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Rimbaud und die Dinge des Herzens: Roman (German Edition)

Rimbaud und die Dinge des Herzens: Roman (German Edition)

Titel: Rimbaud und die Dinge des Herzens: Roman (German Edition)
Autoren: Samuel Benchetrit
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Wohnzimmer hinüber.
    Die Rolands saßen schon am Tisch. Als sie mich mit der Platte hereinkommen sahen, riefen sie freudig:
    »Ah, unser kleiner Meisterkoch!«
    »Riecht ja köstlich!«
    Als ich die Platte auf den Tisch stellte, verstummten sie. Wahrscheinlich fragten sie sich, was das wohl war. Ich sagte es ihnen daher gleich:
    »Das sind Nudeln mit Reis …«
    Den Namen des Gerichts laut auszusprechen hatte gereicht, um mir klarzumachen, dass es grauenhaft schmecken würde. Ich hatte das Gefühl, ich müsste meinem Gericht unbedingt einen Namen geben. Sie wissen ja, wie das läuft: Wenn etwas einen super Namen hat, finden alle es großartig, nur weil der Name super ist. Ich fand auch gleich einen.
    »Es heißt Neis.«
    »Nice? So wie im Englischen?«
    »Ja, genau. Nice! Das ist im Moment sehr in Mode, die Leute wollen nichts anderes.«
    Ich tat den Rolands auf und gab ihnen je eine Tomate. Ich bediente mich auch, nahm aber etwas weniger, damit noch etwas übrigblieb. Monsieur Roland schenkte seiner Frau Wein ein, und was mich beinahe umgehauen hat, war, dass er auch mein Glas vollmachte.
    Madame Roland war ganz genauso verblüfft:
    »Glaubst du nicht, dass er noch ein wenig zu jung ist, um Wein zu trinken?«
    »Ein Gläschen hat noch niemandem geschadet!«
    Ich wollte nicht, dass sie dachten, ich hätte Bammel.
    »Lassen Sie nur, Madame Roland, ich trinke öfters mal ein bisschen Wein.«
    »In seinem Alter habe ich jeden Tag Wein getrunken!«
    »Georges!«
    »Und oft war ich so breit, dass ich nicht mehr ins Bett passte!«
    »Das bist du heute noch, in deinem Alter!«
    Die beiden Rolands lachten wie verrückt. Wären Sie dabei gewesen, Sie hätten sich auch schiefgelacht.
    Die beiden begannen zu essen, und ich beobachtete sie ein wenig aus den Augenwinkeln, um zu sehen, ob es ihnen schmeckte. Sie machten kein angewidertes Gesicht oder so. Das bestärkte mich wieder ein wenig. Ich aß selbst einen Bissen und stellte fest, dass die Rolands wirklich die nettesten Menschen der Welt waren: Es schmeckte einfach zum Kotzen. Als würde man weiches Plastik mit Salz und einer Tomate essen. Ich bemerkte, dass die Rolands nach jedem Bissen einen Schluck Wein tranken. Das machte ich auch, um das Plastikzeug runterzubekommen. Ehrlich gesagt schämte ich mich und warf mir vor, die beiden Alten zu vergiften.
    Nach einer Weile begann Monsieur Roland zu husten. Er hörte gar nicht mehr auf, also sagte seine Frau zu ihm, er sollte doch was trinken, aber er hustete immer weiter, und die Tränen stiegen ihm in die Augen. Es war wirklich beeindruckend. Und dann ging er vom Husten zum Lachen über. Mann, er krepierte förmlich vor Lachen. Da fing Madame Roland ebenfalls an zu lachen. Es dauertegut zwei Minuten, und schließlich konnte auch ich mich nicht mehr halten. Sie wissen, wie das ist, wenn andere wie blöd lachen, stecken sie einen oft selber an.
    Monsieur Roland versuchte mir etwas zu sagen:
    »Mein kleiner Charly … Ich … Ich wäre nicht … dein Freund … wenn ich dir nicht gestehen würde … dass dieses Essen … abscheulich schmeckt!«
    Und sie fielen bald vom Stuhl vor Lachen.
    Madame Roland prustete:
    »Es ist … widerlich!«
    Sie schütteten sich aus vor Lachen.
    Ich lachte auch und spürte, wie mir die Tränen kamen. Sie waren mir nicht böse, das sah ich, im Grunde gefiel es ihnen sogar, dass ich das Essen derart versaut hatte. Sie hatten nicht viel zu lachen, und so kosteten sie die Gelegenheit voll aus.
    Madame Roland stand auf, immer noch lachend.
    »Ich hole uns etwas Käse.«
    Monsieur Roland rief ihr hinterher:
    »Und vergiss nicht, den Reis dazuzutun!«
    Sie haben wirklich einen unglaublichen Humor, nur allzu sensibel darf man da nicht sein.
    Wir beendeten das Essen, das uns dann doch noch schmeckte, weil es superleckeren Käse gab. Monsieur Roland bestellt ihn von einem Bauernhof in der Normandie. Am liebsten mag ich Ziegenkäse. Wenn der so cremig ist, wie er sein soll, könnte ich eine ganze Tonne davon essen.
    Danach ging ich in die Küche, um Obst zu holen. Esgab einen ganzen Korb voll. Orangen. Bananen. Äpfel. Birnen. Und Clementinen. Auch das Obst schmeckte superlecker. Süß wie Bonbons. Allerdings mag ich Obst zum Nachtisch nicht so sehr. Mir ist Kuchen lieber, oder Crêpes, oder ein Joghurt. Aber ich habe festgestellt, dass alte Leute oder Eltern nach dem Essen oft Obst zu sich nehmen. Vielleicht mache ich das ja eines Tages auch so.
    Madame Roland ging Kaffee machen, und sie fuhren ein
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