichter leuchteten an den Stellen, wo kein Bart sie bedeckte, in der Dunkelheit. Der Getroffene hatte begonnen, sich kriechend wieder unter das Dach zurückzuziehen. Sie berieten sich leise und versuchten einen neuen Angriff, indem sie zu mehreren auf mich zukamen. Ich feuerte in rascher Folge und vernahm zu meiner Genugtuung wieder Schmerzensschreie.
    »Dem Nächsten, der versucht, mich zu erwischen, schieße ich genau zwischen die Beine«, erklärte ich halblaut.
Ein, seiner kräftigen Statur nach zu urteilen, jüngerer Reliant erhob sich langsam, blieb jedoch, wo er war. Aber seine Worte ließen mich frösteln.
    »Pass auf, Miststück. Wir sind viele und können uns darin abwechseln, dich zu belauern. Irgendwann wird dich der Schlaf übermannen und dann bist du fällig.«
Ich schoss erneut, zielte dicht vor seine Fußspitzen und erhob mich ebenfalls, obwohl alles in mir sich danach sehnte, einfach hier, an den Zaun gelehnt, einzuschlafen. Ich konnte mir jedoch genau vorstellen, was dann geschah. Ich dachte kurz daran, wie schön die Stunden mit Drake gewesen waren und dass sich ein und dasselbe Tun mit Gewalt und ohne Liebe in einen erniedrigenden, grausamen, schmerzhaften Akt verwandeln konnte. Ich würde keinen von diesen dreckigen, armseligen Sklaven freiwillig an meinen Körper heranlassen.
    Irgendwie konnte ich ihre triebhafte Reaktion sogar verstehen. Ständiger Mangel an Essen, härteste Arbeit, Kälte, Erschöpfung und Demütigung hatten sie jeglicher menschlicher Würde und ihrem Gewissen beraubt und nun nahmen sie sich, was sie bekommen konnten. Ich überlegte fieberhaft und sah aus den Augenwinkeln, dass sie sich erneut abgesprochen hatten und nun scheinbar alle gleichzeitig in einer Reihe auf mich losgehen wollten.
    »Ich finde es unglaublich tapfer von euch, gemeinsam eine Frau anzugreifen. Ich frage mich nur, warum ihr auf diesen glorreichen Einfall nicht schon viel früher gekommen seid? Wenn ihr hier heraus zum Arbeiten geholt werdet, umringen euch etwa eine Hand voll Wächterinnen, manchmal auch noch Seratta. Aber ihr seid ihnen zahlenmäßig weit überlegen, außerdem dachte ich immer, Männer seien stark. Warum nutzt ihr eure Schläue und Kraft nicht, um ein besseres Leben in Freiheit zu erhalten? Ihr bräuchtet euch doch nur zu weigern, ihren Befehlen Folge zu leisten und sie gemeinsam anzugreifen, so wie mich eben …«, schloss ich überlaut und lauschte mit einem Ohr hin zur Tür. In diesem Moment wurde sie aufgerissen, zwei Wächterinnen stürmten mit gezückten Speeren herein und auf die zurückweichenden Männer zu, während mich zwei andere packten und nach draußen zerrten, wo Seratta zornbebend auf mich wartete. Kaum stand ich vor ihr, die Arme schmerzhaft von den Wächterinnen auf meinen Rücken gebogen, schlug sie mir mit voller Wucht mit der ausgestreckten Hand ins Gesicht.
    »Was fällt dir ein, so mit den Relianten zu sprechen? Bist du völlig verrückt geworden?«
Sie tobte weiter. Meine Wange brannte wie Feuer von ihrem Schlag, aber innerlich jubelte ich. Mein Plan war gelungen. Ich hatte vermutet, dass sie außerhalb des Zaunes stehen würde, vermutlich sogar durch die Palisaden hindurch spähte, um sich an meinem Unglück zu weiden. Damit, dass ich die Relianten zum Aufstand aufforderte, hatte sie nicht gerechnet. Ich hatte die Saat des Unfriedens und des Widerstandes in ihnen gelegt und das konnte sie natürlich nicht durchgehen lassen. Es erschien ihr zu gefährlich, mich weiter mit ihnen allein zu lassen, deshalb musste sie mich zwangsläufig von ihnen wegschaffen. Immer noch außer sich vor Wut bellte sie meine Bewacherinnen an:
    »In die verlassene Hütte mit ihr! Und fesselt sie gründlich, damit sie keine Dummheiten anstellen kann.«
Mit dem stumpfen Ende ihres Speers versetzte sie mir einen Schlag auf den Kopf, ich sackte zwischen meinen Bewacherinnen zusammen, mir wurde speiübel und dann schwarz vor Augen.
     
    Ich erwachte, auf meiner rechten Seite liegend, frierend, mit hämmernden Kopfschmerzen und einem fürchterlich trockenen Mund. Der Untergrund, auf dem ich lag, war hart, kalt und staubig und ein spitzer Stein bohrte sich in meine rechte Schulter. Es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher