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Revierkönige (German Edition)

Revierkönige (German Edition)

Titel: Revierkönige (German Edition)
Autoren: Daniela Gerlach
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Und woher soll der das wissen?“
    „Das brauch dich nich zu wundern, du kennst den doch. Der turnt zwar in Köln oder oder sonstwo rum, aber das heißt ja nich, dass der nich weiß, was hier los iss.“ Dann fügte sie langsam hinzu: „Irgendwann war der mal in München.“
    „Ach ja? – Wann denn?“
    „Weiß ich nich. Iss das noch wichtig?“
    „Ne.“
    „Das iss auch ne Type der Freese! Ich bin froh, dass der weg iss. Oder vermisste den etwa? Ihr wart ja oft zusammen.“
    „Vermissen bestimmt nich, aber manchmal hatte der son Humor, den ich gut fand. Und der hat sofort alles begriffen, der hatte son scharfen Verstand, so was kannste suchen hier. Wenner bloß nich so getratscht hätte. ´N falsches Aas war das. Glaub ich jedenfalls.“
    Der Freese in München, das konnte er sich überhaupt nicht vorstellen. Das passte gar nicht. Was hatte der da gewollt?
    „Ich weiß immer noch nich, was ich nächsten Samstag anziehen soll“, meinte Martina auf einmal und stand auf.
    Unwichtige, lächerliche Dinge sind es, die Ärger auslösen und ihn auch wieder vertreiben können. Spargel spürte die Anspannung wie ein leises Bohren in sich, aber langsam ließ es nach. Das Bittere kann man runterschlucken, verdauen und ausscheiden. „Ich kann das einfach noch nich glauben, dass der Motte heiratet. Der Motte! Und dann noch mit dem Baby. Ich hätte mir so was nich angetan.“
    „Du bist ja auch nich der Junge mit dem goldenen Herzen. Der steht eben zu seiner Moni“, sagte Martina. Da schwang etwas Vorwurfsvolles mit.
    „Trotzdem, der Motte als Ehemann und Vater, und noch nich mal sein eigenes Kind. Ich kann mir das einfach nich vorstellen. Der sieht immer noch so aus, als wärer grade erst aus der Lehre gekommen. Na ja, ich gönn ihm ja sein Glück, aber jetzt iss vorbei mit einfach beim Motte vorbeigehen und abhängen.“
    „Iss sowieso kaum noch einer da. Der Freese iss weg, der Frank fast nur noch in Essen, der Bert geht noch seltener raus als früher, und der Migge, der iss noch extremer geworden, seit der Hansi verschwunden iss, der grüßt einen kaum noch, wenn er einen sieht, ich glaub, der schnappt langsam über. Manchmal glaub ich, der bringt irgendwann mal einen um. Trau ich dem zu. Und wenn der Horst seinen Laden ma dichtmacht, dann kriegt den doch keiner mehr raus aus der Knüste da, wo der wohnt, ohne Auto. Es ändert sich eben alles, Spargel.“
    „Ja“, sagte er traurig.
    Es tat ihr leid. „Ich such jetzt ma was aus meiner Kleiderkiste raus. Du musst mich beraten. Ich glaub, ich hab schon wieder zugenommen. Kuck dir mal die Colts hier an!“, sagte sie und klopfte lachend auf ihre Hüften. Martina war echt lustig.
    Eine Stunde. Es kann sich vieles verändern in kurzer Zeit. Die Musik, alles, was man in einem Raum wiederfinden kann, das Dope, das Lachen. Es würde passieren wie etwas Selbstverständliches. Ohne nachzudenken, weil es jetzt einfach so war. In der Dunkelheit erinnerte er sich wieder daran, dass Martina einen großen, geräumigen Mund besaß. Nicht diese kleine Mundhöhle und kleine Zunge ..., ihre nassen, sehr roten Lippen danach ..., das war etwas gewesen, was Zeit und Raum sprengte, ihre Hände auf ihm, so wie sie hatte ihn noch nie jemand berührt. Außen und innen. Unfassbare Gefühle im unendlichen Universum, ewig und weit weg, ewig weit, unerreichbar. Martina, die gute Seele, seine Freundin, sie empfing ihn, sie öffnete sich und wärmte ihn, und wenn er auf ihr lag, fühlte er, dass ihr Körper seinem Gewicht standhalten würde. Warum sollte er nicht hierbleiben?
    Am nächsten Morgen ging er den gleichen Weg zurück, wie immer schon. Zurück in seine gut gelüftete Wohnung, wo er erst mal die Heizung anschmeißen, was frühstücken, den ganzen Tag vor sich haben würde, wo er vielleicht John Coltraine auflegen könnte. Genau da.
     
    Wir nähern uns dem Ende.
    Eines Tages war Olaf Keune auf dem Weg zum Postamt, um seine Telefonrechnung zu bezahlen. Da kam ihm auf dem Bürgersteig ein Typ entgegen, der ihm irgendwie bekannt vorkam. Er war noch gut zwanzig Meter von ihm entfernt, aber etwas an ihm hatte seine Aufmerksamkeit erregt und er fragte sich, was das war. Der Typ trug seine Haare wie in den Siebzigern, gestuft und fast bis auf Schulterlänge, so ähnlich wie der Sänger von Smokie, ein hellbraunes Lederblouson mit Stoffapplikationen, ziemlich auffällig, und enge hellblaue Jeans. Doch das Merkwürdigste war sein Gang. Da fiel Olafs Blick auf die auberginefarbenen, hell
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