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Riley - Im Schein der Finsternis -

Riley - Im Schein der Finsternis -

Titel: Riley - Im Schein der Finsternis -
Autoren: Alyson Noël , Ulrike Laszlo
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war mir peinlich.
    Ich fühlte mich gedemütigt.
    Und verängstigt, dumm und vollkommen verunsichert.
    Aber am schlimmsten war, dass ich wütend war.
    Wütend auf meine Klassenkameraden, weil sie sich über mich lustig machten.
    Wütend auf meine Lehrerin, weil sie sich ihnen angeschlossen hatte.
    Wütend auf mich selbst, weil ich unfähig war, mich einzufügen, nicht wie die anderen Mädchen war und mich nicht ein wenig mehr bemühte dazuzupassen.
    Umgeben von einem Chor lachender Stimmen, die mich ganz zu verschlingen drohten, schlug ich schimpfend gegen die Wände und die Türen und trommelte immer heftiger auf sie ein, bis sich ein spezielles Lachen vom Hintergrund abhob.
    Ein einzelnes, klingelndes Lachen, das sich über alle anderen Stimmen erhob und mich aus diesem Chaos lockte.
    Das Klassenzimmer löste sich auf.
    Die Lehrerin und die Schüler verschwanden.
    Die Umgebung schimmerte und funkelte, während dicke, viereckige Ascheblätter herunterregneten. Sie schwebten gemächlich nach unten, blieben kurz an meinen Schultern und Füßen hängen, bevor sie wieder nach oben wirbelten. Sie verwandelten den Ort in eine Art düster leuchtende Schneekugel.
    Sie starrte mich an. Ihr Gesicht wirkte ernst und unversöhnlich, während sie ihre schlanken Finger über die Vorderseite ihres lächerlichen Kleides wandern ließ. Sie zupfte an den Falten der großen, breiten, gelben Schleife, die genau in der Mitte saß, schaute mich an und sagte: »Hm, das war anscheinend sehr unangenehm für dich.« Und bevor ich Zeit fand, darauf zu reagieren, fügte sie hinzu: »Tatsächlich fühlst du dich jetzt sicher ganz schrecklich und bist wütend, richtig?«
    Ich senkte den Kopf und ließ meinen Blick nach unten über meinen Badeanzug und den Kaftan gleiten, den ich trug, seit ich auf der Insel angekommen war. Und weiter zu meinen mit Asche verschmierten Zehen und nackten Füßen. Ich bemühte mich, mein Gleichgewicht wiederzuerlangen, mich wieder zurechtzufinden, aber ich musste mir eingestehen, dass mich diese Szene, die sie für mich inszeniert hatte, unbeschreiblich erschüttert hatte.
    Zweifellos versuchte sie, mich zu quälen, mich aus der Fassung zu bringen, mich zu ärgern und mich wütend zu machen, aber ich hatte keine Ahnung, warum sie das tat.
    Ich wusste nur, dass dieses kleine Geistermädchen trotz all dieses Glitzerkrams, der Schleifen und Löckchen sicher nicht lieb, nett und brav war.
    Im Gegenteil. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie aus einem ganz anderen Holz geschnitzt war.
    Rebecca hatte eine dunkle Seite.
    Vielleicht sogar irgendein Geheimnis.
    Sie hing schon zu lange auf der Erdebene herum.
    So lange, dass sie mittlerweile abgestumpft und gelangweilt war. Und, seien wir ehrlich, gemein auf eine Art und Weise, die zeigte, dass sie unbedingt über die Brücke gebracht werden musste, bevor sie noch schlimmer wurde.
    Trotzdem war mir, als ich ihr in die Augen schaute, auch klar, dass ich das auf keinen Fall allein schaffen würde.
    Ich war in eine Sache hineingestolpert, die mich nichts anging, und ich hatte keinen blassen Schimmer, wie ich aus diesem Schlamassel wieder herauskommen sollte.

 

SECHS
     
    I n derselben Art und Weise, wie sie aufgetaucht war, verschwand sie auch wieder.
    In einem aufblitzenden, schimmernden Lichtstrahl, der über die Gräber huschte und schließlich einfach verschwand.
    Ich blieb allein auf diesem gruseligen Friedhof zurück, ohne ein Zeichen von dem Psychohund oder dem Psychomädchen. Zurück blieb nur die längst vergessene Erinnerung, die sie so wirkungsvoll ausgegraben hatte.
    Der Eindruck klang nach, hielt sich hartnäckig und breitete sich sogar immer weiter aus, bis dieser einzelne Vorfall so viel Platz in meinen Gedanken einnahm, dass er alles mit Leichtigkeit übertrumpfte.
    Einschließlich der Version, die, wie ich wusste, die wahre war.
    Eigentlich hätte mir mein logischer Verstand mühelos sagen können, dass diese peinliche Szene, die ich noch einmal erlebt hatte, nur eine kurze Episode gewesen war, die sich nur einmal ereignet hatte, ein einziger flüchtiger Vorfall, der mich mit Sicherheit nicht für alle Zeit als Außenseiterin brandmarkte. Er hätte mich daran erinnern sollen, dass es mir gelungen war, schon kurz darauf darüberzustehen, nämlich bereits einige Tage später, als zwei meiner Klassenkameradinnen, Sara und Emma, sich eine Schere geschnappt hatten, um – zum großen Entsetzen ihrer Eltern – meinen Haarschnitt nachzuahmen. Aber mein logischer
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