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Rhönblut: Kriminalroman (German Edition)

Rhönblut: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Rhönblut: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Zeno Diegelmann
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wiederholt, hatte sich Kohler auch schon das Telefon gegriffen.
    »Klaus, das wirst du auf keinen Fall machen. Warte, bis wir da sind. Wenn was schiefläuft, bist du dran.«
    Natürlich hatte Kohler recht. Wenn er auf eigene Faust entscheiden würde und Hübner dabei etwas zustieße, würde Bornemann ihn dafür an die Wand nageln. Der Kommissar blickte zum Haus hinüber und beendete das Gespräch ohne ein weiteres Wort. Dann legte er das Telefon ins nasse Gras und schloss die Augen. Noch einmal holte er tief Luft, dann befahl er sich selbst: Los, geh schon!
    Er lief die letzten Meter geduckt in Richtung der Hauswand. Auf halbem Weg setzte das ein, was er nun am wenigsten brauchte: Sein Körper spielte ihm einen Streich. Wieder stach es in seiner Brust, und er musste kurz innehalten. Er sank auf die Knie undpresste sich die Faust gegen seine Brust. Der Schmerz legte sich zum Glück wieder, und er huschte weiter, bis er endlich die Holzveranda erreichte. Er orientierte sich kurz und ging tief gebückt die letzten Meter zur Hauswand. Mit dem Rücken an die Wand gepresst, schob er sich Meter um Meter näher in Richtung der Haustür. Als er sie erreicht hatte, legten sich seine Finger fester um den Griff seiner Waffe. Er drückte die Türklinke hinunter. Die Haustür schwang zurück, und er trat ein.
    Sofort wurde er von einer Welle des Ekels gepackt. Es stank widerlich. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen. In dem alten Haus knarzten die Bohlen. Seeberg hoffte, dass sie ihn nicht verrieten. Die Taschenlampe leuchtete immer nur einen schmalen Lichtkegel aus und flackerte erneut. Es ärgerte ihn, dass er die Batterien nicht gewechselt hatte, und er schüttelte genervt den Kopf.
    »Dann wollen wir uns doch mal umschauen«, sprach er leise zu sich selbst und schlich weiter. Er musste vorsichtig sein. Freitag war eine Mörderin, ihr Rachefeldzug sollte durch nichts und niemanden aufgehalten werden.
    Im Licht zeichnete sich eine nur angelehnte Holztür ab. Der Kommissar schob die Tür behutsam zurück. Sofort kroch ihm ein noch intensiverer Schwall des unverkennbaren Gestanks in die Nase. Er warfroh darüber, dass die Tür nicht quietschte, als er sie aufschob. Er leuchtete hinein und erkannte, dass dahinter eine alte Steintreppe in den Keller hinunterführte. Wie eine Katze zum Sprung bereit, ging er vorgebeugt weiter. Der Lauf seiner Waffe folgte dem Lichtkegel in alle Richtungen, in die er schaute. Doch niemand war zu sehen. Die Treppe machte einen Knick, und als er in deren Scheitelpunkt angelangt war, konnte er ein schwaches, bläuliches Licht ausmachen. Er löschte das Licht seiner Taschenlampe und drückte sich weiter an der Wand entlang. Dann erkannte er den Grund für das diffuse Licht. Von den Decken hingen Blaulichtlampen und spendeten ultraviolettes Licht für eine ganze Batterie der Teufelsblumen. Mindestens zwanzig der Pflanzen wurden hier gezüchtet. Freitags Rachefeldzug war also noch lange nicht beendet. An der gegenüberliegenden Seite befand sich eine alte Holzwand, von der zwei Türen abgingen. Unter der rechten lag lediglich ein dünner Streifen Dunkelheit, unter der linken Tür konnte man hingegen erkennen, dass in dem Zimmer Licht eingeschaltet war und sich jemand darin befand. Schatten huschten über den Boden.
    Vorsichtig schlich sich Seeberg näher heran und konnte durch einen Spalt der Holzwand erkennen, was im Zimmer vor sich ging. Ein nackter Mann lag auf dem Bett, die Arme und Beine gefesselt. Zwischenden gespreizten Beinen kniete Freitag mit dem Rücken zum Kommissar. Er konnte nicht sehen, was sie tat, aber er konnte ihre Stimme hören.
    »Schätzchen, wenn du dich wehrst, ziehst du die Schmerzen nur noch mehr in die Länge. Schätzchen, so hast du uns doch immer genannt. Erinnerst du dich noch?«
    Während sie das sagte, konnte Seeberg erkennen, wie Freitag irgendeinen Gegenstand immer wieder gegen den Körper des Mannes rammte. Der fleischige Körper federte zurück, und Freitag wiederholte das Ganze erneut.
    »Gefällt dir das? Das hast du doch immer so gerne gemacht, Schätzchen.«
    Für einen Moment konnte Seeberg den Kopf des Mannes sehen. Er war geknebelt, Schweiß schoss ihm in Strömen über die Stirn. Auch wenn man ihn aus dieser Perspektive nicht vollständig sehen konnte, erkannte er Hübner wieder. Freitag schien ihn bereits mit der Spritze betäubt zu haben. Er lag gefesselt auf dem Bett und bewegte sich nicht. Nur seine Augen tanzten voller Angst in ihren Höhlen hin
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