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Revelations

Revelations

Titel: Revelations
Autoren: Carsten Fischer
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nach Norden zeigte. »Da vorn verläuft eine Straße. Etwa fünf Klicks. Von da aus reisen wir per Anhalter weiter!« Er atmete einmal tief durch und fügte hinzu, »Und nimm endlich die verdammte Brille ab. Du verbrauchst nur unnötig Strom!«
    Anschließend half er Jiao beim Aufstehen, legte ihren linken Arm um seine Schultern und lief los, ohne sich weiter um Cassidy zu kümmern. Nach gut einhundert Metern stoppte er und drehte sich zusammen mit der ächzenden Asiatin zu dem Hubschrauberwrack um.
    »Willst du? Oder soll ich?«
    Jiao funkelte ihn erbost aus den Augenwinkeln an und griff nach einer kleinen Fernbedienung in seinen Händen. Ehe Cassidy verstand, worum es den beiden ging, drückte sie auf einen der Knöpfe und einen Sekundenbruchteil später explodierte der abgestürzte Hubschrauber plötzlich.
    »Verzeih mir«, hauchte Jiao.
    Cassidy war sich nicht sicher, ob sie Sergej oder ihr zerstörtes Himmelsschlachtschiff Adam meinte, das ihr über viele Jahre wie ein geliebtes Haustier ans Herz gewachsen war. Wahrscheinlich galten ihre Worte beiden zugleich.
     
    ***
     
Fünf Kilometer hatten nach einem gemütlichen Spaziergang geklungen, aber fünf Kilometer durch die unebene Steppe mit ihren verholzten Sträuchern und scharfkantigen Steinen dauerten gleich viermal so lang. Fünf Kilometer durch die unwirtliche Landschaft mit einem verstauchten Fuß und es wurden schnell ein paar Stunden daraus, ehe Cassidy erschöpft neben der aufgeplatzten Landstraße zusammenbrach. Leon hatte mittlerweile seinen Rucksack um den Bauch gehängt und trug Jiao auf dem Rücken, um zügiger voranzukommen. Als auch er endlich die Straße erreichte, folgte er Cassidys Beispiel, ließ seine Passagierin im Straßengraben absteigen und legte sich anschließend keuchend neben den heißen Asphalt.
    »Und jetzt?«, ächzte Cassidy, während sie blind in ihrem Rucksack nach den Wasserflaschen suchte.
    »Wir warten ...«, antwortete Leon hechelnd. »... bis uns ... mitnimmt.«
    »Einfach so?«, erwiderte Cassidy ungläubig.
    Die abgehackten Sätze machten deutlich, wie entbehrungsreich die vergleichsweise kurze Wanderung durch die heiße Steppe gewesen war. Jedes Wort schmerzte in ihren ausgetrockneten Kehlen.
    »Einfach so«, bestätigte Leon. Er löste die Träger seines Rucksacks und stieß das schwere Gepäck von seiner Brust. »Wie geht‘s dem Fuß?«
    »Eis. Ich brauch Eis!«, hörte er Jiao aus dem Straßengraben rufen. Leon begann leise zu lachen.
    »Ich auch!«, rief er zurück. »Maxwell! Drei Mal Eis!«
    Es dauerte nicht lange, da lachten Jiao und Leon lauthals und zeigten gen Himmel, wo mit Sicherheit eine Aufklärungsdrohne über ihnen kreiste, die ihre Bestellung aufnehmen sollte.
    Sie wussten nicht, ob sie erst Minuten oder bereits Stunden regungslos in der heißen Sonne lagen, als Cassidy verträumt den Kopf zur Seite legte und mit den Augen blinzelte.
    »Hey«, hauchte sie heiser aus ihrer trockenen Kehle. »Da kommt was auf uns zu!«
    Leon kniff die Augenlider zusammen und versuchte, die verschwommenen Bilder der spiegelnden Straßenoberfläche zu deuten. Sie hatte Recht! Es näherte sich tatsächlich ein Auto. Stöhnend kniete er sich auf den Boden, griff nach seinem Gewehr und zwang sich aufzustehen.
    »Du gibst mir Deckung!«, befahl er Cassidy und zeigte auf einen Strauch im Straßengraben.
    »Warte mal!«, warf sie protestierend ein. »Wolltest du die nicht einfach nur fragen?«
    »Deckung!«, wiederholte Leon grollend seine Anweisung. Der uralte Pritschenwagen hatte sie beinahe erreicht und Cassidy versteckte sich widerwillig hinter dem Gebüsch. Leon stellte sich unterdessen mitten auf die zweispurige Straße. Er entsicherte sein Sturmgewehr, gab drei Schüsse in die Luft ab und zielte anschließend auf den langsamer werdenden Transporter. Durch die Frontscheibe konnte er zwei aufgeregt miteinander gestikulierende Passagiere erkennen, die sich schließlich darauf einigten, mit erhobenen Händen auszusteigen. Im Freien wirkten sie wie ein altes Ehepaar, so als hätte Leon Paul und Martha gestoppt. Selbst der Gewehrlauf vor ihnen schien die beiden nicht von ihren Streitereien abhalten zu können.
    »Du und deine Abkürzungen!«, giftete die ältere Dame. »Ich hab dir gesagt, du sollst die Hauptstraße nehmen!«
    »Damit diese Halsabschneider uns auch noch die letzten Sicar bei ihren sogenannten Zollkontrollen abnehmen können? Niemals!«, fluchte der Fahrer zurück.
    »Die lassen uns wenigstens den Wagen! Wie
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