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Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde
Autoren: Larry Niven
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Der Schreibtisch besaß die Form eines Bumerangs und umgab Jesus Pietro in stumpfem Winkel, was ihm eine große Arbeitsfläche bot. Für Gäste gab es drei unterschiedlich bequeme Stühle: einen für die Crew, einen für das Hospitalpersonal und einen für Kolonisten. Das Büro war groß und eckig; nur die hintere Wand war leicht gewölbt. Während drei Wände cremefarben gestrichen waren – was sehr angenehm für das Auge war –, bestand die Rückwand aus blankpoliertem, dunklem Metall.
    Sie war Teil der Außenhülle der Max Planck. Jesus Pietros Büro lag unmittelbar an der Quelle der halben spirituellen Kraft von Mount Lookitthat – und an der Quelle der halben Energieversorgung; das Büro grenzte an eines der beiden Schiffe, mit denen die Menschen auf den Planeten gelangt waren. Wenn er an seinem Schreibtisch saß, konnte Jesus Pietro die Kraft in seinem Rücken deutlich spüren.
    »Unser einziges Problem«, fuhr er fort, »besteht darin, daß nicht alle von Kanes Gästen in die Verschwörung verwickelt sind. Mindestens die Hälfte sind irgendwelche Ahnungslose, die man nur zur Tarnung eingeladen hat. Es wird einige Zeit in Anspruch nehmen, sie von den anderen zu trennen.«
    »Das verstehe ich«, sagte der alte Mann mit krächzender Stimme. Er war groß und hager, und er erinnerte an Don Quichotte, nur daß in seinen Augen nicht der Wahnsinn funkelte – im Gegenteil: Sein Blick war klar und wachsam. Seit nunmehr fast zweihundert Jahren hatte das Hospital den Körper und den Geist des Mannes am Leben erhalten. Vermutlich wußte noch nicht einmal er, wie viele seiner Körperteile und Organe von Kolonisten stammten, die wegen eines Kapitalverbrechens verurteilt worden waren. »Warum heute Nacht?« fragte er.
    »Warum nicht, Sir?« Jesus Pietro wußte, worauf Parlette hinauswollte, und seine Gedanken überschlugen sich. Miliard Parlette ließ sich von niemandem zum Narren halten. Der Alte war eines der wenigen Crewmitglieder, das bereit war, Verantwortung zu übernehmen. Die meisten der dreißigtausend Crewmitglieder auf Mount Lookitthat gaben sich damit zufrieden, sich immer kompliziertere Spiele auszudenken, ganz egal, ob sich diese Spiele nun auf Sport oder Mode bezogen. Die Spiele wechselten immer wieder nach einem komplexen sozialen Muster, das sich ständig veränderte und bisweilen auch recht lächerlich anmutete. Parlette zog es vor zu arbeiten – manchmal. Er hatte beschlossen, die Kontrolle über das Hospital zu übernehmen. Er war kompetent und effizient. Auch wenn er sich nur selten blicken ließ, schien er doch immer zu wissen, was gerade vor sich ging, und es war schwer, ihn anzulügen.
    »Gestern kam die Kapsel des Rammroboters an«, sagte er. »Vergangene Nacht haben Ihre Männer das Gelände nach Spionen abgesucht. Heute Nacht planen Sie die erste große Razzia seit vier Jahren. Glauben Sie, irgendjemand oder irgendetwas sei Ihnen durch die Finger geschlüpft?«
    »Nein, Sir!« erwiderte Jesus Pietro, doch er sah, daß seine Antwort Miliard Parlette nicht zufrieden stellte. »Doch in diesem Fall kann ich es mir nicht leisten, alles auf Sieg zu setzen, auch wenn die Sache noch so sicher erscheinen mag. Falls ein Kolonist Wind von dem Paket des Rammroboters bekommen haben sollte, dann ist er heute Nacht bei Kane.«
    »›Wetten‹ heiße ich ohnehin nicht gut, erst recht nicht solche wie diese«, bemerkte Parlette. Nervös suchte Jesus Pietro nach einer angemessenen Antwort. »Und Sie haben beschlossen, diesmal nicht zu spielen und somit auch kein unnötiges Risiko einzugehen. Sehr gut, Castro. Nun denn, was hat man mit der Kapsel des Rammroboters gemacht?«
    »Ich glaube, die Leute von der Organbank haben sie geöffnet, Sir, und den Inhalt … verstaut. Würden Sie ihn gerne sehen?«
    »Ja.«
    Jesus Pietro Castro, Chef der Vollstreckungspolizei, der einzigen bewaffneten Institution der ganzen Welt, sprang sofort auf, um dem Crewmitglied als Führer zu dienen. Wenn sie sich beeilten, würde er vielleicht rechtzeitig wieder zurück sein, um die Razzia zu überwachen. Aber es war unmöglich, ein Crewmitglied auf höfliche Art und Weise zur Eile zu bewegen.
     
    Hood hatte die Wahrheit gesagt. Polly Tournquist war wunderschön. Sie war klein, dunkelhäutig und ruhig, und Matt wollte sie unbedingt näher kennen lernen. Polly besaß langes, weiches Haar von der Farbe einer sternenlosen Nacht, offene braune Augen und ein Lächeln, das sogar durchschimmerte, wenn sie versuchte, ernst zu sein. Sie scheint
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