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Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)

Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)

Titel: Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)
Autoren: Janine Höcker
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aus und stieß Nakezo mit einer ausladenden Handbewegung zur Seite. Der schmale Junge schnappte erschrocken nach Luft. Er stolperte zur Seite und fand sich liegend im Gras wieder.
    „Vater!“ Tasukazas helle Stimme schallte über den Übungsplatz. Saruhide bemerkte aus den Augenwinkeln, wie einige Menschen, die in der Umgebung ihrem Tagewerk nachgingen, für einen kurzen Moment ihre Aufmerksamkeit auf ihn lenkten.
    „Tasukaza, ich bin mehr als enttäuscht von dir. Du bist ein nichtsnutziger Verlierer und mit jedem Atemzug, den du tust, bringst du Schande über unsere Familie!“, presste Saruhide vor Wut bebend hervor. „Ach was sage ich. In der gesamten Kazeki-Provinz wird es niemanden geben, der so vollkommen ohne Talent ist, wie du. Vielleicht nicht einmal in ganz Yashadaido." Saruhide konnte kaum an sich halten, als er auf den schmächtigen Jungen blickte, der zu seinen Füßen lag – sein Sohn, der ihn schon so oft enttäuscht hatte. Verächtlich musterte er für den Bruchteil eines Augenblicks die Kleidung des Jungen, die ihn als Angehörigen des Karukami-Clans und als Sohn eines hoch angesehenen Adeligen des Dorfes kennzeichnete.
    Tasukaza trug einen lila gefärbten Kimono mit kurzen Ärmeln, darunter ein langärmeliges, weißes Hemd, das sich hauteng bis über seine Handrücken zog und darüber seine dunkelblaue Wappentunika, die ihm bis zu den Knien reichte. Seine Beine wurden von einem schwarzen Hakama bedeckt, den Tasukaza entlang der Unterschenkel mit weißen Bändern umwickelt hatte. Dazu trug er weiße Lederstiefel und einen grauen Umhang mit lila gefärbten Borden, der mit mehreren Wappensymbolen verziert war und die Zugehörigkeit des Jungen zu dem Dorf und seinem Clan verdeutlichte.
    All diese Symbole prangen wie zum Spott auf seiner Kleidung, grollte Saruhide. Als würden sie mir hohnlachend aufzeigen wollen, was für einen Versager ich zum Sohn habe.
    „Deine Mutter würde vor Scham vergehen, wenn sie noch lebte! Nicht zum Magier noch zum Krieger taugst du. Du eignest dich weder, um Novize in der hoch angesehenen Gilde der Youkai-Jäger zu werden, noch um dich in der Gilde der Verteidiger ausbilden zu lassen. Und so jemand wie du trägt das Wappen des Karukami-Clans, das Wappen Mikonuwas und das Siegel des Verbundes der Stürme. Du hast nicht eines davon verdient!“, donnerte Saruhide. Gleichzeitig bückte er sich, fasste Tasukaza grob am Kragen. „Steh endlich auf!“
    Tasukaza wurde ruppig auf die Füße gezerrt. Seine Tränen waren längst versiegt. Inmitten der grenzenlosen Enttäuschung über sein offenkundiges Versagen fühlte er Trotz und Zorn gegen seinen Vater aufsteigen.
    „Vater, ich ...“, versuchte er sich zu verteidigen, als Saruhide ihn von sich stieß und er zum Stehen kam.
    „Schweig!“ Saruhide warf einen Blick auf Nakezo, der im Begriff war, wieder aufzustehen. „Gib mir dein Schwert.“ Fordernd hielt er seinem Ältesten die offene Hand entgegen.
    Nakezo sprang auf die Füße und reichte das hölzerne Katana mit einer Verbeugung an den Vater weiter, während dieser Tasukaza befahl, seine eigene Waffe wieder aufzunehmen.
    Tasukaza blickte auf das Schwert zu seinen Füßen, eine Strähne seiner schwarzen Haare fiel widerspenstig ins Gesicht. Trotzig konzentrierte er sich einen Augenblick. Im gleichen Moment erhob sich die hölzerne Klinge, um nur einen Atemzug später in seiner Hand zu landen.
    „Magie wird dir nichts nützen“, fauchte Saruhide. Er wies Nakezo mit einem Kopfnicken an, ihm Platz zu machen und fügte hinzu: „Setze deine gesamte Kraft in den folgenden Kampf, Junge. Benutze all deine Schwertkünste und mache von mir aus auch von deinen magischen Fähigkeiten Gebrauch. Aber zeige mir, dass mehr in dir steckt als ein ewiger Verlierer!“ Saruhide hielt die Klinge angriffsbereit vor sich. Es war ein kurzes Schwert, eigens angefertigt für Kinderhände, und lag ungünstig in Saruhides Fingern. Doch er wollte Tasukaza nicht ernsthaft verletzen, und da er kein eigenes Holzschwert mehr besaß, verwendete er die Klinge seines Erstgeborenen. „Es wird einen einzigen Schlagabtausch geben. Nur einen, Tasukaza.“
    Tasukaza nickte. Fest entschlossen, dem Vater sein Talent zu beweisen, richtete er die Spitze seines Schwertes nach unten, gefasst auf einen Angriff und bereit abzuwehren. Er zog die Nase hoch und wechselte einen Blick mit seinem Bruder, dessen zwar angespanntes aber entschlossenes Gesicht ihm Mut zusprach. Nakezo war auf seiner Seite, das war er
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