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Rhönblut: Kriminalroman (German Edition)

Rhönblut: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Rhönblut: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Zeno Diegelmann
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zur Uhr signalisierte ihm, dass es noch nicht zu spät war, um ein paar Bier trinken zu gehen. Irgendeine kleine Kneipe würde schon noch geöffnet haben. Er lenkte den Wagen vorbei an Stadtschloss und Dom, der in seiner Nachtbeleuchtung irgendwie bedrohlich wirkte. In Höhe des Paulustors musste er das Tempo drosseln, da nur einFahrzeug hindurchpasste und ihm ein Mercedes entgegenkam.
    Wieder kroch der Gedanke in ihm hoch, dass er sich durch die Verhaftung von Freitag zum Mittäter gemacht hatte. Ihm war der irritierende Gedanke, dass die restlichen Täter durch sein Mittun weiterhin unbehelligt ihrer kranken Neigung nachgehen konnten, schon im Krankenhaus gekommen.
    Er gab wieder Gas und fädelte sich auf der Leipziger Straße in den fließenden Verkehr ein.
    Sein Telefon klingelte.
    »Seeberg.«
    »Ich gratuliere. Sie sind also wieder zurück.«
    Die Stimme klang gebrochen, fast kränklich und mit einem ausländischen Akzent. Sie kam ihm bekannt vor. Doch er konnte sie nicht zuordnen.
    »Mit wem spreche ich?«
    »Jetzt enttäuschen Sie mich aber. Ich dachte, dass Sie meine Stimme nie vergessen würden, Commissario.«
    Commissario? Nur einer nannte ihn so. Reflexartig bremste er seinen Wagen mitten auf der Fahrbahn ab, so dass hinter ihm ein Wagen ausweichen musste. Doch der Kommissar bekam davon nichts mit und starrte ungläubig auf sein Telefon.
    »Petrov?«
    »Bravo, Commissario.«
    Was zur Hölle wollte ausgerechnet dieser Mann von ihm? Seeberg versuchte möglichst emotionslos zu wirken.
    »Ich werde das Gespräch jetzt sofort beenden.«
    »Nein, das werden Sie nicht, Commissario. Ich habe etwas für Sie, das Sie interessieren dürfte.«
    »Ich wüsste nicht, was das sein sollte. Schmoren Sie in der Hölle, Petrov.«
    Die Stimme am anderen Ende prustete belustigt los, doch wurde das Lachen direkt wieder unter einem rasselnden Husten begraben. Der Mann am anderen Ende schien schwer krank zu sein.
    »Oh, das werde ich. Ganz bestimmt sogar. Das werde ich sogar schon sehr bald, Commissario. Deswegen sollten wir auch keine Zeit verlieren.«
    »Mit was sollten wir keine Zeit verlieren?«
    »Mit unserem Gespräch. Kommen Sie zu mir. Hierher ins Gefängnis.«
    »Es gibt nichts auf der Welt, was ich weniger gern tun würde, als ihr gottverdammtes Gesicht noch einmal sehen zu müssen.«
    »Möchten Sie denn nicht wissen, warum ich Sie anrufe?«
    »Nein, eigentlich nicht. Sie sind ein kranker Mann mit einem kranken Hirn. Was auch immer in ihren Kopf vorgeht, es ist bedauerlich und erbärmlich. Ich möchte es nicht wissen.«
    Für Sekunden sagte niemand etwas. Der Kommissar hörte den schweren Atem des Mörders seiner Tochter. Dann setzte Petrov ein letztes Mal an.
    »Es interessiert Sie also nicht im Geringsten, wer der wahre Mörder Ihrer Tochter ist?«

Anstatt einer Danksagung möchte ich einige Hintergründe zu diesem Buch schildern:
    1. Das Erdbeben im Indischen Ozean vom 26. Dezember 2004 begann um 07:58 Uhr Ortszeit in West-Indonesien und Thailand und hatte auf der Richterskala eine Stärke von 9,1 mit Epizentrum 85 km vor der Küste Nordwest-Sumatras. Die ausgelösten Flutwellen (Tsunami) verursachten verheerende Schäden in den Küstenregionen am Golf von Bengalen, der Andamansee und Südasiens. Auch in Ostafrika kamen Menschen ums Leben. Insgesamt starben durch das Beben und seine Folgen etwa 230   000 Menschen, davon allein in Indonesien rund 165 000. Über 110   000 Menschen wurden verletzt, über 1,7 Millionen Küstenbewohner rund um den Indischen Ozean wurden obdachlos. Noch heute schätzt man die Zahl der Vermissten auf ca. 40   000–50   000 Menschen, darunter viele Kinder.
    2. Sieben Jahre nach dem verheerenden Tsunami im Indischen Ozean tauchte ein junges Mädchen namens Meri Yulanda im Dezember 2011 wieder bei ihren Eltern auf. Die Familie dachte, ihre Tochter sei einst in den Flutenums Leben gekommen, tatsächlich aber wurde die mittlerweile 14-Jährige jahrelang als sogenannte Bettelsklavin gefangen gehalten. Sieben Jahre lang glaubten die Eltern, Meri Yulanda sei tot – umgekommen in den meterhohen Flutwellen des verheerenden Tsunamis. Die Familie war während des Unglücks in der indonesischen Provinz Aceh am zweiten Weihnachtstag 2004 auseinandergerissen worden. Seitdem war das Mädchen spurlos verschwunden. Wie sich herausstellte, hatte eine alleinstehende Frau das damals siebenjährige Kind gefunden und bei sich nach der Katastrophe gefangen gehalten. Meri Yulanda gab an, dass sie von der
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