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Ring frei fuer die Liebe

Ring frei fuer die Liebe

Titel: Ring frei fuer die Liebe
Autoren: Shari Low
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mit einem Sportdiplom verlassen hatte, hatte sie für ein Sozialprojekt gearbeitet, das sich um Jugendprogramme und Gesundheitseinrichtungen in Äthiopien kümmerte. Seit sie von dort zurück war, hatte sie nichts wirklich geschafft. Sie war hin und her gerissen zwischen dem Erwerb einer Zusatzqualifikation als Lehrerin und ehrenamtlichen Trainerjobs, die ihren Lebenslauf etwas aufhübschten. Sie hatte sich nämlich bei insgesamt siebenundzwanzig Fußball-, Rugby- und Tennisvereinen beworben und nur eine einzige Einladung zu einem Vorstellungsgespräch bekommen – von einem Footballteam in Bolton, dessen Manager sie als Schickimickimieze bezeichnet hatte und überrascht gewesen war, dass sie einen Torschuss von einer Leistenzerrung unterscheiden konnte. Sie hatte den Job nicht bekommen.
    Ihr Bruder Persimmon hatte wenigstens eine Entschuldigung, warum er ihrer Mutter nicht zu Hilfe kam: Schließlich war er Stellvertretender Vorstandsvorsitzender bei Gambond Paper, dem größten Toilettenpapierhersteller des Landes und seit fünf Generationen im Besitz der Familie seiner Verlobten, der TV- Regisseurin Edwina Gambond. Tallis einundzwanzigjährige Schwester Dessi (eigentlich Desdemona) war ununterbrochen damit beschäftigt, sich selbst zu finden. Bisher hatte sie herausgefunden, dass sie Kaffeetrinken und Champagnerfrühstück in den schicken kleinen Bistros an der King’s Road liebte und Wochenenden in Cap Ferrat. Talli hatte nicht den geringsten Zweifel, dass Dessi derselben Meinung war wie ihre Mutter: dass nur Talli den Job übernehmen könne. So war es immer gewesen. Ihre Geschwister waren durchsetzungsfähig, selbstbewusst und zielstrebig, während Tallis Entschlusskraft eher die Konsistenz von Zahnpasta hatte. Schon allein um des lieben Friedens willen wollte sie es immer allen recht machen. Allerdings hatte sie das Gefühl, dass ihr das im Augenblick nicht so gut gelang.
    »Bambi Abercrombie war auch auf der Party und hat alles hautnah mitbekommen«, fuhr Arabella fort. »Jetzt haben die Abercrombies ihre Weihnachtsfeier storniert. Ich muss dir nicht sagen, dass es sich dabei um unseren größten Event handelt.«
    Talli schwankte zwischen der Sorge, dass die Nähte jeden Augenblick aufreißen könnten, und dem Wunsch, vor Freude einen Luftsprung zu machen. Damit blieben bis Weihnachten nur noch ein paar kleinere Veranstaltungen – Nullachtfünfzehn-Geburtstagsfeiern, die selbst sie nicht so leicht vermasseln konnte.
    Eine unangenehme Pause entstand, deren Stille nur kurz durchbrochen wurde, als ihre Mutter den Fellüberwurf richtete, der lässig über die Louis-XVI-Chaiselongue drapiert war. Würde Marie Antoinette heute leben, in einem eleganten Stadthaus am Chelsea Square wohnen, Halston tragen und eine obsessive Leidenschaft für plastische Chirurgie entwickeln – ihr Name wäre Arabella Caston-Jones.
    Talli bemerkte, dass Marie Antoinette noch immer weiterredete. »Natürlich bin ich nicht sehr erfreut darüber, dass sie ihre Feier nun von jemand anderem organisieren lassen wollen. Aber vielleicht ist es am Ende ein Segen. Persimmon hat nämlich heute Morgen angerufen. Er ist völlig aus dem Häuschen. Wie du weißt, haben er und Edwina sich in den Kopf gesetzt, auf Highdrow Castle zu heiraten. Leider gibt es dort eine dreijährige Warteliste …«
    Talli nickte vorsichtshalber. Insgeheim fragte sie sich, wie lange es wohl noch dauern würde, bis sie sich unter irgendeinem Vorwand entschuldigen und aus dem Schussfeld retten konnte.
    »Wie auch immer, es gab offenbar eine Absage eines anderen Pärchens, und Lord Highdrow muss sich an mich erinnert haben. Wir hatten eine kurze Affäre, ehe ich deinen Vater kennengelernt habe. Und jetzt können Edwina und Simmy …«
    Talli frohlockte innerlich. Das würde nicht nur das Carlton-Debakel neutralisieren, ihre Mutter würde sich ab sofort so sehr in die Hochzeitsvorbereitungen stürzen, dass sie sich ihrem anstrengenden Regiment bestimmt etwas entziehen konnte.
    »Guten Morgen! Wie geht es meinen beiden Lieblingsdamen?«
    Persimmons ölige Stimme brachte das Gesicht ihrer Mutter zum Strahlen. Vielleicht. Schwer zu sagen.
    »Persimmon, mein Liebling, wie schön, dich zu sehen. Oh, dieser Anzug ist einfach göttlich.«
    Persimmon küsste Talli auf die Wange und zwickte sie kurz in die Schulter. Sie schüttelte den Kopf. Ihr Bruder war zweifellos das Lieblingskind ihrer Mutter, eine Position, auf die Talli sehr gern verzichtete. In dieser Familie war es definitiv
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