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Rheingold

Titel: Rheingold
Autoren: Stephan Grundy
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und jedes einzelne Haar damit zu bedecken.
    Unter Lokis brennendem Blick hätte sich jeder Sterbliche in Todesqualen gewunden, aber Wotan nickte nur kühl, bis Loki sich spöttisch vor dem Erhabenen und Hreidmar verbeugte. »Du hast einen hohen Preis für die Jagd in deinem Land«, bemerkte er, »ich hoffe, ich werde auf dem langen Weg nicht hungrig und töte einen anderen deiner Söhne in einem Kaninchenfell.«
    Fafnir hob drohend das Schwert und verzog wutschnaufend das Gesicht, aber Loki war bereits verschwunden. Fafnir blickte zu Wotan und Hörnir, die dunkel vor dem Feuer standen. »Ihr solltet den Göttern danken, daß ich töricht genug war, euch hier das Gastrecht zu gewähren, bevor ihr mir die Haut meines Bruders gezeigt habt. Ihr seid Mörder. Ich hoffe, der Fuchs kommt nicht rechtzeitig zurück... dann werde ich ihm das Fell über die Ohren ziehen und euch mit Freuden die Köpfe abschlagen. Ich...«
    Regin legte seinem Bruder eine Hand auf den Arm und drückte ihn fest. »Genug, Fafnir.«
    Die beiden sahen sich kurz an. Schatten glitten finster über ihre Gesichter. »So oder so, sie werden zahlen.«
    Fafnir betrachtete noch einmal das Otterfell. Die Flammen der Fackeln ließen es schimmern und goldene Flecken leuchteten in dem dunkelbraunen Pelz. Er dachte an den geschmeidigen Körper seines Bruders, der nackt im Fluß lag, die schlanken Beine und Arme baumelten ebenso leblos unter Wasser wie das feine Gesicht, das der tödliche Stein halb zerschmettert hatte. Wieviel Gold würde nötig sein, um seinen Platz zu füllen und wie groß wäre der Anteil eines Bruders?
    Langsam ließ er das Schwert sinken. »Ja«, sagte er, »sie werden zahlen.«
    Die Krieger schlossen wieder einen Kreis um Wotan und Hörnir. »Bring sie in eine der Vorratshütten«, befahl Hreidmar, »dort haben sie genug Platz.«
    »Und wenn sie das Getreide verderben?« fragte ein untersetzter blonder Mann und fuhr mit dem Daumen über den breiten Eichengriff seiner Axt.
    »Dann werden sie es bezahlen.«
    »Haltet ihr so die Gesetze des Gastrechts?« fragte Wotan freundlich und blickte auf die gezückten Waffen.
    Hreidmar erwiderte ungerührt seinen Blick.
    »Ihr habt dort zu essen und genug Decken. Ich habe euch noch nicht getötet, aber ich werde nicht mit euch an einem Tisch sitzen. Und ich werde euch nicht frei herumlaufen lassen, solange dieser seltsame Fuchs weg ist. Wenn ihr eine berechtigte Beschwerde habt, dann sind genug Männer da, um euch anzuhören.« »Wir wollen Frieden halten«, erwiderte Wotan. Die Krieger packten Wotan und Hörnir derb an den Armen und führten die Götter wie Verbrecher aus der Halle. In der Dunkelheit draußen sah niemand Wotan schattenhaft zufrieden lächeln.

3
DAS GOLD
    Kaum hatte Loki die Halle verlassen, glühte seine Gestalt wie Feuer, wurde im nächsten Moment zu einem Lichtfunken, und dann flog er schnell als Irrlicht durch den Wald. Winzige Flammen brannten als Signalfeuer hier und da über Goldklumpen im Boden; Loki konnte die dünnen glühenden Goldadern tief in der Erde spüren, die wie das kochende Blut eines Drachen durch den versteinerten Leib flossen. Er ließ sich lachend vom Wind treiben, leuchtete ganz nach Lust und Laune übermütig hier und da zwischen den dunklen Bäumen, aber er näherte sich zielsicher dem geheimnisvollen Glanz im Flußbett, wo der große, geheimnisvolle Schatz tief verborgen im Rhein lag.
    Das dunkle Wasser floß schnell dahin; das Irrlicht schwebte kurz im aufsteigenden Nebel, dann sank es hinunter, verblaßte und verschwand in der verborgenen Welt Unterwasser. Der Rhein umgab Loki wie ein kühler Wind. Er trug Fische und andere Dinge, brachte mit den nassen Fluten dunkle und hungrige Wesen, die tagsüber auf dem Grund lauerten und auf Jagd gingen, wenn die Sonne nicht mehr das Wasser und das Ufer erhellte. Glitschige Gestalten glitten auf Loki zu und schlängelten sich dann schnell an ihm vorbei, um seiner brennenden Berührung zu entgehen. Ein Sterblicher hätte vielleicht schöne Jungfrauen gesehen, die im Fluß unter den Wellen schwammen, aber jenseits der Grenzen irdischen Seins konnte sich wenig Dunkles vor Loki, dem Sohn der Riesen, verbergen. Und er, das tückische Feuer, wußte sehr wohl, wie wenig man dem Wasser trauen konnte. Er wäre vielleicht bei den Rheintöchtern zu einem reizenden Spielchen geblieben, aber das schimmernde Licht in der Tiefe lockte ihn weiter nach unten, wo der Schatz lag. Am Grund angelangt, fand Loki nur Sand und Algen, so
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