Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rhönblut: Kriminalroman (German Edition)

Rhönblut: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Rhönblut: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Zeno Diegelmann
Vom Netzwerk:
Doch er versuchte mit aller Macht, das Bild aus seinem Kopf zu verbannen, während er weiterfragte.
    »Warum haben Sie nicht die Polizei verständigt?«
    »Weil die Polizei vor Ort kein Interesse an einer Aufklärung hatte. Sie waren mit dem Wiederaufbau des Landes beschäftigt. Und negative Presse wäre das Letzte gewesen, was sie wollten.«
    In der kurzen Pause, die eintrat, setzten sich die Mosaiksteinchen des weiteren Ablaufs zusammen. Der Kommissar konnte es kaum glauben, mit welcher Akribie und Ausdauer Freitag ihren Plan über all die Jahre verfolgt und durchgeführt hatte.
    »Und da haben Sie beschlossen, dass Sie selbst zur Polizistin werden. Und haben all die Jahre darauf gewartet, Cunningham zu finden, um Rache zu nehmen.«
    »Ich wusste, dass es mir niemals möglich wäre, als Zivilistin an all die Informationen zu kommen, die nötig wären, um die Täter zu finden. Ich legte die Prüfung ab und trat in den Polizeidienst ein. Zunächst in Frankfurt, da wir dort eng mit allen anderen Ämtern zusammenarbeiteten und meine Schwesterdort beerdigt ist. Schließlich fand ich Cunningham. Nur saß der damals wegen Drogenhandels ein. Ich wusste, dass er mir die Namen der Freier verraten könnte. Ich musste also warten, bis er wieder auf freiem Fuß war.«
    »Und er hat Ihnen dann die Namen von den anderen verraten.«
    »Er hat wie ein kleines Kind geheult und sich in die Hosen gemacht. Aber er konnte sich nur noch an den Namen Pogatetz erinnern. Pogatetz, der Offizier mit der schönen Uniform von der deutschen Bundeswehr. Also war er der Erste auf der Liste. Ich ließ mich nach Fulda versetzen, da ich herausbekam, dass er dort lebte und weil er sich einmal mit Karstensen über diese Stadt unterhalten hatte. Karstensen musste sich also auch irgendwo in dieser Region tummeln. Und Pogatetz verriet mir dann, wo Karstensen sich genau aufhielt.«
    »Und von Karstensen bekamen Sie dann den Kontakt zu Hübner.«
    Freitag nickte. »Die anderen werde ich auch noch irgendwie finden.«
    Beide schwiegen für einen Moment.
    »Denken Sie, dass Ihre Schwester gewollt hätte, dass Sie Ihr Leben einfach so wegwerfen?«
    »Kommen Sie mir nicht mit dieser Psychoscheiße, Herr Kommissar. Ich bin es meiner Schwester einfachschuldig. Mir wurde nur meine Jugend genommen, ihr das ganze Leben.«
    »Sie werden es ihr aber auch nicht zurückgeben können.«
    Julia Freitag spielte mit dem Messer in der blutenden Wunde an Hübners Hals. Sie überlegte, dann lächelte sie.
    »Sie sind nicht alleine gekommen, nicht wahr, Seeberg?«
    »Nein. Die Verstärkung wird jeden Moment eintreffen. Es gibt kein Entkommen. Geben Sie auf.«
    »So kurz vor dem Ziel? Niemals. Sie müssen mich schon erschießen.«
    »Das werde ich auch, wenn es nötig ist.«

49.
    Endlich verstummte der Motor, und das Einsatzkommando verteilte sich über das Grundstück. Sie schwärmten um das Haus herum aus und gaben sich Handzeichen, die Ammer nicht deuten konnte.
    »Hier«, hielt Kohler ihm eine kugelsichere Weste entgegen. »Ziehen Sie das an. Es könnte hässlich werden.«
    Wortlos folgte Ammer dem erfahrenen Kollegen und fünf Männern der Spezialeinheit. Er sah sich um.Eigentlich wirkte alles sehr friedlich und ruhig. Nur die Gewissheit, dass der Kommissar sich bereits irgendwo hier in dem Haus befand und nicht mehr auf die Anrufe reagiert hatte, gab dem Ganzen einen beängstigenden Hintergrund. Er nahm seine Waffe und betrat mit den Männern das Haus. Sofort stieg ihm der Gestank in die Nase. Seeberg hatte recht gehabt. Immer mehr Uniformierte drängten herein und verteilten sich im Haus. Es war stockdunkel, und nur die aufgesteckten Lichter der Maschinenpistolen zerschnitten die Finsternis. Ein Teil der Truppe ging hinauf in das obere Stockwerk, ein anderer durchsuchte die Räume im Erdgeschoss.
    Dann knallte der Schuss einer Pistole im Haus, und alle blieben wie angewurzelt stehen. Jeder versuchte zu orten, woher der Schuss gekommen war. Der Anführer der Einheit deutete nach unten in Richtung Keller. Die ersten zwei Männer sicherten das Treppenhaus und winkten die anderen herbei. Ammer erkannte Licht am Ende der Treppe. Kein normales Licht. Eher wie in einem Operationssaal. Als Nächstes sah er die Gewächse unter den Lampen und Röhren. Sein Puls beschleunigte sich immer mehr, und seine Hände begannen zu schwitzen.
    Dann knallte ein zweiter Schuss.

50.
    Seeberg überlegte, wie viel Zeit wohl seit seinem Anruf bei Ammer vergangen war. Zehn Minuten? Zwanzig? Er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher