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Rheingau-Roulette

Rheingau-Roulette

Titel: Rheingau-Roulette
Autoren: Sia Wolf
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Verhüterlis ausgegeben.“ Caro kam auf die Terrasse und blickte entnervt auf ihre streitenden Töchter. Alexandra musste lachen.
    „Vielleicht solltest du noch einen Jungen nachlegen. Der wird dann der Hahn im Korb und die Mädels entspannen sich. Kennt man doch aus dem Büro!“
    „Na, wenn es nach Arno geht, dann lieber heute als morgen. Aber ganz ehrlich. Noch einmal so ein Geburtsmarathon wie bei Charlotte?“ Caro schüttelte den Kopf. „Ich glaube, ich bin nicht wirklich interessiert.“
    Schweigend und in stillem Einvernehmen saßen die Cousinen auf der Terrasse, streckten ihre Gesichter in die Sonne und hingen ihren Gedanken nach. Langsam fühlte Alexandra ihre Atemzüge ruhiger werden und gerade, als sie schon Realität und Traum nicht mehr unterscheiden konnte, machten sich an ihren Armen unangenehme Gefühle der Kälte breit. Unwillig rieb sie die Stellen, an denen die merkwürdigen Empfindungen auftraten, aber es hörte nicht auf. Unsanft wurde sie sich der Realität bewusst. Vor ihr stand Caro und bespritzte sie mit kaltem Wasser.
    „Iiiiehhh, was ist das?“
    „Eine kleine Erfrischung. Du schnarchst!“ Caro lachte sie frech an. „Ich hab dich jetzt schon zum dritten Mal gefragt, was du mit Oma Liesels Vermächtnis anfängst.“
    Alexandra gähnte. „Bin ich wahrhaftig eingeschlafen? Das muss die Gartenarbeit sein. Dieses Grundstück schafft mich.“
    Sie reckte sich. „Gib mir mal bitte das Wasser. Die Hitze macht mich zur Dörrpflaume.“
    „Na komm. So schlimm ist es? Hm. Dann sollten wir einen Callboy für dich organisieren. Wäre doch schade um dein doch noch recht junges Pfläumchen... Ich kenne da einen jungfräulichen Mann, der sicher interessiert wäre, eine alte Frau zu beglücken. Quasi Erfahrung gegen Erfüllung.“
    Caros Worte gingen in Gekicher über. Alexandra warf, ungeachtet der Tatsache, dass der Gartentisch voller Gläser, Flaschen und anderer Utensilien stand, ein Kissen über diesen Tisch nach ihrer Cousine, die sie knapp verfehlte, aber eine am Rande der Terrasse stehende kleine Palme traf und umwarf.
    „Frau Rabe, Sie sind einfach umwerfend.“
    Caro hob noch immer leise kichernd die Pflanze wieder auf und setzte sich. „Also Süße. Was ist nun? Weißt du schon, was du mit dem Grund und Boden von Oma machst?“
    Alexandra schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich. Ich habe absolut keine Ahnung, was ich mit dem Haus machen soll. Wenn ich mir die Räume anschaue, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass man da irgendwas Sinnvolles herausrenovieren kann. Und dann der ganze Kram, der da herumsteht. Gestern habe ich drei Säcke alte Kleider in einem Schrank gefunden. Das müssen Vorkriegsfummel sein. Im Keller und auf dem Dachboden bin ich noch gar nicht gewesen, das hab ich mich nicht getraut.“
    Caro blinzelte in die Sonne. „Ich kann mich dran erinnern, dass Mama mal was von einer ‚extremen Sammlerin’ im Zusammenhang mit Liesel erwähnt hat.“ Sie schüttelte den Kopf. „Du wirst nicht allein damit fertig. Nächste Woche sind die Mädels wieder regelmäßig in der Kita, dann kann ich dir helfen. Vielleicht ...“, sie zögerte, „vielleicht finden wir auch noch was von Mama.“
    Alexandra blickte sie an. „Meinst du, Liesel hat damals was übersehen?“
    „Ich hoffe immer noch irgendetwas zu finden. Bei so vielen Säcken wäre es ja möglich.“ Caro stand auf. „Ich hol mal Papier und Stift und dann machen wir eine To-do-Liste.“
    Caro verschwand im Haus und Alexandra blickte nachdenklich in den Garten, in dem die Mädchen selbstvergessen spielten. Seufzend wandte sie sich Caro zu, die mit einem großen Papierblock und einem Stift auf der Terrasse erschien und voller Aktivität die Schreibarbeit übernahm.
    „Entrümpeln!“
    „Das hatten wir schon!“
    „Ja, aber nur im Schlafzimmer. Jetzt kommt die Nähstube oben - oder was auch immer das für ein Zimmer ist.“
    „Also gut, als erstes entrümpeln wir das Schlafzimmer, dann das Nähzimmer. Was ist noch in dem Obergeschoss?“
    Alexandra überlegte. „Es sieht aus wie eine Abstellkammer, aber das muss mal ein Kinderzimmer oder ein Gästezimmer gewesen sein. Es ist voll Gerümpel gestellt, bis an die Tür. Weißt du das denn nicht? Wann warst du denn das letzte Mal bei Oma?“
    „Interessante Frage. Ich kann mich nicht erinnern.“
    Caro runzelte die Stirn. „Hm, wenn ich es genau nehme, hatte sie immer einen Grund, warum ich nicht reinkommen konnte. Und jedes Mal, wenn ich sie abholen wollte zum
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