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Riley - Im Schein der Finsternis -

Riley - Im Schein der Finsternis -

Titel: Riley - Im Schein der Finsternis -
Autoren: Alyson Noël , Ulrike Laszlo
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und sich dann in ein Augenpaar verwandelte, eine Nase, einen Mund und Zähne …
    Und sich in mich verwandelte!
    Es war alles da.
    Alle meine Merkmale vollzählig vorhanden.
    Langes blondes Haar: richtig.
    Hellblaue Augen: ja.
    Leicht knubbelige Nase: stimmte.
    Völlig eingesunkene Brust: ähm, leider ja.
    Ein übertrieben ausstaffiertes, mit Spitzen überfrachtetes Kleid mit zu vielen Pailletten und Schleifen. Was …?
    Ich war sprachlos.
    Tatsächlich vollkommen sprachlos.
    Mein Blick irrte herum. Ich suchte nach Bodhi und Buttercup und fragte mich, ob sie sich irgendwo hinter mir befanden, fest entschlossen, mir Angst zu machen und eine Lektion zu erteilen, weil ich mir eine eigene Aufgabe gewählt hatte.
    Aber als ich mich wieder ihr, äh, mir, äh, ihm zuwandte, fing ich an, mich ernsthaft über dieses Kleid zu ärgern. Ich meine, im Ernst, ein albernes Firlefanz-Accessoire allein hätte doch schon gereicht, aber die Rüschen und Spitzen und Krausen und Schleifen und Knöpfe, die tatsächlich funkelten und glänzten … also, das war auf ganzer Linie zu viel des Guten.
    Außerdem wusste jeder, der mich kannte, dass ich mich in einem solchen Kleid nur tot – im wörtlichen Sinn! – sehen lassen würde. Also bedeutete das, dass Bodhi ernsthaft dazu entschlossen war, mich dafür zu bestrafen, dass ich seine Regeln ignoriert hatte, oder jemand, der mich offensichtlich überhaupt nicht kannte, hatte den Fehler begangen, mich total zu unterschätzen.
    »Entschuldigung«, sagte sie lächelnd und verwandelte sich in jemanden, dem ich noch nie zuvor begegnet war.
    Das glatte, blonde Haar wurde braun und lockig, die Augen nahmen anstelle des hellen Blaus ein tiefes Haselnussbraun an, die Nase wurde lang, und der Brustkorb erblühte und verwandelte sich in etwas Handfesteres als die bedauernswerte, eingesunkene Version davon, auf der ich sitzengeblieben war.
    In eine schwellende Brust, die ich niemals haben würde.
    Aber aus irgendeinem unerfindlichen Grund beschloss sie, dieses Kleid anzubehalten, das ich an ihrer Stelle als Erstes losgeworden wäre.
    »Damit kann man immer jemanden erschrecken. Wahrscheinlich bringe ich es deshalb nicht fertig, dem zu widerstehen.« Sie lachte auf eine Weise, die ihr Gesicht erhellte – melodisch und, na ja, sogar klingelnd . Ihr Blick veränderte sich nicht – er war immer noch unbeirrt und aufmerksam auf mich gerichtet. »Ich weiß, es ist ungezogen von mir, aber manchmal …« Sie sah sich um, und das in alle Richtungen. Ich meine, in sämtliche Richtungen. Ihr Kopf drehte sich in raschen Kreisen, und sie wand sich auf eine grotesk anmutende Weise, während sie ihre dünnen Arme um ihre unglaublich schmale Taille schlang. »Manchmal kann ich eben einfach nicht anders.« Sie sah mich wieder an, nachdem sie ihren Kopf zurückgedreht hatte, bis er in seine ursprüngliche Position eingerastet war. »Aber da ich sehe, dass du ebenso tot bist wie ich, werde ich mich fair verhalten. Ich werde diese Spielchen bleibenlassen. Oh, und bitte entschuldige meine schlechten Manieren. Mein Name ist übrigens Rebecca.« Sie lächelte und machte einen tiefen, damenhaften Knicks alter Schule. Als sie ihren Kopf vor mir nach unten beugte, tauchten noch weitere Bänder und Schleifen auf, die sich reihenweise über ihren Rücken schlängelten.
    Ich zögerte, immer noch leicht aufgewühlt von dieser Schwindel erregenden Vorstellung, und wartete, was sie sich jetzt einfallen lassen würde, was sie noch geplant hatte.
    Doch da nichts weiter passierte, nickte ich leicht und erwiderte: »Ich bin Riley.« Ich hoffte, das würde reichen, denn ich hatte keine Lust, einen Knicks vor ihr zu machen. Nicht jetzt, niemals.
    »Riley?«, wiederholte sie. Sie kniff die Augen zusammen, bis diese zwei Stecknadelköpfen glichen, aus denen alles Licht gewichen war. »Nun, verzeih mir, wenn ich das sage, aber ist das nicht ein Jungenname?« Sie neigte ihren Kopf zur Seite und starrte mich an. Ihre Augen verrieten in keiner Weise, was sie jetzt wirklich dachte. Und seltsamerweise war ich bei ihr, im Gegensatz zu den anderen toten Menschen, denen ich vor ihr begegnet war, nicht in der Lage, ihre Gedanken zu lesen. Irgendwie hatte sie einen Weg gefunden, sie vor mir geheim zu halten.
    »Sehe ich aus wie ein Junge?«, erwiderte ich, ziemlich angefressen von ihrer Bemerkung. Ich wollte sie wissen lassen, dass sie sich auf sehr dünnem Eis bewegte.
    Aber sie presste lediglich ihre Lippen aufeinander und zuckte anmutig die
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