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Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)

Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)

Titel: Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)
Autoren: Janine Höcker
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immer gewesen. Tasukaza war sich der Unterstützung seines älteren Bruders sicher.
    Ich bin kein Verlierer, Vater. Ich übe mich jeden Tag im Schwertkampf und in der Magie. Mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Unsicherheit blickte Tasukaza zu Saruhide auf. Ich werde dir beweisen, dass auch ich schon viel gelernt habe. Dann kannst du auch einmal stolz auf mich sein ...
    Ohne Vorwarnung riss Saruhide sein Katana in die Höhe. Er ließ es wie einen Falken, der sich auf seine Beute stürzt, über dem Kopf seines Sohnes kreisen. Entschlossenheit sprühte aus Tasukazas Augen, seine Blicke verfolgten jede Bewegung der Klinge, bereit, ihr auszuweichen.
    Saruhide aber täuschte den Angriff lediglich an. Er riss das Holzschwert hinterhältig zurück, um es gleich darauf wieder vorschnellen zu lassen.
    Die Spitze stieß gegen Tasukazas Kehle.
    Reaktionsschnell sprang der Junge zurück. Die Klinge wie eine Giftschlange vor sich sehend, ihre kühle Berührung auf seiner Haut spürend, versuchte Tasukaza, ihr durch einen behänden Rückwärtssalto auszuweichen. In diesem Moment versetzte ihm sein Vater einen Tritt. Der Junge verlor abermals den Halt. Sein Schwert landete in hohem Bogen neben Nakezo. Tasukaza prallte auf den Rücken.
    Keuchend versuchte er, sich wegzurollen, doch sein Vater stand bereits breitbeinig über ihm, die Spitze der Holzwaffe unbarmherzig an Tasukazas Hals gepresst.
    „So“, raunte Saruhide. „Du hast versagt – schon wieder. Wieder und wieder und wieder!“ Seine Stimme donnerte bedrohlich über den Platz.
    „Aber Vater!“ Der Druck auf Tasukazas Kehle veränderte seine Stimmlage. Schnaufend vor Anstrengung und bebend vor Erbitterung lag er im Gras. Er krallte die Finger in den weichen Boden und starrte trotzig in die dunklen Augen seines Vaters. Die Sonne über ihm lachte höhnend vom wolkenlos blauen Himmel herab. Tasukaza gewann den Eindruck, dass auch die Menschen, die sich zufällig in der Nähe befanden, über ihn lachten. „Vater, ich ...“ Frustration und Zorn ließen seine Stimme abebben.
    „Ich sagte doch, dass du ein Verlierer bist.“ Saruhide gefiel sich in der Position des strafenden Rächers. Wie ein König zu seinem Günstling sprach er mit seinem Sohn. Sein großer Schatten begrub den kleinen Körper des Jungen unter sich und die Klinge in seiner Hand wich keinen Fingerbreit. „Als Nakezo so alt war, wie du es heute bist, ist er in den Kreis der Sieben aufgenommen worden und war weit davon entfernt, noch ein Novize zu sein. Du bist noch nicht einmal Novize, Tasukaza. Und ich bin mir inzwischen auch ziemlich sicher, dass du niemals einer werden wirst.“
    Tasukazas Augen füllten sich erneut mit Tränen. Verzweifelt sah er zu Nakezo. Doch die Blicke des Bruders hingen einzig an Saruhide, so fand Tasukaza keinen Trost.
    Schon immer hatte sein Vater ihn spüren lassen, dass er untalentiert und längst nicht so sehr geachtet war wie sein älterer Bruder. Doch wenngleich Nakezo trotz seines jungen Alters bereits ein angesehenes und ausgebildetes Mitglied der Youkai-Jäger-Gilde des Verbundes der Stürme war, dem Kreis der Sieben angehörte und augenscheinlich eine große Karriere vor sich sah, hatte Saruhide seinem zweiten Sohn stets versprochen, immerhin das weniger geachtete und nur mit geringen Privilegien ausgestattete Handwerk eines Verteidigers erlernen zu dürfen. Trotz seiner geringeren Geschicklichkeit und seinen bedeutungsloseren Fähigkeiten, hatte sein Vater Tasukaza immer die Ehre erweisen wollen, ihn eines Tages in die Schule der Verteidiger Mikonuwas einzuschreiben.
    Hoffentlich ändert Vater seine Meinung, sodass ich endlich Novize in der Verteidiger-Gilde werden kann. Ich muss doch eine Gelegenheit bekommen, mich zu beweisen.
    „Tasukaza, ich glaube kaum, dass ich dir länger gestatten kann, dich zum Verteidiger ausbilden zu lassen.“
    „Vater ...“ Bleichheit fiel wie Schnee auf seine Wangen, Entsetzen spiegelte sich in Tasukazas Augen.
    „Selbst wenn die Verteidiger des Verbundes der Stürme weit weniger angesehen sind, als die Youkai-Jäger, sucht auch diese Vereinigung fähige Mädchen und Jungen, um sie auszubilden. Für Nichtskönner haben auch die Verteidiger keine Verwendung. Schließlich sind sie die Rückversicherung, Mikonuwa und die anderen Dörfer des Verbundes im Falle eines Angriffs zu verteidigen und ihre Einwohner zu beschützen. Du kannst dich nicht einmal selbst vor den nur angedeuteten Attacken deines Bruders beschützen. Wie willst du dann
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