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Rimbaud und die Dinge des Herzens: Roman (German Edition)

Rimbaud und die Dinge des Herzens: Roman (German Edition)

Titel: Rimbaud und die Dinge des Herzens: Roman (German Edition)
Autoren: Samuel Benchetrit
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nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben. Ich weiß nicht, was mir das für später bringen soll.«
    »Weißt du denn schon, was du einmal werden willst?«
    »Noch nicht, aber ich denke die ganze Zeit daran, das können Sie mir glauben! Wahrscheinlich irgendwas, das mit Aufsätzen zu tun hat.«
    »Dann tust du gut daran, dich auf Französisch zu konzentrieren.«
    »Klar.«
    Ich nahm einen Schluck Wasser, nur einen kleinen, ichwollte das Glas nicht in einem Zug hinunterstürzen wie ein Wilder.
    »Bist du hergekommen, um uns etwas von deiner Mutter auszurichten?«
    Als ich Monsieur Roland das sagen hörte, wurde mir das Herz schwer. Ich brachte kein Wort hervor, ich fühlte mich unfähig, zu sprechen. Ich spürte einen enormen Druck auf der Brust. Als würde ich die Last der Welt tragen.
    Zum Glück sagte Madame Roland gleich etwas:
    »Ja, sie ist heute nicht gekommen, wir machen uns Sorgen … Es ist das erste Mal … und gar nicht ihre Art, uns nicht zu verständigen … Ich hoffe, es ist nichts Schlimmes?«
    »Nein … Es ist nur … Sie ist krank … Ja, genau. Sie ist echt krank. Sie liegt im Bett und hat mindestens fünfzig Grad Fieber.«
    »Habt ihr einen Arzt gerufen?«
    »Ja, der ist auch gekommen.«
    »Und?«
    »Er sagt, sie hätte … eine richtige … eine sehr seltene Grippe … Deswegen kann sie auch nicht sprechen … oder anrufen …«
    »Die Ärmste!«
    »Genau … Sie hat nur für fünf Sekunden die Augen aufgemacht und gesagt: ›Charly … Mein Sohn … Geh zu den Rolands … Benachrichtige sie … Und sei nett zu ihnen … Sie sind schon sehr alt …‹«
    Die Rolands haben vielleicht ein Gesicht gemacht, als ich das gesagt habe. Wieso ich auch immer so übertreiben muss, ich kann es einfach nicht lassen.
    »Es ist wirklich nett, dass du uns benachrichtigst, Charly.«
    »Ach, das ist doch selbstverständlich. Sobald es ihr besser geht, kommt sie wieder zu Ihnen, oder sie ruft Sie an.«
    »Sag ihr gute Besserung!«
    »Mach ich … Und wie kommen Sie so lange ohne sie klar?«
    »Unsere Tochter sucht jemanden für uns.«
    »Wenn Sie wollen … heute Abend könnte ich Ihnen helfen.«
    »Nein, mach dir keine Sorgen, wir kommen schon zurecht.«
    »Vielleicht haben Sie ja Hunger … Ich kann kochen wie ein Weltmeister.«
    Monsieur Roland hat sich kaputtgelacht.
    »Aha, und was kannst du kochen?«
    »Alles Mögliche, Monsieur Roland … Meine Mutter hat es mir oft gezeigt.«
    »Na schön, wenn du etwas zu essen machen willst, freuen wir uns, aber unter einer Bedingung!«
    »Und die wäre?«
    »Dass du zum Essen bei uns bleibst.«
    »Gern!«
    Die Rolands schienen sich wirklich sehr zu freuen, dassich bei ihnen zum Essen bleiben wollte. Dass ich ihnen etwas kochen würde, war gar nicht das Entscheidende. Ich glaube, sie fanden es ziemlich gut, dass ein Junge in meinem Alter sich genau dann um sie kümmerte, wenn seine Mutter es nicht konnte.
    Madame Roland stellte den Fernseher wieder laut, und ihr Mann nahm mich mit in die Küche, damit ich loslegen konnte.
    »So, Charly, die Sachen sind hier im Kühlschrank und in den Schränken da.«
    »Okay.«
    »Wenn du eine Schürze umbinden möchtest, um dich nicht schmutzig zu machen – es hängen welche in der Speisekammer.«
    Ich wusste nicht, was eine Speisekammer war, aber ich begriff, dass er von dem kleinen Raum am Ende der Küche sprach. Ich nahm eine Schürze vom Haken und band sie mir um, so gut es ging – ich konnte mich zwei Mal hineinwickeln.
    »Ich geh mal in den Keller und hole einen Wein, Charly.«
    »Soll ich gehen, Monsieur Roland?«
    »Sehr lieb, aber das ist etwas, das ich selbst sehr gern tue!«
    »Verstehe.«
    »Was für einen Wein magst du?«
    Ich war platt, denn Wein hatte ich noch nie getrunken, er musste ziemlich gaga sein, einen Jungen in meinemAlter so was zu fragen. Andererseits wollte ich nicht als Stoffel gelten und sagte daher:
    »Was Sie mögen, mir schmeckt alles.«
    Jetzt war ich allein in der Küche. Blöd war nur, dass ich ihnen vorhin den Bären aufgebunden hatte, ich könnte kochen und so. In Wirklichkeit habe ich keine Ahnung davon. Ehrlich gesagt schaffe ich es nicht mal, Milch über meine Frühstücksflocken zu gießen.
    Ich öffnete die Schränke, um zu sehen, ob ich etwas fand. Ich nahm eine Packung Nudeln und eine Packung Reis heraus. Das schien nicht so kompliziert zu sein, stand ja alles drauf. Man musste nur das Wasser zum Kochen bringen, nach Geschmack ein wenig Salz hinzugeben, die Nudeln und den Reis reinschütten
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