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Riskante Geschäfte

Titel: Riskante Geschäfte
Autoren: Ian Fleming
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Brandy mehr geben.
    Er setzte sich wieder in den Sessel und zündete sich die zwanzigste Zigarette an diesem Vormittag an. Er sah auf die Uhr. Gleich 11 Uhr 30. Wenn es ihm gelang, den Kerl in einer Stunde loszuwerden, dann blieb ihm noch genug Zeit für seine Freunde draußen im Korallenriff.
    Zu den Bewohnern des Riffs gehörte auch ein Octopus, ein wirklich lieber Kerl. Vielleicht noch ein Monat, dann hatte er ihn gezähmt - aber so viel Zeit blieb ihm wohl nicht mehr. Dabei hatte er dem freundlichen Professor Bengry vom Institut die Lösung einer höchst interessanten wissenschaftlichen Frage versprochen: Einen gefährlichen Feind hatte der Octopus im Riff, den Skorpionfisch oder Scorpaena Plumieri. Diese Fische bewohnen fast alle südlichen Gewässer. Auch der Rascasse, aus dem man die schmackhafte Bouillabaise macht, gehört zu dieser Gattung.
    Der westindische Skorpionfisch wird nur etwa vierzig Zentimeter lang und ein Pfund schwer. Er ist mit seinem amboßförmigen Kopf, der schmutzig-braunen Farbe und den dicken, fleischigen »Augenbrauen« mit Abstand der häßlichste Fisch weit und breit, als hätte die Natur selbst vor ihm warnen wollen. Wenn er die Augenfalten herabließ und sich ruhig verhielt, konnte man ihn vor dem Hintergrund des Riffs kaum noch erkennen.
    So klein der Skorpionfisch ist, er kann mit seinem mächtigen Maul, das mit scharfen Zähnen ausgestattet ist, die meisten der kleineren Riffbewohner fressen. Seine gefährlichste Waffe ist jedoch das Gift in der aufstellbaren Schwanzflosse. Ein kleiner Ritzer mit den nadelscharfen Spitzen der Flosse kann einen Menschen töten.
    Einen solchen Skorpionfisch mußte Major Smythe finden, speeren und dem Octopus als Nahrung anbieten. Das war nämlich Professor Bengrys wissenschaftliches Problem: Würde der eine gefährliche Beherrscher der See den anderen erkennen? Wußte der Octopus um das tödliche Gift? Fraß er vielleicht den Bauch des Fisches, und ließ er die Flossen übrig? Oder verschlang er den Skorpionfisch ganz? Wenn ja, schadete ihm das Gift? Diese Fragen wollte Major Smythe beantworten, auch wenn es das Ende seines Lieblings mit den vielen Armen bedeutete. Auf diese Weise ließ sein verpfuschtes Leben vielleicht in irgendeinem verstaubten wissenschaftlichen Werk noch eine winzige Spur zurück.
    Major Smythe rief seine Gedanken zur Ordnung. Er konnte James Bond jetzt eine lange Geschichte darüber erzählen, wie damals das Wetter in den Alpen war und wie die Bergblumen rochen. Oder er konnte es kurz und schmerzlos machen.
    Major Smythe entschied sich für die Kürze. Er goß sich noch einen steifen Brandy ein und trat in den Garten hinaus. James Bond blickte aufs Meer und drehte sich nicht einmal um, als Major Smythe sich einen der Gartenstühle heranzog.
    Damals, in dem geräumigen Doppelzimmer oben im Hotel Tiefenbrunner, da hatte Major Smythe noch nichts Besonderes gesucht, als er auf dem freien Bett die Aktenmappe und ganze Bündel graues Kriegspapier ausbreitete. Er hatte eigentlich nur Stichproben genommen und sich besonders auf die Akten mit dem roten Stempel GEHEIME KOMMANDOSACHE! STRENG VERTRAULICH! konzentriert. Davon gab es nicht allzu viele. Zumeist handelte es sich um vertrauliche Berichte über hohe Tiere der Deutschen, um entschlüsselte alliierte Geheimcodes und geheime Lager von Nahrungsmitteln, Munition und Waffen, Spionageberichten, Personalakten von Gestapoleuten und dergleichen. Eine ungeheure Beute! Da es sich hierbei um die eigentliche Aufgabe der Sondergruppe A handelte, ging Major Smythe diese Papiere mit steigender Erregung durch. Ganz unten in dem Paket entdeckte er einen einzelnen, mit rotem Wachs versiegelten Umschlag. NUR IM ÄUSSERSTEN NOTFALL ZU ÖFFNEN! stand darauf. Er enthielt ein einziges Blatt Papier. Es trug keine Unterschrift und nur wenige, mit roter Tinte geschriebene Worte: VALUTA. Darunter stand:    WILDER KAISER, FRANZISKANER
    KLAUSE. 100 M ÖSTL. STEINHÜGEL WAFFENKISTE, 2 Barren 24 KT. Dann folgten einige Maßangaben in Zentimetern.
    Major Smythe deutete die Länge mit den Händen an, als erzählte er von einem Fisch, den er einmal geangelt hatte. Jeder
    Barren mußte fast die Größe zweier normaler Ziegelsteine aufweisen. Dabei bekam man für eine simple Goldmünze von nur 18 Karat zwei oder drei Pfund! Ein gewaltiges Vermögen -vierzig-, fünfzigtausend Pfund. Vielleicht gar hundert... Wenn nun jemand hereinkäme...
    Hastig riß er ein Streichholz an, verbrannte den Umschlag und das Blatt
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