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Revelations

Revelations

Titel: Revelations
Autoren: Carsten Fischer
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davongewehten Heudächern, ein paar verfallene Scheunen, verrottete Traktoren, Erntemaschinen und Lastenanhänger. Das Farmland um sie herum war offenbar noch nicht vom Imperium erschlossen und vorerst dem Wildwuchs überlassen worden. Die Landstraße war vor einigen Kilometern abgebogen und der alte Feldweg, dem Cassidy langsam folgte, hatte schon jahrzehntelang kein Fahrzeug mehr gesehen. Niemand verlief sich zufällig an diesen Ort und zum ersten Mal seit ihrem Aufbruch schwieg Michelle.
    »Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?«, fragte Cassidy nervös.
    »Nein«, antwortete Jiao, während sie geistesabwesend auf einem glänzenden E-Paper herumtippte. »Ohne die Satelliten haben wir nur Schätzwerte. Wir sind zumindest in der Nähe und andere Häuser seh ich nirgendwo.«
    Die alte Frau schwieg noch immer, doch nun spitzte sie ihre Ohren. Worte wie Satellit hatte sie schon dreiundzwanzig Jahre lang nicht mehr gehört und hochentwickelte Technik wie Jiaos Zauberkarte kannte sie noch aus ihrer Jugend. Auf einmal erschienen ihr die einfachen Wegelagerer interessant genug, um ihrer Aufmerksamkeit würdig zu sein. Bevor sie jedoch die Frage nach ihrer Herkunft wiederholen konnte, stoppte Cassidy den Pritschenwagen vor einem Baumstamm, der ihnen mitten auf der Straße den Weg versperrte.
    »Endstation«, murmelte sie und blickte argwöhnisch aus dem Seitenfenster. »Leon!«
    »Ja ja«, brummte es von der Ladefläche.
    Leon hatte seit ihrer Einfahrt in das verfallene Dorf aufrecht hinter der Fahrerkabine gestanden und war bereits im Bilde. Zusammen mit Arthur kletterte er vom Laster. Gemeinsam wuchteten sie den Baum von der Straße und nutzten die Chance, sich zu Fuß umzusehen. Dabei entdeckte Leon etwas, das er für ein Ortseingangsschild hielt, und das von verholzten Sträuchern verdeckt worden war. Zum Vorschein kam jedoch das Symbol einer Frau mit Augenbinde, das Cassidy bereits von Jades Amulett kannte. Als er es freilegte, stockte Michelle im Führerhaus der Atem.
    »Wir müssen sofort umkehren!«, stammelte sie.
    »Warum? Was bedeutet das?«, fragte Cassidy.
    »Das hier ist eine verbotene Zone der Bacchae!«, raunte die alte Frau. »Wer sie betritt, wird vom Erdboden verschluckt!«
    »Großartig!«, erwiderte Jiao. »Dann sind wir hier ja goldrichtig.«
    Michelle starrte sie kreidebleich an. Arthur hingegen rollte Leon gegenüber mit den Augen und machte deutlich, dass er nichts von solchem Aberglauben hielt. Trotzdem blickte er misstrauisch auf die verfallenen Gebäude vor ihnen, während er mit Leon zu Fuß die Siedlung betrat. Cassidy folgte den beiden mit einigen Metern Abstand.
    Die Fensterscheiben lagen zerbrochen im Inneren der Häuser und alle bis auf eines waren bei einem Brand zerstört worden. Nirgendwo ein Lebenszeichen. Der gesamte Ort schien seit vielen Jahren unangetastet geblieben zu sein. Auf ihrem Weg entdeckten sie drei weitere Bacchaesymbole, die Michelle das Blut in den Adern gefrieren ließen. Seit ihrer Ankunft hatte sie kein Wort mehr hervorgebracht, was inzwischen auch den anderen Sorgen bereitete.
    »Oh ... verdammt!«, rief Leon beim Betreten einer Scheune plötzlich. »Was zum Henker haben die hier gemacht?«
    Auf dem Boden stapelten sich ungefähr zwanzig Leichen, die nur noch anhand der verwesenden Knochen als Menschen identifiziert werden konnten. Ehe sie den Haufen jedoch genauer zu untersuchen vermochten, knackten überall um sie herum trockene Äste, klickten Gewehrsicherungen und raschelten schwerbewaffnete Kämpfer aus dem hohen Steppengras. Leon fühlte seine Kopfschmerzen zurückkehren und knurrte gereizt, während er sein Gewehr vom Hals nahm und an zwei Fingern zu Boden sinken ließ. Cassidy und Jiao folgten seinem Beispiel und stiegen vorsichtig aus dem Laster aus. Arthur stellte sich schützend vor seine Frau, die sich im Angesicht der sicariianischen Truppen zum Atmen zwingen musste, um nicht ohnmächtig zu werden.
    »Dein Hubschrauber hat aber abgenommen!«, rief plötzlich eine bekannt hochnäsig klingende Frauenstimme. Kurz darauf trat Jade zwischen ihren Männern hervor, was bei Jiao einen Seufzer der Erleichterung auslöste. Arthur und Michelle hingegen wirkten nun noch eingeschüchterter als zuvor. Die Soldaten senkten die Gewehre und Jade blickte die Neuankömmlinge skeptisch an.
    »Was ist passiert?«
    »Die haben Butch ermordet!«, platzte es aus Cassidy heraus. Sie hatte inzwischen von Angel und Faith gelernt, dass die Bacchae auch nur Menschen waren und
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