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Ringwelt

Titel: Ringwelt
Autoren: Andreas Blome
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durchsetzten die abgrundtiefe
Finsternis. Um sie sehen zu können musste man sich allerdings halbwegs
aus der Schleuse hinausbewegen, denn der Schleusenraum der Hangars lag
Bugwärts.
Das hieß, das nur wenige Meter vor ihnen sich die Drei Speichen des
Wohnringes drehten. Lautlos und unerbittlich in der Dunkelheit des Alls.
Sie hakten ihre Sicherheitsleinen außerhalb der Schleuse ein und
lösten die Leine die sie innerhalb der Schleuse gesichert hatte. Dann
erst verließen sie vorsichtig die Schleusenkammer. Außer der
beleuchteten Schleusenkammer war es Stockdunkel.
    "Ich schließe jetzt die äußere Schleusentür."
    "Technik. In Ordnung. Ich habe mitgehört, Joy. Technik
ende."
    "Spitzel."
    Dieser Ausruf musste von Claudia gekommen sein. Es sei denn es sprach
noch jemand auf ihrer Leitung. Joy ließ sich vorsichtig von der
Hangarwand wegschweben. Nicht zu weit, da er nicht mit einer der
Speichen kollidieren wollte. Claudia hing noch in der Nähe der
Schleusentür. Ihr selbstleuchtender Anzug war sehr gut zu sehen.
Dreißig Meter weiter draußen, rechtwinklig zum Hangarzylinder gesehen,
stoppte er ab indem er kurz am Sicherungsseil zog.
    "Joy an Technik. Bitte Beleuchtung der SITAE einschalten."
    Schlagartig wich die Schwärze etwas zurück. Vorher hatte es nur den
Lichterkranz gegeben, der die Schleusentür markierte. Jetzt erstrahlten
überall am Schiffskörper kleine Lampen. Sie brachten nicht viel Licht
in diese Schwärze, aber jetzt sah man wenigstens die Umrisse der SITAE.
Vor allem sah man nun den sich drehenden Wohnring mit seinen Speichen.
Ein Umriss aus vielen grünen Lampen glitt durch die Dunkelheit des Alls.
    Unter ihnen lag einer der sechs Hangarzylinder, die kreisförmig um
den Rumpf der SITAE angeordnet waren. Etwa Fünfundsiebzig Meter lang
mit einem Durchmesser von Fünfzehn Metern. Er war gleich hinter dem
sich drehenden Wohnring, der sich jetzt hinter ihm erschreckend schnell
drehte, am Zylinderrumpf befestigt. Rechts von ihnen, noch etwas
Heckwärts, lagen die sechs Triebwerke. Die Kühlflosse von Triebwerk
Nummer vier war ihr Ziel. Das lag nicht weit von ihnen entfernt, denn
sie waren ja aus Hangar Nummer vier gekommen.
    "Los geht's."
    Claudia war inzwischen schon unterwegs. Joy folgte ihr. Dabei
achteten sie darauf, das sie im Sichtschatten des riesigen
Triebwerkszylinders blieben, der sie von der Reaktorkugel abschirmte.
Denn zwischen den Triebwerken hing die Fusionskugel der SITAE. Sie
strahlte zwar nicht besonders viel Strahlung ab, aber Vorsicht war
besser.
    "Vorsicht Joy. Du bist mir etwas zu schnell."
    Claudia hatte recht. Seine Geschwindigkeit war tatsächlich zu
schnell. Er drosselte mit der Handdüse seine Geschwindigkeit und hielt
neben Claudia an. Vor ihnen lag das vordere Ende des Triebwerks.
Seitlich davon ragte die Kühlflosse ins All. Am hinteren Ende glühte
sie noch ein wenig in roten Tönen. Dort durften sie nicht hin, denn
ihre Anzüge würden bei der Berührung mit dem heißen Triebwerksmantel
schmelzen. Hier im vorderen Bereich war das Triebwerk inzwischen
ausreichend abgekühlt um es gefahrlos Berühren zu können.
    "Siehst Du die entsprechende Stelle schon."
    "Nein. Aber wir können nicht mehr weit entfernt sein."
    Langsam arbeiteten sie sich an die Kühlflosse heran. Die
entsprechende Stelle lag an der Verbindung zwischen Flosse und
Triebwerk. Minuten später ragte die Kühlflosse vor ihnen auf. Da sie
repariert werden musste, hatte man sie deaktiviert, denn sonst wäre sie
jetzt weißglühend gewesen. So wie die anderen Kühlflossen dabei waren
die überschüssige Wärme aus den Triebwerken abzuleiten.
    "Hier muss es sein, Claudia."
    Joy öffnete die Magnetklappe unter dem der Mikroprozessor lag.
Claudia erschien jetzt neben ihm und griff an ihren Gürtel, wo sich ihr
Werkzeug befand. Das Auswechseln würde sie übernehmen. Er war nur zu
ihrer Sicherheit mitgekommen.
    "Ich lasse mich etwas höher treiben, Claudia.
Einverstanden?"
    "Einverstanden, Träumer. Bleib aber in meiner Sichtweite."
    "In Ordnung."
    Joy stieß sich vom Triebwerk ab und schwebte ins All hinaus. Das
Raumschiff wurde sehr schnell immer kleiner. Ein greller blauer Punkt
kennzeichnete Claudias Standort. Von hier aus betrachtet, glich die
SITAE einem Spielzeugschiff. Aber es war alles anderes als das. Es war
für die nächsten Monate ihre Heimat. Ihr Lebensraum innerhalb einer
tödlichen Umwelt die nicht einen Fehler verzieh.
    Joy löste seinem Blick vom Schiff und sah in die Unendlichkeit
hinaus.
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